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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 55. Bd. Nr. 1
teten A/S-Beziehungen den entworfenen Karten über die regionale Verteilung des Kalkgehaltes in der Deutschen
Bucht im Mai 1933 zugrunde liegen. Die im August gewonnenen Beobachtungen waren am besten dazu geeignet,
die früher aufgestellte A/'S-Gleichung für das Oberflächenwasser der offenen Nordsee zu prüfen. Die Alkalini-
tätskoeffizienten sämtlicher 26 Wertepaare mit Salzgehalt größer als 34%o sind in Tabelle 9 zusammengestellt.
Tabelle 9.
S %o-Bereich:
Wertepaare:
A lt /S
Afägo/S =
34,01—34,50
2
0,06973
0,06805
34,51—35,00
15
0,06802
0,06710
35,01—35,50%«
9
0,06776
0,06644
Von den 26 Wasserproben hatten 24 einen Salzgehalt größer als 34,50%o. Fassen wir die Gesamtkalkgehalts
werte dieser Wasserproben zusammen, so können wir sie mit den von Schulz und anderen Forschern gewonnenen
Werten für unfiltrierte Wasserproben mit Salzgehalt größer als 34,50%o vergleichen. Die zu diesen höheren Salz
gehalten gehörigen Kalkgehalte des August 1933 ergaben für den Salzgehaltsberich von 34,50 bis 35,50%o folgende
endgültige A/S-Beziehungen:
[26] A u = 0,06789 S
mäquiv/L dA/S = 0,00112
A f589 v= 0,06677 S
Wider Erwarten stimmt die für A u gefundene Beziehung mit der von Schulz ausgezeichnet überein. Da ver
hältnismäßig genügend Wertepaare vorliegen, ist diese Übereinstimmung vorläufig als gesichert anzusehen. Die
Übereinstimmung ist insofern überraschend, als beide Faktoren zu verschiedenen Zeiten (Juli 1921 und August
1933) und nach verschiedener Methodik gewonnen wurden. Dies Ergebnis ist ein Beweis dafür, daß in Gebieten
mit verhältnismäßig stark schwankenden Alkalinitätswerten wie hier in der Nordsee auch die jodometrische Me
thode (Ruppin) durchaus brauchbare Werte gibt. Die in ihrer größeren Genauigkeit liegende Stärke der hier
angewandten Methode wird vor allen Dingen dort von Vorteil sein, wo es sich um die Erfassung geringer
Schwankungen im Kalkgehalt handelt (Ozean).
Die Alkalinitätskoeffizienten der Gleichungen [26] weisen einen erheblichen Unterschied auf. A f589 /S ist
kleiner als A u /S. Diese Differenz ist wahrscheinlich auf Suspensionen des im Nordseewasser befindlichen Planktons
und Detritus zurückzuführen. Wegen der sehr guten Übereinstimmung des neuen Koeffizienten mit dem alten für
A u /S ist auch anzunehmen, daß der neu aufgestellte für A i589 /'S = 0,06677 schon sehr genau die tatsächlichen
Verhältnisse wiedergibt. Dieser aus der Beziehung von A I589 /S abgeleitete Faktor ist ein unentbehrliches Hilfs
mittel dafür, den wahren gelösten mittleren Kalkgehalt, die wahre Alkalinität des Wassers zu berechnen. Daher
wurden diese beiden Koeffizienten vorläufig der geographischen Betrachtung zugrunde gelegt.
Der Vollständigkeit halber sei in diesem Zusammenhang noch einmal auf die A/S-Beziehung hingewiesen,
welche die mittlere Zunahme des Kalkgehaltes bei wachsendem Salzgehalt vom Beginn der Elbmündung (Misch
wassergrenze bei Glückstadt-Hollerwettern) bis zur offenen mittleren Nordsee (bis zum Fladengrund) angibt (siehe
Seite 21).
[5] A u = 1,920 + 0,0147 S .. .
A £589 = 1,727 + 0,0190 S ma( l ulv / L
Salzgehaltsbereich:
1,00 — 35,50%«
Aus 13 Beobachtungen von der Elbmiindung und Unterelbe (Breckwoldt Sand, querab Schulau) bis zur
Großen Fischerbank [Station 13 (IV)] vom 16./19. VII. 1921 (siehe Schulz 1922) ist vom Verfasser eine
A/S-Beziehung abgeleitet worden, die für unfiltrierte W r asserproben gültig ist.
[27] A u = 2,110 + 0,00103 S mäquiv/L.
Salzgehaltsbereich:
0,41 — 34,88%«
Größenordnungsmäßig stimmen die Konstanten der Gleichung [27] annähernd gut mit der von August 1933
[5] überein. Die Zunahme des Gesamtkalkgehaltes mit steigendem Salzgehalt war im Juli 1921 noch schwächer
als im August 1933.
Die geographische Verteilung des Gesamtkalkgehaltes ist auf Karte 14 und diejenige des Kalkgehaltes auf
Karte 15 dargestellt. Die Verteilung ist wie auf Karte 12 durch Linien gleicher A u /S-Werte und gleicher A f589 /S-
Werte wiedergegeben. Im großen und ganzen zeigen beide Karten dasselbe Bild: dichte Scharung der Linien vor
den Flußmündungen und an der ostfriesischen Küste. Die größte und stärkste Kalkgehaltsänderung pro Flächen
einheit findet in der Helgoländer Bucht statt.* Westlich und südlich von Helgoland werden Gebiete geringeren
Kalkgehaltes eingeschlossen. Verfolgen wir z. B. die 0,07500-A/S-Isolinie auf beiden Darstellungen, so liegt sie
* Dieses Ergebnis steht, soweit sich bis jetzt übersehen läßt, im Gegensatz zu der für das ganze Jahr abgeleiteten mittleren
A/S-Beziehung (siehe Seite 24 und Fig. 11). Weitere Untersuchungen werden hier noch Klarheit zu schaffen haben.