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Full text: 55, 1936

Dr. Joachim Blüthgen: Die Eisverhältnisse des Bottnischen Meerbusens 
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Der Eisgang, dessen Durchschnittswert mit geringen Schwankungen angegeben werden kann, findet durch 
schnittlich bis Ende April statt. Als mittleres Datum ergibt sich der 27. April. Die Extreme sind der 15. Mai 
und der 11. April. Auch die Winter, die durchgehends bei allen Stationen sehr milde in Erscheinung traten, zeigen 
nur mäßige Abweichungen gegenüber dem Mittel. So hörte das Eis in dem allgemein milden Winter 1924/25 nur 
5 Tage vor dem Durchschnitt auf. 
Der Eisgang ist selten mit Treibeis verbunden. Treibeis trat nur in drei Wintern auf (1922/23, 1923/24 
und 1926/27), stets verbunden mit Winden aus westlichen Richtungen. Im übrigen geht das Abschmelzen des Eises 
ziemlich ungestört vor sich: starkes Festeis verwandelt sich allmählich in leichtes Festeis und verschwindet dann 
eines Tages. 
Nacheisperioden traten in keinem Winter auf, mit dem Eisgang sind die Gewässer endgültig eisfrei. Dies 
findet schon seinen Ausdruck in der geringen Häufigkeit von Treibeis am Schluß der Vereisung. 
Der Alnösund ist dem Charakter der Vereisung sowie der Dauer nach als festlandsnahe Station zu 
bezeichnen. Die Eisbildung folgt ziemlich genau der klimatischen Kurve. Ein Ausschalten der klimatischen Ein 
flüsse durch hydrographische Faktoren konnte nicht festgestellt werden. 
11. Die Eisverhältnisse von Svanö (Ängermanälf) Abbildung 16. 
Svanö ist eine kleine Insel in der ca. 2 km breiten Mündung des Ängermanälf, etwa 30 km nördlich 
Hämösand. Der Fluß verbreitert sich oberhalb Svanö stark und bildet einen langen fjordartigen Einschnitt in 
das Land. Die Eisverhältnisse dieses Gebietes werden demzufolge sehr von denen rein mariner Stationen ab 
weichen, unterschieden wird ferner noch das Gebiet oberhalb von Svanö und unterhalb dieser Insel. 
Die Eisverhältnisse des oberen Teiles schwanken nur sehr wenig und zeigen große Ähnlichkeit mit dem 
Diagramm der nördlichsten Stationen des Bottnischen Meerbusens. Die Schwankungen liegen zwischen den Ex 
tremen des 30. Oktober und des 2. Januar, gruppieren sich aber meist um Werte, die Ende November liegen. 
Rechnerisch ergab sich als mittlerer Beginn des ersten Eises der 22. November, eliminiert man jedoch die zwei 
vorläufigen Eisperioden, die in den Wintern 1924/25 und 1928/29 auftraten, so ergibt sich als mittlerer Beginn 
der Hauptvereisung der 27. November. 
Ganz anders liegen die Verhältnisse unterhalb von Svanö. Der durchschnittliche Beginn des ersten Eises 
liegt hier erst am 18. Dezember, also beinahe einen Monat später. Nur in einem Jahre, nämlich 1924/25, trat eine 
nur einen Tag währende vorläufige Eisperiode auf, die den Durchschnittswert ziemlich beeinflußt, da erst 35 Tage 
nachher die Hauptvereisung dieses Jahres für das Gebiet unterhalb Svanö einsetzt. Der durchschnittliche Beginn 
der Hauptvereisung läßt sich demnach auf den 22. Dezember berechnen, die Schwankungen liegen zwischen 
11. November und 31. Januar, die meisten Werte Anfang Dezember. 
Der Unterschied im Eisbeginn der beiden Gebiete ist nicht immer gleich, so betrug die Spanne 1925/26 
nur einen Tag, 1924/25 dagegen 65 Tage bzw. 102 Tage, wenn man die kurze Vorperiode des unteren Gebietes 
abrechnet. 
Die Vereisung zeigt einen sehr ungestörten Charakter, meist beginnt sie mit leichtem Festeis, nur selten be 
reits mit starkem Festeis. In dieser Tatsache kommt die Lage zu dem binnenländischen Kältezentrum deutlich 
zum Ausdruck. Unterhalb von Svanö machen sich schon marine Einflüsse geltend, namentlich in der Dauer der 
Vereisung, während der Charakter noch derselbe ist. 
Treib- und Packeis tritt nur selten auf, der Winter 1925/26 begann mit einer unruhigen Eisbildung, zu 
sammengeschobenes Eis und Eisfreiheit wechselten miteinander ab. Dies hielt 20 Tage an, bis dann die Festeis 
periode einsetzte. Eine ausreichende Erklärung läßt sich aus den Witterungsdaten nicht geben, da diese zu lücken 
haft sind. Zu berücksichtigen ist ferner, daß plötzlicher Eisaufbruch im Oberlaufe des Flusses zu Eisstauungen 
im Unterlaufe führen kann, namentlich wenn Inseln im Wege liegen. So läßt sich aus den Temperaturen auch 
keine Erklärung für die eisfreie Periode vom 21. bis 28. Dezember oberhalb Svanö finden, da Härnösand um 
diese Zeit sehr tiefe Temperaturen bei stillem Hochdruckwetter meldet. 
Der Übergang von leichtem zu starkem Eis geht sicherlich allmählich vor sich, wie es dem Charakter eines 
vom Binnenklima beeinflußten Gebietes entsprechen würde, (durch die Beobachtungsmeldungen kann dies nicht 
so klar zum Ausdruck kommen, da die Angaben des Überganges von leichtem zu starkem Festeis weitgehend dem 
„Taktgefühl“ des Beobachters überlassen bleiben und in den Diagrammen ein plötzlicher Übergang vorgetäuscht 
wird). Die Hauptvereisung, die in die Monate Januar—März fällt, wird nur sehr selten durch Treibeis oder 
Packeis gestört. 
Der Eisgang ist ziemlich geringen Schwankungen unterworfen. Als durchschnittlicher Termin für das 
letzte Eis ergibt sich der 5. Mai für das Gebiet oberhalb, und der 28. April für das Gebiet unterhalb Svanö. Die 
mittlere Abweichung von dem errechneten Durchschnitt beträgt nur 7 Tage oberhalb, aber schon über 10 Tage 
unterhalb Svanö. 
Der Eisgang geht ziemlich schnell vor sich, jedoch wird in verschiedenen Jahren eine Zeitlang vorher schon 
leichtes Festeis gemeldet. Treibeis tritt auch hier nur selten auf, meistens hört die Eisbedeckung nach einem vor 
bereitenden Zerfall plötzlich auf, es ist anzunehmen, daß dies mit dem Aufbruch des Flusses oberhalb zusammen
	        
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