Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 55. Band, Nr. 3
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Es scheint so, als ob hier ähnliche Verhältnisse herrschen wie im Gebiet von Mäntyluoto. Die Ursache liegt
im wesentlichen in dem nahen Herantreten tieferer Meeresteile an die Küste. Küstenstationen dieser Gebiete ent
sprechen also weiter südwärts Außenstationen hinsichtlich des Charakters der Vereisung (vgl. Härnö Abb. 17
und Lilljungfrun Abb. 13).
Zur Zeit des Eisganges weisen auch diese Teile Treib- und Packeis auf, das von Norden und Osten heran
getrieben worden ist.
8. Västerbottnischer Schärenhof.
Die Eisverhältnisse des västerbottnischen Schärenhofes nehmen eine Mittelstellung ein zwischen den nörd
lichen Küstengebieten der Bottenwiek und denen der Bottensee. Der Schärenhof, der im allgemeinen nicht allzu
breit ist, gewinnt im Bereich des Nordkvark an Breite, dementsprechend schiebt sich der allwinterliche Festeissaum
an dieser Stelle weiter vor.
Ein wesentlicher Unterschied gegen die nördlichen Gebiete ist der, daß sich in dem Eisdiagramm für
Västra Kvarken bereits zwei extrem milde Winter herausheben, die im Norden noch nicht so sehr leicht waren.
Die Festvereisung überschreitet die Meerenge Västra Kvarken (Abb. 19), wie aus dem Eisdiagramm er
sichtlich ist, ohne besondere Verzögerung und umsäumt die Meerenge des Nordkvark im Westen um die Insel
Holmö.
Zur Zeit des Eisganges, der Ende Mai erst zu erwarten ist, herrscht im Bereich von Västra Kvarken Treib
eis vor. Der Beginn der Vereisung fällt in den Dezember. Durch diese Daten kommt die vermittelnde Stellung
des Gebietes deutlich zum Ausdruck, namentlich, da sich im Süden ein besonders günstig gestelltes Eisgebiet vor
findet (vgl. Hämösand).
Die unruhigen Eisverhältnisse zu Beginn und gegen Ende des Winters bei Västra Kvarken dürften wohl
mehr lokaler Art sein, da sich hier Meeresströmungen besonders bemerkbar machen, so daß nicht überall in
diesem Gebiet der gleiche Vereisungscharakter zu erwarten ist. Es ist anzunehmen, daß infolge des westwärts
drängenden Eisstromes Treibeis entlang der schwedischen Küste häufiger auftreten wird als auf der finnischen.
Infolge Fehlens genauerer Eisbeobachtungen kann keine ausführlichere Beschreibung dieses Eisgebietes
gegeben werden.
9. Das Becken der Bottenwiek.
Die Eisverhältnisse der inneren Bottenwiek, also des Meeresteiles außerhalb der Schären mit Tiefen von unter
20 m, unterscheiden sich von denen des Küstengebietes nicht nur hinsichtlich der Dauer, sondern auch hinsichtlich
des Charakters der Vereisung,.
Bildung von Blaueis, also Festeis, findet kaum statt. Während der Zeit, wo sich im Küstengebiet der Fest
eisgürtel vorschiebt, um im Dezember die äußeren Schären zu erreichen, bleibt die Bottenwiek noch offen. Aus
nahmen davon können nur infolge starken Schneefalls und starker Kälte eintreten. Normalerweise hat der Ab
kühlungsprozeß im Meeresbecken das Homogenitätsstadium nicht vor Januar erreicht. Bis zu dieser Zeit verhindert
lebhafte Konvektion immer wieder Eisbildung. Schnee kühlt die obersten Wasserschichten rasch ab und liefert
gleichzeitig eine leicht zusammenfrierende breiige Masse (vgl. le). Bei der Vereisung der Bottenwiek wird er
eine größere Rolle spielen, namentlich in der Zeit, wo das Wasser bereits eine Zeitlang der abkühlenden Wirkung
von Frost ausgesetzt gewesen ist und das Homogenitätsstadium erreicht hat. Ferner kommt die Eisbelegung durch
Treibeis hinzu, das vom Rande des Festeisgürtels abgebrochen ist und meerwärts treibt; inwieweit selbständige
Treibeisbildung in Form von Tellereis aus verschieden temperierten Zwischenschichten vorkommt (also Siggeis),
entzieht sich unserer Kenntnis. Im Februar beginnt die Bottenwiek sich vollständig mit Treibeis oder Packeis zu
belegen. Das Eis rekrutiert sich also aus folgenden Arten:
1. aus Schneebrei hervorgegangenes poröses Treibeis,
2. aus neugebildetem Eisbrei hervorgegangenes Treibeis,
3. aus abgebrochenen Teilen des Küsteneissaumes hervorgegangenes Eis,
4. aus Siggeis entstandenes Treibeis,
5. aus Packeis, das sich am Rande des Küsteneises und auf flachen Gründen aufgetürmt hat.
Die Reihenfolge des Auftretens der oben genannten Eisarten ist etwa die gleiche wie in der obigen Liste. Pack
eis kann nur entstehen, wenn schon genügend Meereis vorhanden ist. Siggeis nur, wenn das Homogenitätsstadium
unterschritten ist, desgleichen neugebildeter Eisbrei. Von den Windverhältnissen hängt es ab, wann und wieviel
Eis von dem Küsteneissaum abgebrochen wird.
Beim Eintreten starker Kälteperioden und bei gleichzeitig stillem bis mäßig windigem Wetter im Februar
(mehr gegen dessen Ende) friert das Treibeis, das vielfach noch mit Schneebrei vermischt ist, rasch zusammen
und bildet so eine feste Eisdecke, die dann die ganze Bottenwiek überziehen kann. Diese Eisdecke unterscheidet
sich grundsätzlich von der Küsteneisdecke in der Art ihres Zustandekommens und in ihrer Beschaffenheit, wie aus
den vorhergehenden Zeilen hervorgeht.
Starke Winde reißen die Eisdecke häufig wieder auf, wobei die Windrichtung keine wesentliche Rolle spielt.
Dieses Aufreißen kann zu jeder Zeit geschehen. Ein Stadium, wo die Eisdecke über der Bottenwiek gegen Wind