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Full text: 55, 1936

Dr. Joachim Blüthgen: Die Eisverhältnisse des Bottnischen Meerbusens 
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eines Hochdruckgebietes im Nordosten östlichen und nordöstlichen Winden Vorschub leistet, die Folge der mehr 
oder weniger starken Vereisung des benachbarten nördlichen Eismeeres zu erblicken. Auf diese Tatsache wurde 
bereits hingewiesen (vgl. S. 00). 
Hellström (Fennia 38) spricht die Vermutung aus, daß die Ostwinde an der schwedischen Seite im Früh 
jahr zunächst eine Folge des Kontinentalmaximums in Rußland wären, später jedoch wohl einen monsunartigen 
Charakter annähmen. Träfe dies zu, dann müßten gleichzeitig an der finnischen Seite westliche Winde wehen 
oder die Ostwinde zumindest schwächer sein. Voll ausgebildet findet sich eine Monsunlage über dem Botten 
busen nur sehr selten. Um dies klarzustellen, bedarf es noch genauer Untersuchungen, die hier zu weit führen 
würden. 
In einem älteren Buche über die „Ostsee und ihre Küstenländer“, welches schon 1859 erschienen ist, 
schreibt der Verfasser (v. Etzel): „Wenn schließlich das allgemeine Schmelzen beginnt, verbreitet sich noch ein 
mal eine empfindliche Kälte über alle baltischen Gegenden und verursacht einen langen Verzug der schönen 
Jahreszeit, besonders in Finnland, Schweden und Livland.“ Diese Nachricht erweckt den Anschein, als ob hier 
dem Eise die „empfindliche Kälte“ zugeschrieben würde; man muß jedoch skeptisch sein gegenüber einer so all 
gemeinen Notiz, die sich wohl eher auf die noch kalten Nordostwinde des März—April bezieht. 
Bemerkungen zur Frage der periodischen Wiederkehr 
strenger und milder Winter und deren Bedingungen 
Aus den Eisdiagrammen auf Grund der Tägl. Eisberichte scheint es so, als ob besonders strenge Winter 
einen milden Winter im folgenden Jahre nach sich ziehen. Innerhalb der zehnjährigen Beobachtungsreihe waren 
streng namentlich die Winter 1923/24, 1925/26 und 1928/29, die Winter 1924/25 und 1929/30 waren auffallend 
mild. Der auf 1925/26 folgende Winter zeichnete sich weniger durch geringe Dauer als durch geringe Stärke der 
Eisbildung aus. Es muß hierbei jedoch sofort die Einschränkung hinzugefügt werden, daß die einzelnen Winter 
in dem Bereich des Bottenbusens nicht gleichmäßig streng oder milde waren; während 1923/24 das gesamte 
Gebiet von der Strenge betroffen wurde, war der Winter 1928/29 nur in den südlichen Teilen außergewöhnlich 
intensiv, während er im Norden durchaus normal verlief. Andererseits machen sich im Norden die andernorts be 
sonders milden Winter 1924/25 und 1929/30 noch nicht sehr bemerkbar. 
Betrachtet man die Kurven aus den Werten der Eisperiode für die einzelnen Winter (Abb. 41 und 42), so 
zeigt sich, daß von Norden nach Süden die milden Winter zunehmend schwach ausgebildet sind. Die schwedische 
Küste zeigt hier weit niedrigere Werte als die finnische. Die Ursache liegt darin, daß die in milden Wintern herr 
schenden Südwestwinde infolge ihrer Richtung die thermische Wirkung an der schwedischen Seite noch unter 
stützen (vgl. vorher S. 47), während sie trotz der milden Temperatur an der finnischen Seite den Eisgang ver 
zögern, da sie hier gegen die Küste gerichtet sind. 
Man sollte erwarten, daß in einem so begrenzten Gebiet direkt gegensätzlich ausgebildete Winter an ver 
schiedenen Stationen nicht möglich sind, sondern daß sich die Kurven im großen parallel sind, mit dem Unter 
schiede, daß die Extremwinter im Süden stärker hervortreten. Tatsächlich ist dies zwar weitgehend der Fall, aber 
trotzdem gibt es einige Winter, die durchaus gegensätzliches Verhalten innerhalb dieses Gebietes zeigen. Ein 
Blick auf die Kurven für die finnischen und schwedischen Stationen zeigt, daß z. B. der Winter 1908/09 in Vasa 
und Salmis, Lulea, Ratan, Härnösand und Hudiksvall wesentlich über dem Durchschnitt lag (hinsichtlich der 
Länge der Eisperiode), während Äbo, Kristinestad und Gävle einen milden Winter hatten (namentlich Äbo). 
1912/13 trat der Fall ein, daß die südlicheren Stationen und die nördlichsten milde Eisverhältnisse aufzu 
weisen hatten, während die Häfen Vasa und Ratan durchschnittlich längere Eisdauer hatten. 
1919/20 hatten Ratan und Härnösand einen milden Winter, während der gleiche Winter bei den übrigen 
Stationen strenger war; auffallend ist hierbei, daß der folgende Winter bei den meisten Stationen extrem milde 
war, während Härnösand einen längeren Eiswinter hatte als Gävle, obwohl es durchschnittlich günstiger gestellt 
ist als jenes. 
Eine genaue Untersuchung dieser Fälle an Hand des Witterungsablaufes war nicht möglich, es ist wohl 
wahrscheinlich, daß in der Gestaltung der Luftdruckverhältnisse und der damit verbundenen Lage der Kälte 
gebiete im Bereich des Bottnischen Meerbusens die Ursache für ein unterschiedliches Verhalten der einzelnen 
Winter zu suchen ist. In der Regel ergibt sich, daß eine Parallelität der Eisdauer zwischen allen Stationen be 
steht, daß also milde Winter und strenge Winter sich überall mehr oder weniger bemerkbar gemacht haben. 
Sogar im Weißen Meer treten die gleichen milden Winter auf wie im Bottnischen Gebiet, wie ein Vergleich mit 
den Untersuchungen Richters ergibt. 
Die weitere Frage ist die nach der gesetzmäßigen Wiederkehr solcher Extremwinter im gesamten Gebiet. 
Die Kurven müßten also in gleichmäßigen Abständen positive und negative Ausschläge zeigen, dies ist innerhalb 
der 27jährigen Reihe nicht der Fall, erst recht nicht innerhalb der 10jährigen. Namentlich Äbo zeigt eine auf 
fallend unsymmetrische Kurve.
	        
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