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Full text: 55, 1936

16 Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 55. Band Nr. 6 
wandfreien Ergebnisse gezeitigt, doch sind M. E. auch noch keine Beweise vorhanden, die gegen die 
Dünennatur sprechen. Ich nehme jedenfalls an, daß alle diese Sande zwischen Wedel und Bielenberg 
die Reste von postglazialen Dünen darstellen. Dieselbe Ansicht vertrat schon 18(>0 v. Maack und nach 
ihm eine Anzahl von anderen Forschern. Wir können wohl annehmen, daß sich damals vorder Küste, 
dem heutigen Geestrand, eine rilfähnliche Kette von Inseln entlangzog, auf die, wie heute auf den 
ostfriesischen Inseln, Dünen aufgeweht wurden. Die unruhige Oberfläche tritt besonders gut auf dem 
Scharenberg, unterhalb von Wedel, hervor. Doch ist es noch nicht ganz sicher, ob es sich dabei um 
eine den übrigen Sandinseln in der Marsch gleichartige Bildung handelt. Alle diese Fragen müßten 
einmal näher untersucht werden, besonders weil dabei sicherlich auch für die Besiedlung der Elb 
marschen sehr interessante Ergebnisse erzielt werden würden. 
Der hellgelbe Sand wird gegen das Vorland hin von einem graublauen, schlickigen Sand über 
lagert, der ein Umlagerungsprodukt des Dünensandes darstellt. In einigen Bohrungen wurden in 
diesem Sande bis 8 cm mächtiger Klei angetroffen, in anderen dicht daneben liegenden jedoch nicht. 
Da diese Umstände gegen eine durchgehende Schicht sprachen, wurde eine Grabung vorgenommen, 
die das überraschende Ergebnis hatte, daß zahlreiche, faustgroße Tongerölle diesem Sande einge 
lagert sind. Diese stammen von einem früher hier vorhandenen Abbruchufer her, von dem heute 
oberflächlich nichts mehr zu erkennen ist. Sehr erstaunt war ich, als ich im Sommer 1934 bei meinen 
Grabungen eine bis 25 cm mächtige Bank aus Mangan- und Eisenhydroxyd vorfand. Obgleich rost 
farbige Bänder im Vorlandboden keineswegs selten sind, waren mir bis dahin solche mächtigen Aus 
scheidungen aus Manganhydroxyd ganz unbekannt. Auch in der Literatur fand ich keine Angaben 
über derartige Vorkommen im Watt. Sehr interessant ist, daß diese Bank eine ganz junge Bildung 
ist. Das beweisen darunter gefundene Topfscherben aus dem 18. Jahrhundert. 
Nördlich und südlich des Wohnhauses befindet sich an der Vegetationsgrenze je ein Eichen 
stumpf, — eine merkwürdige und zugleich interessante Tatsache. Der Boden besteht hier aus einem 
dunkelgrauen bis fast schwarzen, stark humosen Sand mit vielen Pflanzenresten. Dieser Sand hat 
große Ähnlichkeit mit dem von der jungsteinzeitlichen Fundstätte von Bielenberg. Nach dem Schläm 
men zeigt er eine rein weiße Farbe. Der Gehalt an Humusstoffen ist ziemlich groß. Das gänzliche 
Fehlen von roten Feldspäten und die weiße Farbe des Sandes spricht m. E. unbedingt für Bleich 
sand. Die ähnlichen Verhältnisse ließen die Möglichkeit zu, daß hier, ebenso wie in Bielenberg, mit 
dem Vorkommen prähistorischer Siedlungsreste zu rechnen sei. ich war denn auch wenig verwun 
dert, als sich tatsächlich zahlreiche Feuersteinsplitter und Artefakte vorfänden. Einzelne Stücke 
kamen noch in 1 m Tiefe vor, so daß w ir mit einer späteren Umlagerung zu rechnen haben. Ob dieses 
Vorkommen für die Frage der Küstensenkung von einiger Bedeutung ist, konnte im Rahmen dieser 
Arbeit nicht näher untersucht w T erden. Welches Alter die Eichenstümpfe haben, läßt sich mit Sicher 
heit nicht angeben, vermutlich gehören sie der nachchristlichen Hebungsperiode an. Pollenanalytische 
Untersuchungen müßten diese Frage klären. 
Schilftorfeinlagerungen sind, soweit sie oberflächlich in Erscheinung treten, ziemlich selten. 
(Schilftorf nenne ich den aus den Rhizomen von Phragmites communis hervorgegangenen Ge- 
schweinmeboden. Die Bezeichnung Darg möchte ich vermeiden, da unter diesem Namen häufig ganz 
verschiedene Bodenbildungen aufgefaßt werden.) Wo sie vorhanden sind, sind sie ebenfalls an das 
Vorkommen von Bleichsand gebunden. An der nördlichen Stelle wird der Schilftorf noch von einem 
Bruchwaldtorf überlagert. 
An das bewachsene Stillstandsvorlandwatt schließt sich noch ein bis zu 40 m breiter Schlick watt 
streifen an. Die Grenze bildet nicht etwa eine gerade Linie, wie man es eigentlich erwarten sollte, 
sondern sie verläuft zickzackförmig. Diese Tatsache führe icli auf die Tätigkeit der Wellen zurück, 
die meist schief an die Küste heranlaufen. 
Je nach der Wetterlage ist das Aussehen des Schlickwatts ganz verschieden. Bei ruhiger, beson 
ders aber bei Ostwindwetterlage überwiegt die Aufsclilickung, die mehrere Fuß mächtig werden kann.
	        
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