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Full text: 55, 1936

Dittmer: Vorland und Watten zwischen Steinloch und Dwarsloch. Ein Beitrag zur Kenntnis des Niederelbwatts 31 
Der Wind. 
Der Wind ist insofern an der Oberfiächengestallung beteiligt, als er einen bedeutenden Einfluß auf 
die Gezeitenbewegung hat, ebenso auf den Wellengang. 
Als Transportmittel von sandigem Material kann er vollständig vernachlässigt werden. An keiner 
Stelle ist es ihm möglich, Sand herauszublasen, wenn wir einmal von den Dünen Pagensands ab- 
sehen, von denen gelegentlich in trockenen Wintern bei starkem Wind Sandmassen herübergeweht 
werden, die aber, mengenmäßig betrachtet, ganz unbedeutend sind. 
Das Eis als zerstörende und aufbatiende Kraft. 
Die Eisverhältnisse auf der Elbe sind in den einzelnen Jahren sehr verschieden. Eisreiche Jahre 
wechseln mit eisarmen Jahren oder solchen, in denen es überhaupt kein Eis gibt, ab. Deshalb ist es 
unmöglich, aus den Beobachtungen eines einzelnen Jahres auf die Stärke der Eiswirkungen zu 
schließen. Es soll hier nur allgemein betrachtet werden, welchen Einfluß das Eis haben kann. 
Die Eisbildung geht naturgemäß von den Rändern und den hochgelegenen Watten aus. Der Boden 
wird während der Ebbe stark durchkühlt, ebenso bei Hochwasser das Wasser, das ja nur in geringer 
Mächtigkeit darüber steht. Bei starkem Erost geht nun die Eisbildung nicht nur von der Oberfläche, 
sondern auch von dem stark durcbkühlten Boden aus (Kammeisbildung). Die Eisdecke friert an den 
noch vorhandenen Pflanzenresten lest, und bei fallendem Wasser tritt auch eine Verbindung von 
Eisdecke mit Kammeis und Wattboden ein. Beim Steigen des Wassers hebt dann der Auftrieb Eis 
und Bodenmaterial empor, neue Eisschichten bilden sich u.s.l. Auf diese Weise können Eisblöcke ent 
stehen, die eine ganze Anzahl von Schlick- oder Sandschichten in sich aufgenommen haben. Quadrat 
meter große Fetjen können vom Untergrund losgerissen werden. Dieser Vorgang bedingt also eine 
ilächenhafte Abtragung. 
Bei Temperaturen wenig unter (J Grad bildet sich an der Oberfläche über den höchstgelegenen 
Wattgebieten keine feste Eisdecke, da der Zuwachs der Eisschicht nicht so schnell fortschreitet wie 
das Wasser sinkt. Voraussetzung ist, daß das Eis durch Vegetationsreste am Absinken verhindert 
ist. Es bilden sich bei diesem Vorgang unter Umständen sehr dicke Schichtpakete von einzelnen Eis 
lamellen*), so daß das Ganze wie ein Blätterteig aussieht. Die einzelnen Lamellen sind oft nur Bruch 
teile eines mm stark. Von besonderer morphologischer Bedeutung ist diese Art von Eisbildung wohl 
kaum, aber bei der nächsten Flut sind die daraus hervorgehenden Spülsäume eine auffallende Er 
scheinung. 
Außer durch Losreißen von Bodenmaterial wirken die größeren Eisblöcke beim Transport über 
die flachen Watten auf den Untergrund und das Ufer erodierend, besonders air Steilküsten, während 
sich am flach absenkenden Strand sich meist eine Eispackung bildet, die im Gegenteil noch Schutz 
gewährt, so daß es hier zu mehr oder weniger starker Schlickablagerung kommt. Katastrophal wird 
die Wirkung erst, wenn Stürme eintrelen, die die Schollen zu hohen Bergen auftürmen und auf das 
Vorland schieben. Aber einerseits sind die Zerstörungen sehr stark, andererseits kommt, falls das 
Eis auf dem Vorland oder dem Watt liegen bleibt, das ausschmelzende Bodenmaterial diesem zugute. 
Bis zu 10 bis 15 cm mächtige Schlickschichten habe ich im Frühjahr 1034 gemessen. Die Struktur 
des Bodens bleibt dabei fast ganz erhalten. Die Schichtung ist auch nachher noch gut zu erkennen, 
wenn auch durch den Einfluß der Atmosphärilien bald eine Auflockerung und ein Zerfall in krüme 
lige Struktur eintritt. Gut erhaltene Rippein, wie sie G. Eber lei (4) beschrieben und abgebildet hat, 
habe ich nicht beobachtet. Doch sind die eckigen Umrisse der Schlickfladen ganz dieselben. 
Auffallend ist häufig der große Reichtum an Mollusken, besonders von Sphärium und Limnaea 
ovata, so daß durch Eistransport eine Steigerung des Kalkgehaltes im Vorlandboden bewirkt wird. 
In abnorm kalten Wintern, z. B. Winter 1928/29, ist das ganze Gebiet auf dem Gleithang der 
Elbe von Juelssand bis zum Steinloch von Festeis bedeckt. Der Ebbstrom sorgt dafür, daß die Eis- 
*) Vergl. E. Wohlenberg (36). Verf. beschreibt den gleichen Vorgang vom Seevvasserwatl.
	        
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