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Full text: 55, 1936

Dr. Erich Holler: Feucht- und Trockensteppen im Abiadbecken. 
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Die Ähnlichkeit zwischen dem Sobat- und dem Ghazal-System ist überraschend. Beide 
Mal hängt ein Bund fast paralleler Flüsse, die durch ein ungemein flaches Sumpfland führen, 
die durch Verästelungen, Anastomosen, blind in Sümpfen endende Arme, minimales Gefälle und 
Suddbildung ausgezeichnet sind, an einem gemeinsamen Mündungsarm. Nur der Sobat ist 
länger als der Bahr-el-Ghazal und er hat, da er von größerer Höhe aus dem wasserreichen 
Abessinien herabkommt, eine stärkere Strömung und daher auch ein deutliches, tiefes Bett. 
Die hydrographischen Eigenarten veranlassen, das Sobat- und das Ghazalgebiet als eigene 
Landschaften aus dem großen Landschaftsgebiet des südlichen Beckens auszuscheiden. 
In die südliche Ebene, die zwischen dem Sobat und dem Bahr-el-Djebel liegt, führen zahl 
reiche Regenzeitflüsse hinein, die aus dem Latukahochlande kommen. Im einzelnen ist das 
Land noch zu wenig erforscht. Eine englische Karte vom Jahre 1929 (Hodson) gibt den 
weiteren Verlauf der Flußläufe nur gepunktet an bis zu etlichen sicher bekannten Mündungen 
in den Pibor. Man hat von hohen Inselbergen am südlichen Rand nach N führende Baumreihen 
gesehen, die Flußbetten anzeigen dürften. Es ist unwahrscheinlich, daß alle gepunkteten Betten 
noch einmal festgestellt werden, denn die Flüsse haben offenbar vielfach keine Mündung, sondern 
enden vielleicht in Sümpfen oder aber unter völliger Ausflachung des Bettes in seichten, lang 
sam zum Pibor wandernden Seen. Die Niederschlagsmengen des Flachlandes selbst fließen 
zum Teil flächenhaft, zum Teil in ganz flachen nach N und NO sich eintiefenden Rinnen ab. 
Nördlich des Sobat hat der Abiad nur periodische Zuflüsse, die aber wie der aus Abessinien 
kommende Adar in regenreichen Jahren doch den ganzen Winter über Wasser führen; nach 
N wird der Zufluß immer geringer. Bei Chartum erfolgt der Zusammenfluß von Abiad und 
Asrak; nördlich davon bringt nur noch der Atbara, schon außerhalb unseres Gebietes, im 
Sommer eine große Wassermenge heran. 
Der Bahr-el-Asrak kommt vom abessinischen Hochlande; er verläßt es bei Famaka (fast 
700 km oberhalb von Chartum) und wird bald zu einem Ebenen-Fluß mit vielen Windungen 
und Sandbänken. Von Roseires, wo die bis in den Frühwinter dauernde Schiffbarkeit beginnt, 
bis Sennar auf 270 km fällt er um 60 m, das Gefälle beträgt 1:4500; von Sennar bis Chartum 
sind die Zahlen: 345 km, 50 m, 1:7000. Er hat wohl ein scharf eingeschnittenes Bett, von 300 
bis 700 m Breite im Unterlauf, das innerhalb eines großen fossilen Bettes verläuft, aber eigent 
lich kein Tal. Der Steilrand des Urstrombettes ist der Rand der inneren Platte, die nicht mehr 
der unmittelbaren Wirkung des Flusses untersteht. Die oft senkrechten Ufer ragen in der 
Trockenzeit hoch über das Wasser hinaus. Der Asrak nimmt im Tieflande von rechts die 
stark periodischen Dinder und Rahad (265 km und 190 km oberhalb von Chartum), die vom 
abessinischen Rande kommen, auf. 
Um Wiederholungen zu vermeiden, soll hier nur kurz die Wasserführung der Flüsse be 
trachtet werden; ausführlicher wird es im letzten Kapitel geschehen. Lange hat man den Abiad 
für den Hauptfluß gehalten. Er ist es auch in der Trockenzeit, denn sein äquatoriales Quellgebiet 
liefert ständig eine gleichbleibende Wassermenge, die aber durch Verdunstung im Suddgebiet, 
dessen Uberschwemmungsfläche die Größe Bayerns übertrifft, gewaltig verringert wird. Es 
kommt hinzu, daß eine Zeitlang im Herbst der Abiad und Ghazal bis zur Meschra-er-Rek eine 
rückläufige Bewegung haben infolge des gewaltigen Schwalles des Sobatwassers. Eine gleiche 
Erscheinung zeigt übrigens der Pibor, der durch den schneller fließenden Baro gestaut wird, 
so daß die Wasser seiner Zuflüsse Gelo und Akobo im April und Mai einen Ausweg nur nach 
dem S finden. 
Eine gewaltige, zwar periodische, aber stets erhebliche Wassermenge passiert Gondokoro, 
eine sehr geringe tritt in den Abiad, obwohl das Ghazalwasser hinzugekommen ist. Der Sobat 
bringt einen mit den Jahreszeiten erheblich wechselnden Zustrom. Ihm allein ist es zu ver 
danken, daß der Abiad bis Chartum gelangt, der Asrak ermöglicht ein Fließen bis zum Meere.
	        
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