Dr. Erich Hft 11er: Feucht- und Trockensteppen im Abiadbecken.
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von mehr als 300 m ist in Uganda nachgewiesen), und seine Enden mögen ein wenig abge
sunken sein. Die tropische Rudolf-See-Fauna beweist, daß dies Gebiet nie große Meereshöhe
gehabt haben kann.
Die Schneegrenzen lagen höher als im Kamasian, aber tiefer als heute; der Elgon hatte
wieder eine Eiskappe, die Aberdarekette jetzt auch, sie war wohl etwas emporgestiegen. Zum
Ende des Gamblian verschwand der Schnee zum großen Teil.
Die Seen stiegen auch wieder und übertrafen weit ihren jetzigen Umfang. Das Gamblian
hat zwei Maxima (wohl — Riß und Würm), aber drei Uferlinien sind gefunden worden; es ist
noch durchaus nicht alles geklärt. See 1 war der größte; dann erfolgte ein Abfall, Wieder
anstieg und -abfall, nochmaliger Anstieg und dann ein Rückgang bis zum Austrocknen bei vielen
Seen. Der Niederschlag war in dieser Trockenzeit sicher kleiner als heute. Die Uferlinien
wurden später durch endogene Kräfte schiefgestellt und vielleicht etwas gehoben; junge Be
wegungen haben in diesem Gebiet sicher stattgefunden. Aber die Hauptursache für den Unter
schied zwischen der Strandterrasse und dem heutigen Seespiegel ist die Austrocknung.
Die Flüsse im W des Viktoria-Sees hatten ihre Richtung zum Teil umgekehrt; der Abfluß
ging nun nach N, wo das Land (Uganda) vielleicht etwas gesunken war; der Nil nahm irgend
wann in dieser Zeit seine heutige Gestalt an. Gegen Ende der Trockenzeit wurde der Viktoria-
See wieder abflußlos und vielleicht sogar ganz trocken.
Der Rudolf-See erreichte sein Maximum im frühen Jungdiluvium, als die Träger einer
Mousterien- und Aurignac-Kultur dort lebten. Eine Uferlinie von + 150 m wird genannt, die
offenbar diesem See angehörte. Wenn seit damals keine Bodenbewegung mehr stattgefunden
hat, muß ein großer Teil der Turkanaebene vom Wasser bedeckt gewesen sein; die Verbindung
zum Sobat bestand wieder. Noch weitere Terrassen von 91 und 76 m werden genannt ohne
Zeitangabe; sie sind anscheinend im W, S und O zu erkennen; in der Ebene im N liegen ent
sprechende Ablagerungen. Gegen Ende des Gamblian ging der See stark zurück, die Ver
bindung zum Sobat riß ab; die Besonderheiten der Faunenverwandtschaft unterstützen das aus
geographischen und geologischen Befunden abgeleitete Bild.
Für den Nakuru, der lange mit dem Elmenteita einen See bildete, stellte Leakey eine Kurve
(Figur 5) auf, die sich qualitativ am Naivascha bestätigte. Ein hoher Stand von + 236 m
entspricht wohl dem Riß-Maximum; der Abfall wird durch ein Verharren bei + 183 m unter
brochen, geht dann aber bis unter + 80 m herab; der folgende Anstieg erreicht + 155 m; dann
trocknet auch dieser See ganz aus.
Für die Folgezeit bis heute fand Nilsson vier Uferlinien, so daß insgesamt sieben vorhanden
sind. Am Nakuru erkennt man einen Anstieg bis + 114 m im postpluvialen Makalian, dem ein
erneutes Austrocknen folgte; ein letzter Anstieg im Nakuran erreichte +44 m; das ist um
rund 850 v. Chr. Diesem letzten Maximum schloß sich ein ständiges Sinken bis heute an, wo
der See schon fast trocken ist.
Der Nakuru trocknet offenbar weiter ein; in der abnorm feuchten Zeit von November 1928
bis Mai 1929 ist sein Spiegel nur um 14 m gestiegen.
Auch der Rudolf-See geht in der Gegenwart stark zurück; z. B. von Januar 1931 bis
Februar 1934 ist er um 1,30 m gesunken. Das macht am flachen, mittleren Westufer horizontal
sehr viel aus. Der Saunderson-Golf im NW hatte 1918 noch 500 km 5 Wasser, heute ist er
trocken und gibt dem Südostwind viel Sand mit. Der Gesamtrückgang des Rudolf-Sees seit
seiner Entdeckung ist beachtlich. Im umgebenden Lande wird der Wassermangel teilweise
schon kritisch. Früher lebte allerlei Großwild da, sogar Elefanten zeigten sich am Turkwell;
heute ist die Zahl der Tiere stark zurückgegangen. Auffallend ist, daß die heutige Turkana-
fauna Beziehungen zum Somaliland hat und nicht zum Sudan.
Tabelle 3 gibt ein Arbeitsschema für die Klimageschichte Ostafrikas.