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Full text: 55, 1936

Dr. Joachim Blut h gen: Die Eisverhältnisse des Bottnischen Meerbusens 
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Die Dauer des Eisganges beträgt, wenn man die Zeit der Nacheisperioden mitrechnet, mindestens 7 Tage, 
höchstens 35 Tage. 
Das zeitliche Verhältnis zwischen letztem Eis und dem Schluß der letzten mehr als zweitägigen Frost 
periode gibt Aufschluß über die Faktoren, die die Wirkung der Lufttemperaturen abschwächen oder verstärken. 
So liegt in den Wintern 1928/29 und 1931/32 das letzte Eis 10 bzw. 15 Tage v o r Aufhören des letzten größeren 
Frostes, hier müssen also wieder hydrographische Ursachen zugrunde liegen. Umgekehrt tritt das letzte Eis in 
den Wintern 1923/24 und 1925/26 volle 43 bzw. 47 Tage nach Aufhören der letzten Frostperiode auf. In 
diesen Fällen spielen die Eisverhältnisse des Frühwinters eine wichtige Rolle, indem bei sehr frühem Einsetzen 
der Vereisung von vornherein die Abkühlung des W r assers intensiver ist und vor allen Dingen genügend Zeit hat, 
größere Wasserschichten zu erfassen. Im Frühjahr wirkt dieser Vorgang verlängernd auf die Zeit der Eis 
decke, die in langen Wintern entsprechend dicker ist und so auch weit mehr Wärme zum Schmelzen erfordert. 
Die Wirkung eines frühen Winters ist also doppelt, einmal durch die Abkühlung des Wassers, und dann 
durch die Verstärkung der Eisdecke. Diese Einflüsse fallen bei einem späten Winter fort, so daß dadurch leicht 
erklärt werden kann, weshalb die Spanne zwischen letztem Eis und letztem Frost in den einzelnen Wintern so 
gegensätzlich ausgebildet sein kann. 
13. Die Eisverhältnisse von Skag (Bottnischer Meerbusen, vor Örnskjöldsvik) Abb. 18. 
Skag ist die am weitesten vorgeschobene Halbinsel des Festlandes vor dem Hafen Örnskjöldsvik an der 
Mündung des Själevad Fjärd und Idby Fjärd. Inseln sind nicht mehr vorgelagert, so daß Einflüsse der Meeres 
strömungen ungehindert bis hierher Vordringen können. Aus den zehn Jahren ergibt sich die Unmöglichkeit, ein 
Mittel zu gewinnen, das einen größeren praktischen Wert hätte. Die Jahre sind sehr verschiedenartig in der 
Vereisung. 
Das erste Eis zeigt in seinem Auftreten Schwankungen zwischen dem 19. November und dem 9. März. Nur 
in einem einzigen Falle war das erste Eis schon der Beginn einer längeren Vereisung, sonst gliedert sich die 
Vereisung in eine Reihe kurzer Eisperioden, die öfters nur 2 bis 3 Tage dauern. Die Zahl der Eisperioden 
schwankt zwischen 2 und 7. Besonders der Beginn der Vereisung zeigt eine größere Anzahl Eisperioden als der 
Schluß. Auffallend ist, daß Beginn und Schluß dieser vorläufigen Eisperioden durchaus nicht im Einklang mit 
den Temperaturen stehen, wie sie in Härnösand herrschen (Entfernung etwa 80 km). 1925/26 traten zwei vor 
läufige Eisperioden auf, vom 1. bis 5. Dezember und vom 8. bis 9. Dezember, am 19. Dezember setzte dann die 
Hauptvereisung ein. Die Temperaturen lagen aber seit dem 24. November anhaltend unter 0°, anfangs sogar 
4 Tage unter —10°. Nach den Temperaturen zu urteilen wäre also eine Unterbrechung der Vereisung nicht zu 
erwarten gewesen. Die erste Periode zeigte nur Treibeis, das von anderen Gebieten herangetrieben .worden war 
und ebenso wieder verschwand, die zweite Periode zeigte leichtes Neueis, das an Ort und Stelle gebildet worden 
sein muß, aber bald verschwand. Die Erklärung kann durch die Temperaturverhältnisse nicht gegeben werden. 
Meereseinflüsse müssen in der Hauptsache herangezogen werden, während die Süßwasserzufuhr eher eisfördernd 
sein muß. 
Ganz besonders auffallend ist die schwache Eisbildung 1930/31, wo trotz dauernd tiefer Temperaturen sich 
nur ganz vorübergehend Eis bildete. Von den 6 Perioden bestanden die ersten 4 aus leichtem Neueis, die beiden 
späteren aus Treibeis, das dann bei der 6. Periode zu einer kurzwährenden Hauptvereisung führte (9. bis 
31. März). Während der ganzen Zeit der „Eisbildungsversuche“ lag die Temperatur unter 0°. Vom 7. bis 
15. Januar wurden —10° unterschritten, trotzdem aber zeigte nur der 9. und 10. Januar Eis. Vom 22. bis 24. Ja 
nuar lag die Temperatur wieder unter —10°, nur am 22. Januar war Eis. Die Erklärung durch Temperatur 
verhältnisse der Luft ist also nicht möglich, durch die Temperatur des Meerwassers insofern nicht, als ja schon 
Ende Dezember bei Temperaturen zwischen 0° und —10° Eis auftrat und dementsprechend bei folgenden käl 
teren Perioden eine intensivere Eisbildung normalerweise erwartet werden kann. Einzig möglich bleibt hier eine 
Erklärung durch die Veränderung der Meerestemperatur infolge von Strömungsänderungen, die zur Advektion 
wärmeren Wassers führten. 
Das häufige Auftreten von Treibeis zu Beginn der Vereisung unabhängig von den Temperaturen zeigt die 
Abhängigkeit der Eisverhältnisse von den Strömungen und Eisverhältnissen der umliegenden Gebiete. 
Die Winter 1924/25, 1929/30 und 1931/32 waren sehr milde. In den drei Wintern trat starkes Festeis 
überhaupt nicht auf. Leichtes Festeis nur jeweils während 5 Tagen, 1929/30 war dies sogar die einzige Eis 
bildung des Winters (7. bis 11. Februar). 1924/25 trat erst am 2. März leichtes Eis auf, nach 5 Tagen ver 
schwand es trotz Temperaturen unter 0°. Vom 10. bis 21. und vom 24.—26. März trat dann Treibeis auf. 1931/ 
32 trat am 9. März zum ersten Mal Eis (Treibeis) auf, wurde am 14. März für einen Tag unterbrochen und 
wandelte sich am 17. in leichtes Festeis um, das bis zum 22. März anhielt. Nach einer 17tägigen Pause ohne Eis 
trat am 8. April Treibeis auf, das bis zum 25. anhielt. Das Überwiegen des Treibeises gegenüber dem Neueis 
beweist, daß in den umliegenden Seegebieten weit mehr Eis vorhanden gewesen sein muß, und daß besondere 
Umstände Skagen als ein relativ eisbegünstigtes Seegebiet hervortreten lassen. 
Die Spanne zwischen erstem und letztem Eis ist sehr schwankend, 1925/26 betrug sie 5 Monate und 
25 Tage, 1929/30 nur 5 Tage. Die Zeit mit starkem Festeis, während der die Schiffahrt geschlossen ist, betrug
	        
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