Dr. Erich Holler: Feucht- und Trockensteppen im Abiadbecken.
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wird die Pflanzendecke besser; besonders Akazien sind reichlich vertreten. Der Reisende ver
läßt die Waldufer des Asrak bei Karkodj; er muß zunächst den waldigen Steilrand der inneren
Platte erklimmen. Die Platte zeigt zunächst auf völlig ebenem Boden einen fast reinen Gras
wuchs; nur ganz vereinzelte Akazien ragen empor. Bei einigen Inselbergen im SW von Karkodj
treten Gehölze von verschiedenen Akazienarten auf, „die nach und nach zu einem recht hüb
schen Wald wurden, in dem Hegelig, Kitr, Talha, Haschab und Grewia hinzutraten“. Der Wald
boden soll viel Humus enthalten. Am Fuß des Djebel Roro liegt ein kleiner See (Bergfuß
niederung?), „ringsum, soweit das Auge reicht, erstreckt sich die waldbedeckte Ebene“; Tama
rinden und Zizyphus sind hinzugekommen. Der Marsch nach S zum Djebel Gule geht abwech
selnd durch Wald, Parkland und Gras; von einer Stelle südlich des Gule schreibt der Reisende:
„Mit kleinem Nabak ist die Ebene ähnlich wie am Sobat fast ganz bedeckt.“ Nach einem
Marsche durch eine mit Akazien bestandene Steppe wird das Chor Doleb erreicht, das nach W
in „die bewaldete Ebene der Dinka“ führt. Der Weg nach S zum Chor Adar ist weiterhin von
Wald begleitet, der an den Cheran stets dichter ist; Bauhinien, Euphorbien und Combreten sind
neue Vertreter der Pflanzenwelt; die Inselberge bringen Abwechslung in das gleichförmige Bild
der sehr schwachwelligen Landschaft.
Marno machte etliche Jahre später eine ähnliche Reise, aber im Sommer, wo wegen des
Sumpfbodens schwer vorwärts zu gelangen war. Er sagt, die Inselberge hätten dicken Block
schutt, der mit Wald bewachsen sei. Ungefähr auf 11° N wird ein ziegelroter, lehmiger Boden
erwähnt, die Pflanzendecke ist Wald. Zur Zeit der intensiven Niederschläge ist der rote Boden
schlecht gangbar; die Bäche schwellen stark an, Marno fand bis 5 m hoch Uber dem Wasser
spiegel angeschwemmte Grasbüschel.
Für uns ist wichtig zu behalten, daß die Djesireh zwar intensive, aber mengenmäßig nicht
sehr erhebliche und zeitlich nicht sehr ausgedehnte Niederschläge hat; von O streben Regen
zeitbäche in großer Zahl heran, die zeitweilig eine bedeutende Wasserführung haben können;
das Gefälle von O nach W ist gering. Der Boden ist lehmig mit einem Gehalt an Sand, den
die untere Stufe und die Inselberge liefern und an Staub, den der Wind herbeibringt. Die
Pflanzendecke ist im N Grassteppe und wird nach S bald reicher, dort sind ausgedehnte
Steppenwälder.
3. Der südliche Teil der Ebene, eine Wechsellandschaft
von S ch w e mm la n d - T r o ck e n s t e p p e n - bis Salzsteppen
platte und morastiger Steppenplatte.
Diese Landschaft erstreckt sich nach S bis rund 5° N, nach SO bis zum Lotogipisumpf und
nach O bis zur Südwestecke von Abessinien und bis über den Pibor hinaus; das Gebiet der
Sobatflüsse soll besonders behandelt werden. Der Bahr-el-Djebel bildet die Westgrenze; im N
ziehen wir die Grenzlinie etwas nördlich des Sobat, ungefähr vom Djebel Ahmed Aga aus, dem
letzten Inselberge vor dem Suddlande, dem Fluß parallel zum abessinischen Rand.
Dieser Teil des Abiadbeckens ist auch heute noch nicht gut bekannt; eine englische Karte
vom Jahre 1929 gibt die meisten Flußläufe punktiert an, d. h. man kennt Oberläufe und Mün
dungen, aber keine Zwischenstücke (die vielleicht auch fehlen); große Teile des Landes sind
noch gar nicht betreten; trotzdem läßt sich schon ein Bild des Landes gewinnen. Die südliche
Ebene, die eine mittlere Meereshöhe von 400 bis 600 m hat, besitzt offenbar keine Inselberge
und ist überaus flach; eine Neigung des Geländes muß da sein, sie ist mit bloßem Auge aber
nicht feststellbar. Die aus jungen Ablagerungen bestehende Binnenplatte grenzt mit bewaldetem
Rand gegen die Flußtalung des Bahr-el-Djebel und des Sobat; dieser Rand ist vielleicht ein
fossiler Uferwall. (Die Flußtalung ist das Gebiet, das der unmittelbaren Einwirkung des Flusses
untersteht, und zwar hier den Überschwemmungen in der Regenzeit; die Plattenränder bilden
eine unbedingte seitliche Schranke für das Flußwasser.)