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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 55. Band, Nr. 3
26. Die Eisverhältnisse von Ledsund (Schärenmeer). Abb. 31.
Ledsund, an der Südspitze von Lemland gelegen, wird raeerwärts noch von zahlreichen Schären begrenzt,
so daß für die Vereisung eine gewisse Schutzlage gegeben ist. Trotzdem muß davon abgesehen werden, Mittel
werte zu berechnen.
Der Eisbeginn fällt meist in den Januar; 1925 zeigte sich jedoch bereits am 2. Dezember Eis, andererseits
erschien 1929/30 erst am 17. März das erste, gleichzeitig einzige Eis. Die Schwankungen sind also sehr groß und
auch die Mehrzahl der Fälle häuft sich nicht etwa nahe um einen Mittelwert.
Hinsichtlich der Eisart handelt es sich ausschließlich um leichtes Festeis, was zuerst gebildet wird, während
im Verlaufe der Vereisung und gegen deren Schluß auch häufiger Treib- und zusammengeschobenes Eis auftreten
Packeis ist dagegen in den zehn Wintern nicht festgestellt worden.
Einen völlig eisfreien Winter hat Ledsund in der Periode der zehn Winter nicht aufzuweisen, wenn auch
der Winter 1929/30 nur eine „Vereisung“ von 2 Tagen hatte. 1924/25 war ebenfalls sehr kurz, indem am
14. März das erste Eis auftrat.
Auffallend sind die Veränderungen gegenüber dem nur wenig entfernten Mariehamn. Während dort z. B.
der Winter 1923/24 sehr unruhig und unzusammenhängend war, kommt dies bei Ledsund nicht mehr so sehr zum
Ausdruck, indem dieser Winter aus einer großen Hauptvereisung vom 1. Januar bis zum 23. April und einer Nach
eisperiode vom 25. bis 30. April bestand. Während der Zeit der Hauptvereisung sind allerdings zahlreiche Stö
rungen festzustellen, die in dem Vorkommen von leichtem Eis und Treibeis in Zeiten mit sonst starkem Festeis
zum Ausdruck kommen.
Andererseits ist hier der Winter 1925/26, der bei Mariehamn der längste war, kürzer und gegliederter. Es
ergibt sich, daß 1923/24 in Ledsund der längste und strengste Winter der zehn Jahre war.
Der Winter 1930/31, der bei Mariehamn noch aus einer geschlossenen Hauptvereisung bestand, setzte sich
bei Ledsund aus 7 zeitlich getrennten Eisperioden zusammen, unter denen jedoch noch eine beherrschende Haupt
vereisung erkennbar ist, die aber in sich nicht einheitlich ist, wie aus dem häufigen Wechsel in der Eisart zu
erkennen ist.
Der Eisgang fällt fast ausnahmslos in den April. Irgendeine Gesetzmäßigkeit in der Art und Weise des
Eisganges scheint nicht zu bestehen. Es ergeben sich als die Haupteismonate der Februar und der März; die
größte Eiswahrscheinlichkeit scheint der März zu besitzen, da in keinem der zehn Jahre dieser Monat ohne Eis
bildung ausgeht, während auf den Februar als nächsten Monat schon nur acht Jahre entfallen, auf den April
ebenfalls acht, auf den Januar nur noch sechs und auf den Dezember zwei. Die Extreme des Verschwindens des
Eises sind der 30. April und der 19. März.
27. Die Eisverhältnisse von Utö (Schärenmeer). Abb. 32.
Utö liegt am weitesten südwärts im äländischen Schärenmeer, weit in die Ostsee vorgeschoben. Seine geo
graphische Lage wird durch folgendes Gradkreuz bestimmt: 59°47' N und 21°22' E. Nach Norden erstreckt sich
das seichtere Schärenmeer, nach Osten der Eingang zum Finnischen Meerbusen und nach Süden die freie Ostsee.
Die Eisverhältnisse sind sehr unregelmäßig und erlauben keine zuverlässige Mittelbildung.
Der Beginn der Vereisung fällt meist erst in den Februar, gelegentlich in den Januar, nur in einem Falle
schon in die letzten Tage des Dezember. Die Vereisung, die in der Regel mit losem oder leichtem Eis beginnt,
verläuft sehr unruhig. Die Eisarten wechseln oft, auch in strengen Wintern.
Bezüglich der Dauer und Strenge geben sich die drei Winter 1922/23, 1923/24 und 1925/26 nichts nach,
nur daß sie sich der Reihe nach etwas verfrüht hatten, so daß der Winter 1925/26 zugleich der früheste Eiswinter
von Utö wurde. Starkes Festeds wurde überhaupt nur in vier Wintern gemeldet, sonst herrschen leichtes Eis sowie
die beweglichen Eisarten vor.
Drei sehr milde Winter heben sich heraus, 1924/25 mit einem Tag Eis, 1926/27 mit drei je eintägigen Eis
perioden und 1929/30 mit fehlender Eisbildung. Der Winter 1931/32 zeichnete sich durch sieben kleinere Eis
perioden aus. Auch die restlichen Winter wiesen öfters mehrere kürzere Eisperioden auf, im großen und ganzen
ähnlich wie bei den Verhältnissen von Ledsund, nur daß hier die Vereisung wesentlich später beginnt.
Der Eisgang fällt in den April. Die Extreme des Verschwindens des Eises sind der 16. März und der
24. April. Haupteismonate sind der März und der Februar.
Auffallend ist, daß einige Winter von den Eisverhältnissen Ledsunds ganz erheblich abweichen, wofür
die marine Lage und die Nähe zum Finnischen Meerbusen mit seinen veränderten Klimaverhältnissen maß
gebend sein dürfte.