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Di. Erich Goedecke: Der Kalkgehalt im Oberflächenwasser der Unterelbe und Deutschen Bucht
Man gibt zu 100 ccm Meerwasser 10 ccm n/20 HCl und kocht die Lösung unter Berücksichtigung der oben
erwähnten Vorsichtsmaßregeln langsam auf. Die abgemessenen Lösungen werden nur mit Hilfe von geeichten
Pipetten aus den Vorratsflaschen entnommen. Nach ca. 1 Minute langem Kochen wird die Lösung unter ständiger
Zuführung von C0 2 -freier Luft durch fließendes Wasser (Kühlvorrichtung) abgekühlt und dann die überschüssige
Säure mit n/20 Baryt-Lauge bis zur Neutralisation titriert. Es muß darauf geachtet werden, daß man bei allen
auszuführenden Titrationen die Lauge aus der Maßbürette mit annähernd gleichförmiger Geschwindigkeit aus-
laufen läßt und gegen Ende der Titration nur noch tropfenweise Lauge hinzufügt.
Als Indikator bei der Baryttitration wurde folgender Mischindikator benutzt: 3 Teile Bromkresolgrün
(0,01%ige Lösung in 20%igem Alkohol) und 1 Teil Methylrot (0,02%ige Lösung in 60%igem Alkohol) werden
gemischt 26 .
Die Einstellung der Lauge wird in derselben Weise vorgenommen wie die Titration der darauffolgenden
Wasserproben. Statt der abgemessenen Menge Meerwasser wird hierbei eine Menge von 100 ccm destilliertem
Wasser genommen.
Zu der Herstellung der n/20-Barytlauge und -Salzsäure ist noch zu sagen, daß die Lauge in der von
Wattenberg beschriebenen Weise hergestellt wurde. Die Salzsäure dagegen wurde vom Verfasser aus rau
chender Salzsäure (s. G. 1,19) hergestellt und gegen eine Urtiterlösung von n/20-Kaliumjodatlösung genau ein
gestellt. Bei der Einstellung braucht man 100 ccm dest. Wasser, 10 ccm einer 10%igen wasserklaren Kaliumjodid
lösung, 15 ccm bzw. 10 ccm n/20-KJO 3 und 10 ccm bzw. 15 ccm n/20-HCl. Das ausgeschiedene Jod wurde durch
Titration mit n/50-Natriumthiosulfat gemessen.
Die Genauigkeit der B e s t i m m u n g s m e t h o d e :
Da bei der Baryttitration eine geeichte in 1/20 ccm geteilte Bürette benutzt wurde, konnte die Genauigkeit
der einzelnen Bestimmung soweit getrieben werden, daß die Alkalinitätswerte ausgedrückt in mäquival/L auf
5.10 —3 mäquiv/L genau angegeben werden konnten, d. h. die 2. Dezimale wird zweifellos garantiert. Nach An
gabe dieser Fehlergrenze beträgt die Genauigkeit der Bestimmung durchschnittlich 0,20% 27 , wenn die Abwei
chungen der Ba(OH) 2 -Ablesungen noch 0,01 bis 0,02 ccm Lauge betragen dürfen. Diese Genauigkeit reicht voll
kommen aus, etwaige Alkalinitätsunterschiede in horizontaler und vertikaler Richtung in unserem Untersuchungs
gebiet aufzudecken.
Der Vollständigkeit halber seien noch einige vom Verfasser berechnete Fehlergrößen aus rund 2000 vor
liegenden Bestimmungen (von insgesamt 4000 Bestimmungen) hier angeführt: der wahrscheinliche Fehler dieser
Messungen beträgt ±0,0018 mäquiv/L, der mittlere Fehler der einzelnen Messungen ±0,0027 und der mittlere
Fehler des Mittelwertes ±0,00017 mäquiv/L.
b) Berechnung und Darstellung der Kalkgehaltswerte.
Die Größe der Alkalinität A in mäquiv/L wurde nach einer vom Verfasser abgeleiteten Formel berechnet.
Sie lautet:
A = Vi f (b—c) mäquiv/L.
In dieser Gleichung bedeutet
f — der für die Barytlauge zu errechnende Korrektionsfaktor
b = die an der Bürette abgelesene Menge ccm Ba(OH) 2 bei der Einstellung
c = die an der Bürette abgelesene Menge ccm (Ba(OH) 2 nach der Titration einer Meerwasserlösung.
Im Abschnitt I, 1 wurde schon ausgeführt, daß man die absolute Größe A mäquiv/L auf den zugehörigen
Salzgehalt S %o bezieht. Wattenberg dagegen will die Größe A auf den zugehörigen Chlorgehalt CI %o
bezogen haben 28 , da letztere durch Titration bestimmt wird und der auf dem Chlorgehalt basierende Salzgehalt
nur eine konventionelle Größe darstellt. Verfasser hat die ursprüngliche Beziehung A/S aus Vergleichsgründen
beibehalten. Der gegenwärtige Kalkgehaltszustand in unserem Untersuchungsgebiet ist nicht nur durch die Größen
änderung des Alkalinitätskoeffizienten A/S dargestellt worden, sondern auch graphisch durch das sogenannte
A/S-Diagramm. Es wird sich später immer wieder herausstellen, daß A/S-Diagramme für Untersuchungsgebiete
wie Elbmündung und Deutsche Bucht ein unentbehrliches Hilfsmittel sind, um sich ein klares Bild von dem Kalk
gehaltszustand im Oberflächenwasser zu machen.
Die mittleren linearen Beziehungen zwischen A und S sind mit Hilfe der Methode der kleinsten Quadrate
berechnet und durch graphische Ausgleichung gewonnen worden. Die Abweichungen von dieser mittleren Be
26 Die von Wattenberg mehrfach veröffentlichte zehnmal höhere Konzentration der Indikatorlösungen dürfte auf einen
Druckfehler zurückzuführen sein. (Der Verf.)
27 Wattenberg gibt für seine Bestimmungen eine Genauigkeit von kleiner als oder gleich 0,1% an. Nach eingehender Durch
rechnung der Wattenbergschen Alkalinitätsbestimmungen dürfte diese Genauigkeit als zu hoch angeführt sein. (Der Verf.)
28 Nach Wattenberg ist A/Cl = Spezifische Alkalinität.