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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 55. Band Nr. 6
Der Einfluß des Menschen.
Man sollte meinen, daß in diesem ursprünglichsten Gebiet des ganzen Niederelbwatts der Menscb
an dem Ablauf der Geschehnisse keinen Anteil hat. Und doch ist dem so. Mittelbar und unmittelbar.
Mittelbar, indem er durch Baggerungen und Stromregulierungen die Gezeitenströme in eine andere
Richtung lenkt. Dadurch werden die natürlichen Vorgänge des Aufwuchses und Abbruchs in weitem
Maße beeinflußt. So können z. B. Baggerungen sowohl einen Auf- und Anwuchs als einen Abbruch
zur Folge haben. Bei der Ausbaggerung des Steinlochs im Juni 1934 steigerte sich der Aufwuchs ganz
beträchtlich. Denn viel von dem Baggergut geht im Wasser verloren und wird von der Strömung mit
fortgerissen. Diese Anreicherung von Sinkstoffen ist unnatürlich; ein Teil muß wieder abgegeben
werden und kommt den benachbarten Watten und Sander» zugute. So wurden im Laufe weniger
Wochen auf dem Ostabhang von Juelssteert mehr als 15 cm mächtige Schichten abgelagert, die
zweifellos von der erwähnten Baggerung herstammten, da sie wie diese große Mengen marinen
Materials enthielten. Auf den übrigen Teilen war auch nur eine annähernde Schätzung des dadurch
verursachten Aufwuchses ausgeschlossen. Aber sicherlich hat das ganze Gebiet der Binnenelbe seinen
Anteil bekommen, was am plötzlichen Auftreten der Foraminiferenschalen festgestellt werden konnte.
Andererseits können Baggerungen einen großen Einfluß auf de»» Abbruch haben. In derselben kurzen
Zeit dehnte sich die Abbruchkante am Bishorster Sand um 150 m nach Norden aus.
Daß die Brandung, die von den Dampfern herrührt, ei»» Werk des Menschen ist, ist schon gesagt
worden.
Einen unmittelbaren Einfluß auf den Aufwuchs der Watten hat der Mensch, indem er zur Be
schleunigung der Aufschlickung und zum Schutz des Ufers Bauten errichtet.
Wer mit einem Schiff die Elbe herabfährt und die Wattinseln überschaut, der wird nicht ahnen,
daß verborgen im Schilfsumpf des Aubergs und Buhnenbergs Schlickfänger sich hinziehen. Diese
bestehen aus zwei Reihen von Tannenpfählen, deren Zwischenräume mit Reisig ausgefüllt sind.
Große Granitblöcke hindert das Reisig am Auftrieb; das Ganze ist mit Draht verschnürt. Eher schon
ist der Eiswall zu erkennen, der die winterlichen Eisfluten von den Bandweidenpflanzungen ab
halten soll.
Eine außerordentlich starke Veränderung haben die Abdämmungen der „Löcher“ hervorgerufen.
Innerhalb weniger Jahre sind diese bis weit über M.N.W. auf geschlickt. Eine Abdämmung des
Dwarslochs würde sicherlich die Verlandung der ganzen Binnenelbe zur Folge haben.
Einen geringen Schutz bieten auch die Fischbuhnen, doch haben sie für den Anwuchs keine
Bedeutung. Denn der sommerliche Anwuchs wird im Winter durch Abbruch wieder ausgeglichen,
weil die Buhnen zum Teil im Herbst abgebrochen, zum Teil vom Eis zerstört werden.
Die wichtigsten, natürlichen Oberflächenformen.
Die Rieselmarkeu.
Rieselmarken im Watt sind etwas sehr häufiges. Ich verstehe darunter die parallelen oder fluß
ähnlich verzweigten Systeme, die auf stärker geneigten Flächen durch das Fließen von Wasser aus
wasserübersättigtem Sediment oder den mehr oder weniger flächenhaften Abfluß von athmospliäri-
schem Wasser entstehen.
Der Entstehung nach können wir also unterscheiden zwischen atmosphärischen und liydro-
sphärischen Rieselmarken.
Atmosphärische Rieselspuren. Sie treten verhältnismäßig häufig auf. Sie entstehen
bei Regenfällen. Leichte und schnell vorübergehende Regenfälle lassen in der Regel nur ein Tropfen
feld entstehen. Sobald sie aber stärker werden oder gar in Wolkenbrüchen übergehen, tritt ein
Übergang vom Tropfenfeld in Rieselfeld ein. Es kann sogar zu kleinen Prielbildungen kommen. Bei