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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 54. Bd. Nr. 1,
den vier Stationen, zum anderen kann man die Unterschiede zwischen den einzelnen Stationen unmittelbar
vergleichen.
Der Reichardsche Weg, die Oberflächen- und Bodentemperaturen aller vier (bzw. drei) Stationen
zusammen zu nehmen, ist angesichts der tatsächlich häufig auftretenden Unterschiede (auf die auch
Reichard bereits hinweist) kaum mehr gangbar. Um einen Jahresgang für die einzelnen Beobachtungs
stufen aufzustellen, ist das Material zu gering. Reichards Satz: „Es kommt bei biologischen Fragen, wie
wir sie gerade hier in Helgoland in bezug auf die Lebensweise besonders der Nutjfische Dorsch, Schellfisch
und Scholle, die hauptsächlich in den Bodenschichten sich aufhalten, nur auf die Mitteltemperatur (und
die Extreme) der gesamten Bodenschicht an“ — dieser Satj kann doch nur in einem Gebiet mit sehr
gleichmäßigen hydrographischen Verhältnissen richtig sein und diese sind nun einmal, wie auch bereits
aus dem von Reichard mitgeteilten Material hervergeht, hier um Helgoland nicht vorhanden.
1. Die Temperaturverhältnisse bei den Terminstationen.
(Hierzu Tafel 13, Figur 28.)
Audi das Nachkriegsmaterial bietet, wie schon erwähnt, keine Möglichkeit, für jeden der vier
Stationsorte Jahres- oder gar Monatsmittel aufzustellen, die von einigem Wert wären und als Grundlage für
einen Vergleich unter sich und mit Helgoland-Reede dienen könnten. Es interessieren hier in erster Linie,
neben der Oberflächentemperatur, die durch die Temperaturverteilung nach der Tiefe zu festgestellten
Wasserschichtungen. Eine eigentliche Sprungschichtsbildung, wie wir sie vielfach auf den Frühjahrs- und
Sommerstationen des „Poseidon“ finden, tritt bei den Terminstationen nicht auf, auch nicht hei Station II,
hei der die Wassertiefe ausreichend genug für die Bildung einer thermischen Sprungschicht wäre. Wenn
Unterschiede zwischen den Temperaturen des Oberflächenwassers und der Tiefe auftreten, so ist dies
immer in erster Linie eine Folge davon, daß sich leichteres Wasser von Osten her über das schwerere
Nordseewasser schiebt. Vgl. dazu die Beobachtungen vom 2. Juli 1931, 18. Dezember 1931, 16. Juni 1932
und 13. Juli 1932 (Figur 28). In allen diesen Fällen haben wir es zugleich mit großen Salzgehaltsunter
schieden zwischen Oberfläche und Boden zu tun. Der einzige Fall, wo es sich um eine sprungschichtähnliche
Bildung handelt, trat am 9. Dezember 1932 ein. Aber auch hier ist sie nur eine Folgeerscheinung davon,
daß sich eine salzarme Deckschicht über das Nordseewasser schiebt (vgl. Tafel 13, Figur 29). Rein ther
mische Sprungschichten, wie wir sie weiter nordwärts vielfach vorfinden, kommen in unmittelbarer Nähe
von Helgoland nicht vor.
2. Die Salzgehaltsverhältnisse bei den Terminstationen.
(Hierzu Tafel 13, Figur 30.)
Für die Darstellung der Salzgehaltsverhältnisse wurden neben der Diagrammform auch noch für
eine Reihe von Beobachtungstagen je drei Schnitte zwisdien den Stationen IV und I, I und II sowie
II und III gezeichnet, und zwar auf eine Tiefenkarte des Helgoländer Gebietes. Diese Darstellung er
scheint für dieses Material besonders geeignet; sie ist audt anderweitig sdion angewandt worden 15 ).
Man bekommt so am ehesten ein Bild von der Salzgehaltsverteilung um Helgoland, soweit die Termin
stationen hierzu ausreiehen.
Die Diagramme mit der vertikalen Salzgehaltsverteilung (Tafel 13, Figur 30) lassen erkennen, daß
alle Zustände zwischen Homohalinität und sehr starker Schichtung auftreten können. Man erkennt bei
einer flüchtigen Betraditung auch leidit, daß das Vorkommen von Schichtung des Wassers an keine be
stimmte Jahreszeit gebunden ist. Das Auftreten der Schichtung ist also keine jahres
zeitliche Erscheinung. Es treten in allen Monaten der Berichtszeit (1927 bis 1932) sowohl
Homohalinität wie mehr oder weniger starke Schichtung des Wassers auf.
l5 ) J. ¥. Sandström. The Hydrodynamics of Canadian Atlantic Waters. Canad. Fish. Exped., 1914—1915. Dep. of
the Naval Service, Ottawa 1919. S. 221—343.