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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 54. Bd. Nr. 6
Für diese Untersuchung waren verfügbar die Beobachtungsserien von 29 deutschen Schiffen, von denen 8
mit Aneroidbarometern ausgerüstet waren. Die Anbringung einer Korrektion durch Vergleich mit anderen
Schiffen machte sich bei 7 Beobachtungsserien notwendig, davon waren 6 mit Aneroidbarometern gewonnen!
Die Karten geben die Wetterlage für jeden Tag zum 8-Uhr-Termin wieder: Auf diese Weise sind die Luft
druckwerte der einzelnen Tage, unabhängig vom täglichen Gang dieses Elementes, untereinander unmittelbar zu
vergleichen; diese Bedingung ist auch für die 20-Uhr-Karte vom 31. VIII. erfüllt, da um diese Zeit etwa die
gleiche Phase wie 8 Uhr in der täglichen Periode erreicht ist (30).
2. Verlauf der Störung.
Mehr noch als bei der Wetteranalyse im mitteleuropäischen Wettergeschehen wird es für dieses Gebiet zweck
mäßig sein, auch die zwischen den Terminen gemachten Beobachtungen zu benutzen: In der folgenden Diskus
sion der einzelnen Karten sollen daher auch diese Erscheinungen berücksichtigt werden, sofern sie nicht schon
aus den in den Karten enthaltenen Angaben zu entnehmen sind.
29. VIII. 1909. Im westlichen Teil des betrachteten Gebietes ist es schwachwindig oder windstill auf
der Rückseite eines westwärts abziehenden Wirbels, dessen Vorüberzug bei den Kap-Verde-Inseln am 27. erfolgte:
die Beobachtungen ergaben an diesem Tage für St. Vincent 35 mm Regen, am Vortage schon 5 mm bei einer
Gesamtmenge von 41mm in diesem Monat! Praia (S. Thiago) meldet am 27. abends WSW 4 nach Windstille.
Der mittlere Teil des Gebietes liegt offenbar — soweit dies die Meldungen erkennen lassen ■— in einem
Hachen Hochdruckkeil, an dessen Ostabhang die Passatströmung als leichter NE-Wind südwärts bis etwa 14°N
reicht: die beiden Schiffe nahe der Küste in 15°N melden übereinstimmend um 4 Uhr bzw. 12 Uhr Mallungen
bei 13%°N.
30. VIII. Der Hochdruckkeil ist westwärts gewandert, im Osten ist der Druck gefallen. Entsprechend
wehen schwache Winde mit nördlicher Komponente heute auch im mittleren und westlichen Teile des Gebietes
südwärts bis 12°N.
Lage und Intensität des Tiefdruck-Zentrums über dem Küstengebiet sind aus den Meldungen nicht angeb-
bar. Bemerkenswert sind hier die kräftigen SW-Winde vor der Küste, die in der Nacht und in den zeitigen
Morgenstunden stürmisch — 8 Beaufort — wehten.
Praia meldet nach Gewitter und Regen eine Niederschlagsmenge von 30 mm!
31. VIII. 8 Uhr. Breitenparallel erstreckt sich eine Rinne tiefen Druckes etwa zwischen 10 und 20°N, mit
dem Druckminimum südwestlich von Kap Verde.
Das Schiff auf 12V2°N 23%°W, mit SW-Kurs, hatte noch 4 Uhr leichten Wind aus NNE, der dann über N
auf SW drehte; schon vom Vorabend meldet es starke Regenfälle.
Das Schiff in 14°N 17% °W, S-Kurs, meldet von früh 4 Uhr doppelten Mondring bei wolkigem Wetter,
was auf hohe Bewölkung — altostratus — hindeutet.
In 16°N 25°W zogen die unteren Wolken bereits aus SW!
31. VIII. 20 Uhr. Das Druckminimum ist im Vergleich zur 8-Uhr-Karte um etwa 350 km nach WiNW
verlagert.
Praia meldet zum Nachmittagstermin — 15 Uhr — noch Windstille.
Das Schiff 15%°N 25%°W war bei SW-Kurs schon 24 Uhr in den Bereich westlicher Winde gelangt bei
mäßigem Regen, der auch am folgenden Tage noch anhielt.
Das Schiff auf 13°N 26%°W hatte bei SW-Kurs nachts Wind aus WNW, der in Böen bis auf 8 Beaufort
auffrischte.
1. IX. Das Tief hat sich in westlicher Richtung weiterbewegt, seine Intensität scheint noch etwas zugenom
men zu haben. Auf seiner Rückseite ist der Monsun nordwärts bis 17°N vorgestoßen: 3 Schiffe melden überein
stimmend in den Abend- und Nachtstunden den Übergang von südlichen auf nördliche Winde für diese Breite im
mittleren Teile des Gebietes. Dagegen war der Witterungscharakter, der dabei angetroffen wurde, unterschiedlich:
Das Schiff mit der 8-Uhr-Position 15°N 22% °W hatte sowohl in der südlichen wie später in der nörd
lichen (Passat-) Strömung trockenes Wetter; mit dem Einsetzen des Passates klarte es völlig auf, es war dabei
aber leicht diesig.
Das Schiff auf 13°N 2312 0 W meldet auf seiner Fahrt an diesem Tage etwa den gleichen Witterungsverlauf,
der letzte Regen war 4 Uhr gefallen.
Das Schiff 16°N 25%°W, dessen Fahrt weiter westlich und damit in größerer Nähe des Wirbels nordost-
wärts führte, meldet vor dem Windwechsel — zeitweise starke — Regenfälle; in der Strömung aus ENE fallen
anfangs — am Morgen des 2. — noch Schauerniedersehläge.
2. IX. Ähnlich der Lage am 29. VII. reicht über den mittleren Teil des Gebietes wieder ein Keil hohen
Druckes, der ebenfalls dem abziehenden Tief westwärts folgt: die Inselgruppe der KapVerden liegt am folgenden
Tage schon auf seiner Ostseite.