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Full text: 55, 1936

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 55. Bd., Nr. 4 
seits als sehr regenreich geschildert wird, auf der neuesten englischen Karte aber eine geringere 
Regenhöhe hat als seine östlichen und westlichen Nachbargebiete. Die Angaben über die 
Djesireh und den NO sind wesentlich einheitlicher. 
6. Bewässerung. 
Für das gesamte Abiadbecken spielt die Hydrographie eine maßgebende Rolle. Die Haupt 
wasserader ist der in unserem Gebiete schiffbare Nil, der als Bahr-el-Djebel bei Gondokoro 
in die Ebene tritt. Er hat bis dahin Waldufer, die auch vom Hochwasser nicht überflutet 
werden. Gleich nach dem Verlassen des Hochlandes werden die Ufer niedrig, der Fluß geht 
in zahlreichen Windungen mit immer schwächer werdender Strömung durch das überaus 
flache Land. Von Gondokoro bis Chartum (= 1723 km, d. i. eine Strecke von mehr als Rhein 
länge) hat der Nil ein Gefälle von 90 m, von 470 auf 380 m, das zudem noch vorwiegend dem 
oberen Teil des Laufes bis Bor zukommt. Auf der Strecke Dufile—Fort Berkeley hat der 
Bahr-el-Djebel noch ein Gefälle von 1:700; von Fort Berkeley bis Bor auf 206 km fällt er um 
18 m, d. i. 1:12 000, die Geschwindigkeit ist 1,2 m/sec bei Hochwasser und 0,9 m/sec bei 
Niedrigwasser; für die Strecke Bor—Gaba Schambe sind die Zahlen: 196 km, 10 m, 1:20 000, 
0,9, 0,7; für Gaba Schambe—No-See: 380 km, 16 m, 1:25 000, 0,6, 0,6; für No-See—Sobat- 
mündung: 134 km, 2 m, 1:75 000, 0,35, 0,35; für Sobatmündung bis 300 krn südlich Chartum: 
538 km, lim, 1:50 000, 0,6, 0,35; für die 300 km bis Chartum: 300 km, 3 m, 1:100 000, 
0,35, 0,35. 
In der Ebene verlassen, ohne daß jedesmal ein Grund erkennbar ist, Seitenarme den Fluß, 
um in benachbarte Sümpfe zu führen oder auch zum Hauptbett zurückzukehren; zahlreich sind 
Sandbänke und Uferabbriiche, Schlingen entstehen und werden wieder abgeschnitten. 
Alle diese Erscheinungen bleiben innerhalb von waldigen Steilhängen, die zur inneren Platte 
hinaufführen, und die wohl fossile Uferwälle sind und sich offenbar allmählich vom rund 230 m 
breiten Hauptbett entfernen. Dieses Hauptbett faßt das Tiefwasser ganz; bei Hochwasser 
werden erst die Nebenarme gefüllt und dann die Ufer überspült; nach Willcocks kann der 
Nil zwischen Gondokoro und Bor 30 % seines Abflusses durch diese Überflutungen verlieren. 
Andererseits sagt derselbe Gewährsmann, daß der Bahr-el-Djebel bei Flut hier sein Bett 
vertiefe, da der leichte sandige Boden wenig Widerstand leiste. Nördlich von Bor werden 
die Ufer noch niedriger, die regenzeitlichen Überflutungen stärker, die Zahl und Größe der Alt 
wässer, Windungen und Sümpfe nimmt zu, die Breite des Hauptfahrwassers erheblich ab, auf 
rund 60 m. Der im O den Djebel begleitende Atem erhält Wasser aus der östlichen Ebene 
und vom Hauptfluß, mit dem er durch natürliche und künstliche (von den daranwohnenden 
Dinka gegraben) Wasserarme verbunden ist. Der Atem teilt sich schließlich, geht teils zum 
Djebel, teils zum Seraf. 
Diese Verhältnisse werden noch ausgesprochener unterhalb von Gaba Schambe (1352 km 
oberhalb von Chartum), wo das Gefälle weiter abnimmt. Ein großer Arm, der Bahr-el-Seraf, 
verläßt den Bahr-el-Djebel in nordnordöstlicher Richtung, um sich nach einem 270 km langen 
Lauf kurz oberhalb der Sobatmündung wieder mit ihm zu vereinigen. Er hat anfangs sumpfige 
Ufer; der im Mittel 50 m breite Unterlauf soll feste, aber fast waldlose Erdufer haben. Im 
nahen W läuft annähernd parallel ein Fluß des Ghazal-Systems. Nach beiden Seiten bestehen 
vom Hauptarm des Djebel, dessen Breite südlich Hellet Nuer im Mittel 60 m, nördlich Hellet 
75 und 80 m ist, aber bis 300 m steigt, zahlreiche Anastomosen. Der Djebel und der Seraf 
zeigen eine Unzahl von Verästelungen, die wieder zusammentreten, sich aufs neue teilen, in 
Sümpfen enden, die nach mehreren Seiten Abfluß haben; sie alle überschwemmen in der Flut 
zeit das Land weithin mit einer bis 3 m dicken Wasserschicht. Die Ufer sind nur in der
	        
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