F. Z o r e 11: Beiträge zur Hydrographie der Deutschen Bucht.
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Es ist an verschiedenen Stellen bei der Besprechung der Salzgehaltsverteilung an der Oberfläche (No
vember 1928, Juni 1930) darauf hingewiesen worden, daß dicht südlich von Helgoland eine nach W ge
richtete Zunge salzarmeren Wassers liegt. Auch wissen wir, daß noch weiter südlich, etwa unter 54° N
und 8° 0, fast immer salzreiches Nordseewasser liegt. Man wird nach den allgemeinen Regeln über die
Wasserverhältnisse in einem Grenzgebiet zweier Wasserkörper von verschiedenen physikalischen Eigen
schaften das Auftreten von Wirbelbildungen erwarten dürfen. Mit den Profilen zwischen den Termin
stationen scheint ein solches Wirbelgebiet angeschnitten zu sein. Die Lage dieses „Helgoland-Wirbels“
dürfte verhältnismäßig stationär sein; seine Begrenzung nach N und O dürfte die 20 m-Linie bilden.
K. Hesse n hat Karten der Strömungen in der Nähe von Helgoland 17 ) veröffentlicht und darin auch
Angaben über den Reststrom gemacht. Es hält zunächst schwer, diese Stromrichtungen in einen Zu
sammenhang zu bringen, da sie auf verhältnismäßig kleinem Raum große Gegensäße in der Richtung
aufweisen. Um über Wasserbewegungen (Richtung und Stärke) in einem solchen Gebiet einigermaßen
quantitativen Aufschluß zu erhalten, um vor allem auch über die Größenordnung der Wasserbewegung
in dem oben beschriebenen Wirbelgebiet konkrete Angaben machen zu können, wären Tiefenstrom
messungen das allererste Erfordernis. Es scheint m ö g 1 i ch, daß durch Restströme in den Hessen‘schen
Gebieten II und III, sowie I und IV eine Divergenz angedeutet ist, die in irgendeinem Zusammenhang
mit der Salzgehaltsverteilung mn Helgoland stehen könnte; sicheres läßt sich aus dem vorhandenen Ma
terial darüber aber nicht sagen.
F. Die Fahrten des R. F. D. „Poseidon 44 1920 bis 1932
und ihre Ergebnisse.
1) Ja n u ar/Fe bruar 192 0. (Tafel 15, Figur 39.)
Von dieser in die Deutsche Bucht und nach den Hoofden führenden Fahrt ist nur spärliches hydro
graphisches Material vorhanden, dessen Deutung durch den Umstand erschwert wird, daß zu dieser Zeit
die Feuerschiffe noch keine Beobachtungen anstellten. Es ist daher nur möglich, einige allgemeine
Bemerkungen über die Temperatur- und Salzgehaltsverteilung zu machen.
1. Temperatur. Verglichen mit den Mittelwerten 1902/14 für den 31. Januar (Mittel aus der
III. Dekade Januar und der I. Dekade Februar) ist die Temperatur relativ hoch. Vergleiche dazu den
Lauf der ö^-Isotherme. Dies ist zunächst überraschend, da der Januar einen ganz ungewöhnlich großen
Abfluß der Elbe brachte (5303 Mill. cbm), also der Zufluß an relativ kaltem Wasser zur Deutschen Bucht
beträchtlich war. Die Lufttemperatur war im Januar dagegen höher als sonst (Borkum +3° Abweichung
vom 15jährigen Mittel, Wilhelmshaven + 2.9 ). Auch waren die Winde vorwiegend zwischen S und WSW.
das Elbwasser wird also dicht an der nordfriesischen Küste nach Norden gegangen sein. Südwestlich von
Helgoland kommen allerdings auch relativ niedrige Temperaturen vor (2.85° 5 Sm südwestlich von
Helgoland).
2. Salzgehalt. Angesichts der großen Wasserführung der Elbe ist der Salzgehalt in dem Beobach
tungsgebiet erstaunlich hoch. Vergleiche dazu den Verlauf der 34.5°/oo-Isohaline. Im ganzen scheint er
während der Beobachtungszeit zurückgegangen zu sein (bei Borkumriff-F. Sch. Mitte des Monats 33.80,
am Ende 32.74). Auffallend ist der Wert 31.51"/«» 20 Sm westlich von Helgoland. Oh es sich dabei, wie die
Zeichnung andeutet, um eine abgeschnürte Insel salzarmeren Wassers handelt, ist ungewiß, aber möglich.
17 ) Karten der Strömungen in der Nähe von Helgoland. Veröff. d. Marine-Observatoriums in Wilhelmshaven. Wilhelms
haven 1929.