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Full text: 54, 1935/36

Walter Piersig: Schwankungen von Luftdruck und Luftbewegung 
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Im Westen ist noch eine Restbildung des Tiefs zu erkennen: bei St. Vincent und nördlich davon fälll 
Regen. Die Passatströmung ist hier in langsamem Vordringen: St. Vincent meldet mittags leichten N-Wind, das 
Schiff in 16°N 26° W gelangt bei seinem NE-Kurs ebenfalls bereits mittags in eine schwache nordöstliche Strö 
mung, und in der Nacht ist hier der Passat bis etwa 16° N vorgedrungen. In seinem Bericht ist das Wetter wolkig 
bis heiter, aber verbreitet diesig. 
3. IX. Die Druckverteilung zeigt analog der Karte vom 30. wieder das weitere Südwärts-Vordringen der 
nördlichen Strömung über dem mittleren und östlichen Teile des Gebietes, sowie auch die Linksablenkung der 
selben südlich von 16°N auf der SW-Seite von erneut sich in 15—20°N westwärts ausbreitendem, relativ niedrigen 
Druck. Aber erst am 9. kündigt stärkeres Fallen des Luftdruckes über den Kap-Verde-Inseln das Nahen eines 
neuen Wirbels an, der offenbar südlich der Inselgruppe vorüberzieht: Praia meldet am 11. IX. mittags einen Luft 
druck von 755,9 mm bei zeitweise stürmischen Winden zunächst aus N, später aus ESE. 
Die Karte vom 3. zeigt im übrigen schon eine recht ungeeignete örtliche Verteilung der Beobachtungen: 
im Raume zwischen den Inseln und der Küste fehlen solche gänzlich. Eine Veröffentlichung dieser Karte erscheint 
somit überflüssig. 
3. Die einzelnen meteorologischen Felder. 
In dem der Zyklone zugehörigen Strömungssystem treten zwei Luftkörper auf: der NE-Passat und der SW- 
Monsun. Das Zusammentreffen beider Luftmassen geht auf Vorder- und Rückseite des Wirbels in ganz verschie 
dener Weise vor sich (Abb. 19): 
Auf der Westseite des Wirbels dringt der Passat-Luftkörper, unter allmählicher Linksdrehung, weit süd 
wärts vor und stößt als NW-Wind, also etwa unter einem rechten Winkel, auf den Monsun-Körper. 
Auf der Rückseite des Tiefs ist dagegen der Monsun nordwärts im Vordringen gegen den Passat, auf den 
er, als Glied des zyklonalen Zirkulationssystems ebenfalls nach links abgelenkt, etwa als SE-Wind trifft. 
Auf der Südseite des Tiefdruckgebietes dürfte es sich im wesentlichen um Mischluft handeln; darin sind 
in nicht zu großer Entfernung vom Tiefdruck-Zentrum um dieses herumgeführte und nunmehr ostwärts fließende 
Luftmassen des Passat-Luftkörpers, weiter südlich aber diejenigen des Monsuns, strömungsparallel mit ersteren. 
vorherrschend. 
Wie weit bei dem Aufeinandertreffen der beiden Luftkörper Erscheinungen des Aufgleitens oder des Ein 
brechens von Luftmassen auftreten, ist wegen Art und Dichte der verfügbaren Beobachtungen nicht zu entscheiden. 
Das Temperaturfeld weist nur geringe Unterschiede bei beiden Luftkörpern auf: Bergeron hat bereits dar 
auf hingewiesen (33), daß Passat und Monsun oft beide als Kaltluftmassen aufeinandertreffen. 
Auch das Niederschlagsfeld kann darüber wenig Aufschluß geben, da bei den Beobachtungen besonders 
die Begriffe „Regenböen“ und „Regenschauer“ nicht scharf voneinander getrennt sind. 
Als zuverlässiger erwiesen sich die Beobachtungen, die sich auf die Intensität der Niederschläge be 
ziehen: diese wurden deshalb in ihrer Verteilung relativ zu den Strömungsgliedern untersucht. An den Tagen 
30. VIII.—1. IX., sowie am 4. IX. wurden in 13 Fällen starke oder sehr starke Regenfälle beobachtet, davon 7 
an der Front des vordringenden Passates, 5 innerhalb des Monsunluftkörpers, 1 (!) an der Monsunfront. Auch 
auf den Kap-Verde-Inseln, die von dem Wirbel selbst überquert wurden, fiel der stärkste Niederschlag auf dessen 
Westseite in noch recht großer Entfernung vom Tiefdruckzentrum, nämlich in den Abend- und Nachtstunden des 
29. VII., wo Praia 30mm Regenhöhe meldet: zu dieser Zeit wird die Station offenbar von der nördlichen Strö 
mung erreicht, nachdem zum 21-Uhr-Termin noch, wie schon an den übrigen Terminen dieses Tages, Windstille 
geherrscht hatte. 
Diese Verteilung der Regenintensität würde also bedeuten, daß die Schiffe beim Übergang vom Passat in 
den Monsun — oder umgekehrt — stärkere Niederschläge zu erwarten haben, wenn der Wind über W dreht, 
weniger starke dagegen, wenn die Winddrehung über E erfolgt. Damit scheinen auch die Beobachtungen Wagners 
auf der Einweisungsfahrt F (21, auf S. 11) übereinzustimmen. Es wäre — auch für die Beurteilung der Eigen 
schaften dieser beiden Luftkörper — von Interesse, ob sich diese Beobachtung in weiteren Fällen dieser Art 
bestätigt. 
Auffallend ist noch das größere Gebiet starker Himmelsbedeckung innerhalb des Monsunluftkörpers, das 
auf den drei Karten vom 30. und 31. VIII. auf der SW- und S-Seite des Tiefdruckgebietes erkennbar ist. 
Die Wolkenformen, deren Beobachtung in den englischen, teilweise auch in den holländischen Meldungen 
enthalten ist, lassen keine Unterschiedlichkeiten erkennen, gleichviel ob man sie relativ zur Lage des T-Zentrums 
oder zu den einzelnen Strömungsgliedern betrachtet: Beobachtet wurden fast ausnahmslos Haufenwolken der ver 
schiedenen Höhenstufen, in denen nur der altocumulus nahezu ganz fehlt. Schichtwolken treten dagegen im Be 
reiche des Tiefdruckgebietes überhaupt nicht auf: Es fehlt wahrscheinlich die für deren Entstehen notwendige Ge 
samthebung einer Luftmasse, ein Umstand, auf den ebenfalls schon Bergeron (33) hingewiesen hat, und der auch 
für die Art der Niederschläge — Fehlen von Aufgleitniederschlägen! — von Bedeutung ist. Auffallend ist, daß 
verbreitet cirro-cumulus beobachtet wurde, eine Wolkenform, die auch in tropischem Gebiet selten auftritt (43).
	        
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