Dr. Erich Goedecke: Der Kalkgehalt im Oberflächenwasser der Unterelbe und Deutschen Bucht 9
Das für die systematische Kalkgehaltsuntersuchung gewählte Gebiet erstreckt sich von der Oberelbe 15 16 17 bis
in die Deutsche Bucht. Als oberste Grenze im Flußgebiet der Elbe wurde die Station Geesthacht gewählt, bei
der in den Pegelablesungen die letzten durch die Gezeiten der Nordsee hervorgerufenen Wasserstandsschwankungen
zu erkennen sind. Um den Anschluß an die im Verhältnis zur Elbmündung und Deutschen Bucht sich wenig
ändernden hydrographischen Faktoren des Nordseeoberflächenwassers zu vollziehen, ist noch ein auf einer Fisch
dampferreise zwischen Helgoländer Bucht und Fladengrund einmal untersuchtes Gebiet der mittleren Nordsee in
die Untersuchungen einbezogen worden.
Auf Grund der Erfahrungen aus den systematischen Beobachtungen der Deutschen Seewarte in der Deutschen
Bucht und Nordsee wurde das Untersuchungsgebiet in drei Gebiete unterteilt:
1. Stromgebiet der Ober- und Unterelbe,
2. Gebiet der Elbmündung,
3. Gebiet der Deutschen Bucht.
Die Beobachtungsstationen auf der Oberelbe, Unterelbe und in der Elbmündung (siehe Figur la) wurden so
gewählt, daß sie auf der Oberelbe von Geesthacht bis Hamburg und auf der Unterelbe von Hamburg bis Glück
stadt verhältnismäßig gering an Zahl sind und ziemlich gleich weit voneinander entfernt liegen, während sie auf
der Strecke Glückstadt—Cuxhaven und auch in der weiteren Elbmündung bis zum Feuerschiff „Elbe I“ verhältnis
mäßig dicht aufeinander folgen, um dadurch die bei den bisherigen Salzgehaltsbeobachtungen in der Elbmündung
gefundenen schnellen Änderungen des Kalkgehalts im Strom erfassen zu können. Die Beobachtungen an den fest
gesetzten Stationen wurden vom fahrenden Schiff aus unternommen und die geographische Lage der dazu
gehörigen Positionen nach einigermaßen genauen Peilungen auf Tonnen im Strom oder Landmarken querab vom
Schiff festgelegt.
Die Untersuchung auf der Oberelbe wurde im Juni (23. 6.) 1932 begonnen und konnte bis Anfang
Oktober (5. 10.) 1933 durchgeführt werden. Das festgesetzte Beobachtungsjahr für das gesamte Untersuchungs
gebiet reichte vom 15. August 1932 bis zum 14. September 1933. Die Wasserproben von der Oberelbe wurden
zum größten Teil von Herrn Oberinspektor 0. Hat je (Strom- und Hafenbau Hamburg) und zum kleineren vom
Verfasser selbst auf den Staatsfahrzeugen „Strom- und Hafenbau I“, „Gaffky“ und „Blitz“ fahrend geschöpft.
Die ca. 156 Beobachtungen mit annähernd 300 Titrationen liegen über das ganze Jahr verteilt, nur die Monate
Januar und Februar 1933 fallen wegen starken Eisgangs auf der Oberelbe und unvorhergesehener Umstände aus.
Wenn der Verfasser Gelegenheit hatte, auf einem der Fahrzeuge mitzufahren und selbst die Wasserproben zu
nehmen, sind sie stets auf den gleichen zwischen Geesthacht und Entenwärder befindlichen Stationen geschöpft
worden. Andernfalls wurden, wenn irgend möglich, wöchentlich einmal zwei Proben von Geesthacht und Bunthaus
an das Laboratorium der Seewarte eingesandt. Die Wasserproben entstammen zum größten Teil dem Oberflächen
wasser der Oberelbe und zum geringen Teil dem der Dove- und Gooseelbe.
Im Hamburger Hafen sind nur wenige Beobachtungen unternommen worden. Dieses Unter
suchungsgebiet nimmt im Gegensatz zu den übrigen Gebieten eine Sonderstellung ein. Um überhaupt tiefer in
die verwickelten hydrographischen Verhältnisse des Hamburger Hafens einzudringen, wäre eine systematische
Einzeluntersuchung dieses einzigartigen und äußerst interessanten Gebietes am Platze, so wie es von biologischer
Seite schon unternommen wurde (Note 16 und 17). Der Verfasser hatte Gelegenheit, die laufenden Arbeiten des
Hygienischen Staatsinstitutes in Hamburg über den hydrographischen Zustand des Elbwassers
im Hafen sowie in der Ober- und Unterelbe durch persönliche Fühlungnahme mit Herrn Prof. Dr. Kammann
und Herrn Dipl.-Ing. Müller des Institutes einsehen 2u dürfen. Beiden Herren sei auch an dieser Stelle für
bereitwillige Auskunft bestens gedankt.
An fünf verschiedenen Beobachtungstagen (im Mai bis Juli 1933) sind Wasserproben aus dem Hamburger
Hafen, der Norder- und Süderelbe gewonnen worden. Die Entnahme der Proben erfolgte während des meeres-
kundlichen Praktikums der Hamburgischen Universität von der Motorbarkasse „Gaffky“ (vom Strom- und Hafen
bau Hamburg) aus. Die Proben von der Süderelbe (am 29. Juli 1933) konnte Verfasser selbst gewinnen.
Im Gebiet der Unterelbe und Elbmündung wurden Wasserproben für die Kalkgehaltsunter
suchung auf folgenden Fahrten geschöpft:
Während der Ostseefahrt des R. F. D. „Poseidon“, die vom 30. März bis 20. April 1933 dauerte, war es
möglich, Oberflächenwasserproben von 7 vorher festgesetzten Stationen auf der Unterelbe zwischen Cuxhaven und
Brunsbüttelkoog bei Beginn (30. 3.) und gegen Ende (20. 4.) der Fahrt zu bekommen. Beobachter waren Kapitän
R. H a t j e und Dr. K. Kalle, Deutsche Seewarte.
Auf einer Fischereifahrt des Fischdampfers „Volkswohl“ (Beobachter cand. H. Lüneburg) in das
Barentsmeer sind am Ende der Fahrt (17. bis 18. 4. 1933) auf zwei für die Untersuchung wichtigen Linien Wasser
proben geschöpft worden. Am 17. 4. ging der Weg des Fischdampfers querab „Amrumbank“-Feuerschiff nach
15 Oberelbe mit der Norder- und Süderelbe zusammen ist das Stromgebiet oberhalb von Hamburg (bis Geesthacht).
Nordseehandbuch, Östlicher Teil. Marineleitung, Berlin 1932.
16 R. Volk, Mitteilungen über die biologische Elbe-Untersuchung des Naturhistorischen Museums in Hamburg. Verhand
lungen d. Naturwiss. Vereins in Hamburg 1907, Dritte Folge 15.
17 E. Hentschel, Ergebnisse der biologischen Untersuchungen über die Verunreinigung der Elbe hei Hamburg. Mitt.
des Zool. Mus. Hamburg. 1917. 34.