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Full text: 55, 1936

Dr. Joachim Blüthgen: Die Eisverhältnisse des Bottnischen Meerbusens 
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8. Mai sogar 7° erreichten. Erst am 27. Mai bedingten Nordwinde (Stärke 4) in Verbindung mit warmem reg 
nerischen Wetter den Beginn des Treibens, das nur einen bis zwei Tage währte. — Sehr unruhige Verhältnisse 
beim Eisgang scheinen im Frühjahr 1930 geherrscht zu haben. Nach anfänglichem Packeis, das wohl seine Ursache 
in schwachen südöstlichen Winden hatte (es dürfte sich eher um zusammengeschobenes Eis gehandelt haben), 
brachte Nordwest (Stärke 2) um den 25. April das Eis zum Treiben. Das Treiben kam jedoch am 8. Mai noch 
einmal zum Stillstand, es wird leichtes Festeis-gemeldet. Einsetzende Südostwinde hatten vermutlich zusammen 
geschobenes Eis bedingt. — Schon früher im gleichen Winter brachten Nordwinde (Stärke 2) verbunden mit 
einem Kältevorstoß, das Eis vorübergehend am 18. April zum Aufbruch, das Eis wurde aber bald wieder fest. 
Zusammenfassend ergibt sich, daß Rödkallen zwar im Hochwinter ganz ähnliche Eisverhältnisse wie die 
unmittelbare Küste zeigt, daß also das winterliche Festeis auch ohne weiteres Rödkallen erreicht; jedoch ist für 
den Beginn eine Verspätung anzunehmen. Der Eisgang zeigt die typischen Verhältnisse einer weit im Meere ge 
legenen Station, die einer vereisten Küste vorgelagert ist und infolge langen Eistreibens bis zum Sommeranfang 
noch nicht eisfrei ist. 
18. Die Eisverhältnisse von Karlsborg (Bottnischer Meerbusen). Abb. 23. 
Karlsborg liegt, geschützt durch einen breiten Schärenhof, an der nördlichen Küste der Bottenwiek, in der 
Nähe der Mündung des Kalixälf. Die Eisverhältnisse zeigen nur geringe Schwankungen, so daß brauchbare 
Mittelwerte gewonnen werden können. 
Der Einsatz der Vereisung schließt sich meist unmittelbar an die erste Frostperiode an; liegt diese jedoch 
ausnahmsweise früh, also noch im Oktober, so unterbleibt gelegentlich die Eisbildung noch. Ursache hierzu ist 
die noch nicht genügend erniedrigte Mitteltemperatur des Meeres. Im Oktober ist noch immer die im Laufe des 
Sommers aufgespeicherte Wärme ausschlaggebend, und eine Frostperiode von nicht zu großer Intensität geht ohne 
Eisbildung vorüber. Der minimale Salzgehalt müßte eher einer Eisbildung günstig sein, so daß also dadurch ein 
Verzögern der Eisbildung nicht verursacht sein kann. Solche Frostperioden, die das Meerwasser noch nicht unter 
den Gefrierpunkt abkühlen konnten, traten zum Beispiel ein im Oktober 1928, Oktober und November (!) 1929, 
Oktober 1930 und 1931. Das Beispiel des Herbstes 1929 zeigt, daß hier ein warmer Sommer voraufgegangen sein 
muß, da hier zwei etwa 5tägige Frostperioden mit Temperaturen zwischen 0° und —10° noch nicht zur Eisbildung 
führten. Es ergibt sich aus dem Mittel, daß die Vereisung etwa 18 Tage nach Beginn der ersten Frostperiode ein- 
tritt. Eliminieren wir aber die Fälle des eisunwirksamen Frühfrostes, so ergibt sich, daß die Vereisung durch 
schnittlich bereits 5 Tage nach der ersten eiswirksamen Frostperiode anfängt. 
Ganz besonders auffallend ist der Beginn der Vereisung im Winter 1929/30. Die erste Eisbildung setzte am 
21. November ein, nachdem bereits zwei leichte Frostperioden ohne Eisbildung verlaufen waren; selbst die mit 
jeder längeren Frostdauer naturgemäß verbundene langsame Temperatursenkung des Meerwassers konnte nicht 
allzu groß sein bzw. die Ausgangstemperaturen vom Sommer her waren recht hoch, da die erste Eisbildung nicht 
von langer Dauer war und bereits nach 8 Tagen verschwand; die Ursache ist in einem Wärmeeinbruch von Süden 
her zu suchen. Schon die nächste durch ruhiges Hochdruckwetter charakterisierte Frostperiode bedingte, trotzdem 
sie nur kurz währte» eine Eisbildung, die einschließlich des Eistreibens am Schluß etwa dreimal so lange dauerte 
wie die Frostzeit, die sie einleitete. Dem folgenden warmen Wetter konnte auoh diese Eisdecke nicht standhalten; 
nach Eisstauungen und Eistreiben von zusammen 4 Tagen verschwand auch sie. Noch einmal wiederholte sich dies 
wenige Tage später, wo eine kurze, wenig intensive Frostzeit erneut eine Eisdecke schuf, die aber infolge einer 
erneuten Erwärmung über 0° um den 25. Dezember sich auflöste. Diese Eisbildung währte im Verhältnis zur 
bedingenden Frostperide ebenfalls schon länger, ein Zeichen, daß die Meerestemperatur schon beträchtlich ge 
sunken war und ein konvektiver Austausch mit wärmerem Wasser nicht mehr sehr wirksam sein konnte. Diese 
Entwicklung der Wassertemperatur läßt sich vollends bestätigen, wenn man die folgende Eisbildung berück 
sichtigt, die nach einer kleinen Frostperiode Ende Dezember unmittelbar einsetzt und trotz der darauf rasch 
folgenden Erwärmung über 0° bestehen bleibt, um (soweit aus den Tägl. Eisber. hervorgeht) den Winter in der 
Form zu überdauern. Hier zeigt sich, daß für den späten Einsatz der Eisbildung nicht allein warme Lufttempera 
turen, sondern Vor allem der Wärmevorrat des Wassers verantwortlich zu machen sind. Schon hierdurch ergibt 
sich ganz allgemein, daß eine Heranziehung der Sommertemperaturen von Luft und Wasser für das Verständnis 
der folgenden Wintervereisung von großer Wichtigkeit ist. 
verantwortlich zu machen sind. Schon hierdurch ergibt sich ganz allgemein, daß eine Heranziehung der Sommer- 
lemperaturen von Luft und Wasser für das Verständnis der folgenden Wintervereisung von großer Wichtigkeit ist. 
Ganz im Gegensatz zum Beginn der Vereisung steht der Abschluß. Der Zeitpunkt des Eisganges ist weit 
geringeren Schwankungen unterworfen; innerhalb der beobachteten zehn Jahre beträgt der Unterschied zwischen 
frühestem und spätestem Eisgang 21 Tage gegen etwa 40 Tage beim Beginn, die Ermittelung des Durchschnitts 
eisganges stößt hierdurch auf nicht so große Schwierigkeiten, lediglich ein Jahr zeigt einen vom Durchschnitt 
erheblich abweichenden Wert. Alle übrigen neun Jahre gruppieren sich mit Abweichungen von kaum mehr als 
5 Tagen dicht um den Mittelwert. Der Winter 1929/30, der den oben besprochenen späten Eiszugang aufwies, 
zeichnete sich auch durch frühen Eisgang aus, der etwa 12 Tage vor dem Durchschnitt liegt.
	        
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