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Full text: 55, 1936

Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 55. Band Nr. 6 
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kommen verloren, da die Flut durch die nicht wieder geschlossenen Wehlen freien Zutritt zum Koog 
hat. Deshalb will ich auch dieses Gebiet zum V orland rechnen. Doch werden wir noch sehen, daß 
der noch guterhaltene Deich an der Binnenelbe für das Vorlandwatt von einiger Bedeutung ist. Die 
tiefere Lage des ehemaligen Sommerkoogs ist deutlich zu erkennen. Das hat seinen Grund darin, 
daß dieser lange Zeit von den höheren Fluten nicht überflutet werden konnte, also eine Aufhöhung 
gar nicht stattfinden konnte. Auffällig ist die überaus niedrige Lage der unmittelbar am Bishorster 
Damm gelegenen Weiden. Die Ursache ist, daß hier zur Aufhöhung des Damms Material abgegraben 
wurde. 
Ein Uferwall ist deutlich zu erkennen, wenn er auch nicht direkt als Wall in Erscheinung tritt. 
Doch liegt die Uferzone bedeutend höher als das am Deich gelegene Gebiet. Bei Sturmfluten kann 
man die Beobachtung machen, wie das Land zunächst von hinten her überschwemmt wird. Der 
Höhenunterschied mag 20 bis 30 cm betragen. Die häufigere Überschwemmung des tieferen Landes 
kann aber den Unterschied nicht wieder ausgleichen, da das langsam über die Ufer der Priele und 
Gräben tretende Wasser bereits den größten Teil seiner Sinkstoffe abgegeben hat, während bei Sturm 
fluten viel grobes Material auf der Uferzone liegen bleibt. 
Das ganze Vorland wird durch Gräben und Priele natürlich und künstlich entwässert. Die natür 
lichen Entwässerungsformen sind die Priele, die hier meist Ritt genannt werden (der Priel, das 
Ritt). Leider wird vielfach noch Priel und Graben in einem Sinne gebraucht (vergl. W. Wrage 
[38J. Meines Erachtens sollte Graben nur für künstliche, Priel nur für natürliche Entwässerungs- 
lormen angewandt werden). 
Im Bishorster Vorland sind die Gräben meist rechtwinklig gezogen, derart, daß die langen 
Grüppen, die die einzelnen Siücke begrenzen, senkrecht zum Deich verlaufen. Unmittelbar vor dem 
Deich laufen mindestens zwei Gräben diesem parallel, da bei senkrechtem Verlauf sich Abbruchs 
erscheinungen am Grabenende einsteilen würden, die den Deich gefährden könnten. Grüppen, Haupt- 
und Scheidegräben münden entweder unmittelbar in das Watt oder in Priele. Gräben und Priele laufen 
bei jedem Niedrigwasser leer. Der Schlick, der sich in ihnen ansammelt, wird alle vier Jahre heraus 
geworfen. Er dient als natürlicher Dünger und zur Erhöhung des Vorlandes. Andererseits ist das 
Kleien der Gräben durchaus notwendig, um die Versumpfung des Geländes zu verhindern. 
Was den Boden des Vorlandes betrifft, so ist er außerordentlich verschieden zusammengesetzt, 
ln der Nähe des Deiches liegt ein grauer, äußerst schwerer und zäher Kleiboden mit wenig sandigen 
Bestandteilen, der mit der Entfernung vom Deich zum Ufer hin immer sandiger wird. Das ist eine 
allgemeine Erscheinung, die sich immer wieder bestätigt findet. Auch in den früh eingedeichten Ge 
bieten, z. B. in der Kremper Marsch, liegen ähnliche Verhältnisse vor. 
Unter dem Klei liegt in wechselnder Tiefe ein grauer, schlickiger Sand, der nach unten zu in 
gelblich-weißen Sand übergeht, von dem jener das Umlagerungsprodukt darstellt. Die Tiefe, in der 
dieser Sand auftritt, ist sehr verschieden. Unmittelbar am Bishorster Damm fand ich ihn in 30 bis 
40 cm Tiefe, nach NW wird die darüberliegende Kleischicht immer mächtiger. In der Bohrung Oter 
sen 6, BXVIII Bishorst, wurde derselbe Sand erst in 9 m Tiefe angetroffen, während er in geringer 
Entfernung westlich davon wieder unmittelbar an die Oberfläche tritt. Wir haben es hier mit einer 
Sandaufragung zu tun, wie wir sie auch an anderen Stellen, in Bielenberg, dann in der Nähe, in 
Hohenhorst, Scholenfleth, Ekhorst und Hetlingen, antreffen. An allen diesen Orten 
werden heute noch bedeutende Höhen erreicht, während in Bis hörst die Sandaufragung nirgends 
mehr oberflächlich in Erscheinung tritt.*) Aber auch hier müssen noch bis zum Jahre 1751 Reste 
des Dorfes Bis hörst auf einer Anhöhe gelegen haben (D. Dellefsen [3]). Auch wird von einer 
Tannenanpflanzung gesprochen. Fichten aber könnten bei der heutigen niedrigen Lage nicht ge 
deihen. 
•¡Anmerkung. Die äußerst verwickelten geologischen Verhältnisse in liishorst und in der weiteren Haseldorfer 
Marsch wurden später näher untersucht. (Vergl. E. Dittracr: Geologisch-vorgeschichtliche Untersuchungen in der Ilasel- 
Uorl'er Marsch. Erscheint demnächst.)
	        
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