Dittmer: Vorland und Watten zwischen Steinloch und Dwarsloch. Ein Beitrag zur Kenntnis des Niederelbwatts 27
Das Zwisclienstromgebiet.
Das zwischen Elbe und Binnenelbe gelegene Gebiet unterscheidet sich sowohl der Lage wie
seiner Entstehung und seinem Aufbau nach vom Hungrigen Wolf. Es bildet die Fortsetzung der Insel
reihe, die sich von Wedel bis Pagensand hinzieht. Die Lage des Drommels, wenn wir darunter die
ganze Wattinsel verstehen, im Schutze Juelssands und die Lage auf dem Prallhang der großen Elb
schlinge als auch das von links nach rechts und umgekehrt gerichtete Gefälle bei Ebbe und Flut
haben zur Hauptsache zu seiner Entstehung beigetragen.
Drei große Teillandschaften lassen sich ohne weiteres abtrennen.
Das freie Sandwatt.
Es ist das Gebiet von Juelssteert und die jüngste Bildung im ganzen Gebiet. Charakteristisch ist
die sandige Fazies, die von den Gezeitenströmungen bedingt ist. Bei von N nach S gerichteten Strö
mungen würden die Verhältnisse zweifellos wesentlich anders liegen. Die völlige Vegetationslosigkeit
und die typischen Überflächenformen, die Rippein, trennen diesen Teil des Watts von dem „Schal
le n w a 11“, das, „entwicklungsphysiologisch“ gesehen, die nächste Stufe im Werden
des neuen Landes darstellt. Der Übergang erfolgt über den schmalen Streifen der Vegetationsinseln,
so daß eine scharfe Grenze nicht vorhanden ist. Es ist nicht nötig, noch einmal die Vertreter der
Pflanzenwelt zu nennen, die das Bild des Schallenwatts bestimmen. Der Einfluß des Menschen macht
sich hier bereits bemerkbar. Die Abdämmung der Löcher und der Bau von Schlickfängern auf
Buhnenberg und Auberg haben viel zur beschleunigten Aufhöhung beigetragen, ohne indes im Land
schaftsbild besonders hervorzutreten.
Die Kulturhallig.*)
Der Eiswall auf dem Auberg stellt eine doppelte Grenze dar. Mit ihm hört das Watt auf, mit ihm
hört auch die natürliche Landschaft auf. Die Anlage von künstlichen, regelmäßigen Entwässerungs
systemen, die Bepflanzung mit Bandweiden stempelt den südlichen Teil des Auberges wie Drommel
und Teufelsberg zur reinen Kulturlandschaft, wenn auch der natürliche Vorgang der Sedimentablage
rung in Grüppen und Gräben wichtig ist für das letzte Stadium der Entwicklung, das auf Juelssand
erreicht ist, das Kulturwiesenvorland.
Die Wattinseln der Binnenelbe sind eine Nachbildung des Drommels im kleinen, so daß hier
nicht näher darauf eingegangen zu werden braucht.
Damit schließt der erste Teil, der eine allgemeine morphologische und landschaftskundliche
Übersicht bringen sollte. Im folgenden Teil sollen die wichtigsten formbildenden Faktoren und einige
Formen besprochen werden.
Das Wesen und Wirken der wichtigsten ablagernden und abtragenden Kräfte.
Die Gezeiten und Gezeitenströme.*)
Es ist notwendig, auf die Gezeitenbewegung näher einzugehen, weil die Gezeitenströme als auf
bauender und oberflächenbildender Faktor an erster Stelle stehen.
Es ist merkwürdig, eine wie große Unklarheit z. T. auf diesem Gebiet noch herrscht, obwohl die
Fischer mit diesen Dingen sehr gut vertraut sind. Die nachfolgenden Darlegungen beruhen z. T. auf
eigenen Beobachtungen, z. T. auf den Auskünften der Fischer. Außerdem hielt ich es für gut, die
Tidekurven des Pegel Juelssand und Kollmar heranzuziehen.
*) Anmerknng. Hallig ist hier nicht im Sinne von Restinsel gebraucht.
*) Darstellungen der mittleren Tidekurven, des Ueiälles und der Steig- und Fallgeschwindigkeit auf Tafel 5.