F. Z o r eil: Beiträge zur Hydrographie der Deutschen Bucht.
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Weiterhin zeigen sich im Salzgehaltscharakter der einzelnen Stationen Verschiedenheiten. Es gibt
Fälle, wo bei allen vier Stationen Schichtung auftritt, aber auch solche, wo dies nur hei einzelnen
Stationen der Fall ist, während die anderen Homohalinität aufweisen (vgl. z. B. 18. Mai 1928, 9. April
1929, 17. Juni 1929 u. a.). Ferner ist der Salzgehalt an der Oberfläche nicht immer bei allen Stationen
von der gleichen Größenordnung, und es erfolgt die Zunahme des Salzgehalts nach der Tiefe zu nicht
immer im gleich starken Maße.
Die Homohalinität ist immer mit hohem Oberflächensalzgehalt verbunden; in der Hälfte aller Fälle
beträgt dabei der Salzgehalt an der Oberfläche über 33.0°/<m, nur in einem Fall liegt er unter 32.0°/»».
Niedriger Salzgehalt durch die ganze Wasserschicht hindurch tritt also nie auf.
Man wird zu der Annahme geneigt sein, daß hei oder unmittelbar nach starken Winden das Wasser
durchmischt ist, an entsprechenden Beobachtungstagen also Homohalinität auftritt; dies ist nicht der
Fall, wie weiter unten im einzelnen ausgeführt wird.
Wie schon betont, hat der Gegensatj Homohalinität — Schichtung keinen jahreszeitlichen Charakter
Dagegen ist auffällig, daß im Jahre 1930, das bereits an anderer Stelle als besonders salzreich beschrieben
wurde, Schichtungen verhältnismäßig selten und nie besonders stark auftraten.
Wir greifen nun einzelne Beobachtungstage heraus, um die an diesen Tagen herrschenden Verhält
nisse darzulegen.
a) Die stärkste Schichtung an einer Station trat am 16. März 1931 auf. (Hierzu Figur 30a und 32.)
Bei Station IV betrug der Salzgehaltsunterschied zwischen Oberfläche und Boden (36 in Tiefe) 5.94“/°o (hei
den übrigen Stationen nur 1.0 bis 1.5°/»<»).
Auf Helgoland-Reede war der Salzgehalt Anfang März stark gefallen und hatte am 10. ein Minimum
erreicht mit 30.0°/°o (bei NW). Daraufhin stieg der Salzgehalt wieder an. Die Windverhältnisse bei
F. Sch. Elbe 1 an den fünf den Terminbeobachtungen vorhergehenden Tagen waren folgende: Richtung
SW bis NW; Stärke am 12. und 13. am größten mit 6 Beaufort, danach Nachlassen der Windstärke, die
am 15. nur 1 bis 2 B. und am 16. 1 B. betrug. Der starke Wind war also nicht imstande, die Schichtung
des Wassers zu stören, oder zumindest stellte sich die Schichtung innerhalb von zwei Tagen nach dem
Aufhören des Windes wieder ein. Die nächstliegende Erklärung für diesen Zustand ist, daß der Südwest-
Nordwestwind auf die Wassermassen der inneren Deutschen Bucht eine Stauwirkung ausübte und mit
dem Nachlassen des Windes ein Rückfluß der aufgestauten Wassermassen erfolgte. Diese Erscheinung
wird öfter beobachtet, vgl. den nächsten Absatj b).
b) Am 8. Oktober 1927 (hierzu Figur 30b und 33) trat bei allen vier Stationen Schichtung auf,
und zwar verhältnismäßig gleichmäßig (vgl. den Verlauf der Isohaiinen bei den Schnitten).
Der Salzgehalt auf Helgoland-Reede fiel vom 3. auf 10. Oktober um 3.11°/oo, um dann wieder an
zusteigen. Am 1. und 2. Oktober herrschten starke bis stürmische SSW- bis SW-Winde, vom 3. bis 7. nord
westliche Winde, die mit Stärke 9 einsetjten, um vom 6. ah langsam ahzunehmen. Am 8., dem Beobach
tungstag, herrschten schwache östliche Winde.
Also auch an diesem Tag war das Wasser geschichtet, nachdem unmittelbar vorher ein starker SW-
bis NW-Wind geherrscht hatte.
Die Erklärung ist die gleiche wie die für den Zustand des 16. März 1931. Zur Illustration des Anstau-
und Rückflußvorganges wurden auf Tafel 14, Figur 31 noch die Wasserstände von Helgoland und Cuxhaven
gezeichnet. Die Kurven zeigen den Gang des mittleren Wasserstandes, berechnet nach der Formel
:4 16 ). Die Figur zeigt deutlich die am 3. Oktober eingetretene Sturmflut und vor
allem die auf Helgoland raschere Wiederabnahme des mittleren Wasserstandes.
16 ) Aus dem Archiv der deutschen Seewarte, XLI. Nr. 2 S. 49. (A. Schumacher und H. Thorade: Die Gezeiten der
Sylter Gewässer.)
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