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Full text: 55, 1936

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 55. Band Nr. 6 
gezogen hat, als in der Natur tatsächlich vorhanden sind. So ist m. E. z. B. das Pseudosandwatt oder 
das Pseudoschlickwatt als solches nur bei einer bestimmten Wetterlage da. Als Beispiel führe ich 
den Hungrigen Wolf an, dessen südlicher Teil z. T. nach W. Wrage bei ruhigem Wetter und glatter 
See ein Pseudoschlickwatt sein würde, bei Westwindwetter oder stürmischem Ostwind aber ein reines 
Sandwatt dar stellt. 
Ich gebe zu, daß es außerorentlich schwierig ist, überhaupt einigermaßen abgeschlossene Land 
schaftstypen herauszuschälen. Ich habe mich deshalb darauf beschränkt, nach verschiedenen Ge 
sichtspunkten, je nach dem Charakteristikum, z. B. der Lage, der Einwirkung der Strömung usw., 
die hauptsächlichsten Typen zu kennzeichnen, wobei ich es nach Möglichkeit vermieden habe, 
Grenzen zu ziehen, wo solche in der Natur nicht bereits vorhanden sind. Dabei kommt es natürlich 
vor, daß einzelne Uber gangsgebiete, die fast immer vorhanden sind, in den einen oder anderen Land 
schaftstypus hineinbezogen werden, in den sie vielleicht nicht liineingehören. 
Das Vordeicligebiet. 
Das Vordeichgebiet gliedert sich von selbst in zwei Teillandschaften. Die Grenze ist zwar nicht 
immer scharf, besonders da, wo die Rethsehallen auf das Vorland hinaufreichen, aber die mittlere 
Hochwasserlinie trennt doch zwei voneinander verschiedene Gebiete. 
Das Vorland. 
Das Vorland ist von dem Menschen so stark beeinflußt, daß es eine reine Kulturlandschaft dar 
stellt. Die einzigen natürlichen Vorgänge sind die Ent- und Bewässerung durch die wenigen natür 
lichen Priele und die Überflutung bei Sturmtiden. Aber gerade der letztere Vorgang ist für das 
Vorland von entscheidender Bedeutung. 
Je nachdem das Vorland nun im Anwuchs oder Stillstand begriffen ist, können wir in diesem 
Gebiet unterscheiden zwischen Anwachs- und Stillstandsvorland. Der Unterschied prägt sich nur in 
der Randzone aus. Das Anwachsvorland wird gekennzeichnet durch den allmählichen Übergang vom 
Vorland zum Watt, meist in Form von Rethsehallen, während für das Stillstandsvorland ein wenn 
auch nur schwach ausgebildetes Kliff oder das Fehlen des Reths charakteristisch ist. 
Das Vorlandwatt. 
Das Vorlandwatt ist im allgemeinen vom Vorland und dessen Lage abhängig. So ist in diesem 
Gebiet dort, wo das Vorland weit zurückspringt, wie an der Pinnaumündung, das Vorlandwatt im 
Anwuchs begriffen, während es dem vorspringenden Sommerkoog als Stillstandsvorlandwatt vorliegt. 
Die Fazies ist infolge der am Ufer langsamen Strömung und wegen der in dichten Schallen ent 
wickelten Vegetation schlickig. Eine Ausnahme bildet die von derartigen Einflüssen unabhängige 
Sandaufragung im Bishorster Vorlandwatt. 
Die den Charakler des Vorlandwatts mitbestimmenden Pflanzen sind im Anwachsvorlandw’att 
Scirpus tabernaemontani, die Dreikantsimse (Scirpus triqueter), die Rohrkolbenarten (Typhaceen) 
und das Reth (Phragmites communis), für das Stillstandsvorlandwatt die niedrige Binse (Juncus 
bottnicus). 
Daß ein Stillstandsvorlandwatt vor einem Stillstandsvorland liegt, ein Auwachsvorlandwatt vor 
einem Anwachsvorland, ist nicht unbedingt nötig. 
Die Wattinseln. 
Unter den Wattinseln verdient ein Gebiet besonders behandelt zu werden: Der Hungrige Wolf. 
Er hat mit den übrigen Wattinseln wenig gemeinsam. Seine Entstehung durch den starken Flutstrom 
und das von N herangeführte, sandige Material sowie der für ihn charakteristische Triebsand recht- 
fertigen die Bezeichnung Schwemmsandbank, wie ich diese Wattinsel nennen möchte. Der 
typische Triebsand, die Strombänke sind seine Hauptmerkmale. Es fehlt jede Vegetation. Tierwelt 
und Mensch haben keinen Einfluß. Die Schwemmsandhank ist die natürlichste Bildung des Flußwatts.
	        
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