Walter Piersig: Schwankungen von Luftdruck und Luftbewegung
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Die Windrichtung war dabei N bis SE, nur einmal WSW. Bei Tornados fehlten vielfach die Angaben
hierüber.
Relativ am häufigsten sind die Stürme im nördlichen Teile des Gebietes. In D treten sie fast nur noch im
Zusammenhang mit Tornados auf; nur bei diesen wurden überhaupt Windstärken von 10 und 11 Beaufort erreicht.
II. Zyklonale Störungen im Passatgebiet des östlichen Nordatlantik.
1. Material.
Veränderungen im Strömungsfeld müssen mit solchen im Druckfeld einhergehen. In der synoptischen
Meteorologie hat man, abgesehen von der neueren Zeit, immer mehr zur Darstellung des Druckfeldes geneigt.
Auch das hier betrachtete Gebiet ist in einer solchen Darstellung enthalten, und zwar in den von der Deutschen
Seewarte und dem Dänischen Met. Inst, herausgegebenen sogen. „Hoffmeyer“-Karten (28), die für jeden Tag der
Jahre 1881—1911 vorliegen und den Nordatlantischen Ozean sowie die angrenzenden Kontinente umfassen. Ledig
lich für das „internationale Polarjahr“ 1882/83 erfuhr diese Reihe eine Unterbrechung, die aber durch die in
London herausgegebenen „Synchronous Charts“ (29) ausgefüllt ist.
Dieses Material bietet eine ausgezeichnete Möglichkeit, Art und Verhalten der Druckstörungen, die auf die
Passatzone über dem östlichen Nordatlantik Einfluß nehmen, für einen größeren Zeitraum zu unter
suchen. Das muß um so mehr erwünscht sein, als bei der vergleichsweise — zu außertropischen Breiten — ge
ringen Häufigkeit von Störungen, wie sie durch die Häufigkeits-Werte des Passats im zweiten Tal dieser Arbeit
zum Ausdruck kam, eine Untersuchung von Störungen für nur 5 Jahre vermutlich nur einen Teil der mög
lichen Störungsursachen erfassen würde, die in diesem Gebiet wirksam werden können.
Die synoptischen Karten der Jahre 1881—1911 wurden systematisch nach solchen zyklonalen
Störungen durchgesehen,
1. deren Einfluß auf das horizontale Bewegungsfeld im betrachteten Gebiet zu erkennen war;
2. die in dem Gebiet bzw. in dessen unmittelbarer Nähe auftraten.
In den meisten Fällen waren beide Bedingungen erfüllt bzw. nicht erfüllt. Lokale Störungen in der
Luftbewegung liegen also außerhalb dieser Untersuchungen, wie auch etwaige Zweifelsfälle, die sich ver
einzelt durch das Fehlen von Meldungen ergaben, nicht berücksichtigt wurden.
2. Regionales Auftreten zyklonaler Störungen, sowie deren Zugstraßen.
Über Auftreten, Bahn und Verhalten zyklonaler Störungen dieser tropischen Gegend ist bis in jüngere
Zeit hinein nur weniges bekannt aus gelegentlichen Aufzeichnungen in Schiffstagebüchern (1; 2), im Gegensatz
zu den ausgesprochen tropischen Orkanen — z. B. den westindischen Hurrikanen —, die als Folge der oft verheeren
den Wirkungen dieser Zyklonen eingehend untersucht worden sind.
Schon bei Betrachtung der Wetterkarten eines nur kurzen Zeitintervalls zeigt sich, daß auch im betrachteten
Gebiet die Druckverteilung nicht nur den jahreszeitlichen Schwankungen unterworfen ist, wie sie in den Mittel
werten zum Ausdruck kommen. Deutlich findet diese Tatsache ihren Ausdruck in häufigen — unperiodischen —
Änderungen der Richtung der Isobaren.
Bei dem Versuch, die große Anzahl der Störungen nach gemeinsamen Merkmalen zu ordnen, ergab sich,
daß bestimmte Gebiete besonders häufig von Zyklonen aufgesucht werden. Nach diesen regionalen Gesichts
punkten wurde daher eine Einteilung der Störungen in 4 Typen vorgenommen, wie sie im folgenden näher be
trachtet werden sollen.
Typ 1: Tiefdruckgebiet in mittleren und höheren Breiten des Nordatlantischen Ozeans, mit Einfluß
südlich von 25° N.
Wesen und Entstehung von Typ 1 der Störungen machen diese zu einer rein außertropischen Angelegen
heit: Es sind die barometrischen Minima des mittleren und nördlichen Nordatlantischen Ozeans, die gelegentlich
mit ihren Randbildungen weit südwärts greifen oder selbst auf sehr südlicher Bahn ostwärts ziehen. Gewinnen sie
Einfluß auf das Passatgebiet, so erstreckt sich dieser gewöhnlich bis etwa 20° N, doch setzt auch nicht selten — in
den Jahren 1881—1911 bei 18% dieser Störungen — der Passat erst in 18° N oder noch weiter südlich ein. Bis
dorthin herrschen dann zunächst südliche bis westliche, später rechtsdrehende Winde, wenn die Störung eintritt,
solange das Tiefdruckgebiet noch westlich etwa des 25. Meridians liegt. Der Fall ist aber recht häufig, daß die
Störung in der Passatzone erst merkbar wird, wenn die Minima in ihrer Ostwärtsbewegung an den europäischen
Westküsten gehemmt werden: Die Winde drehen dann im nördlichen Teil der Passatzone über N auf NW zurück.
Zumindest bei manchen Störungen der letzteren Art wird Kaltluft subpolaren oder sogar arktischen Ursprunges
direkt in das Gebiet südlich von 25° N einbezogen, ein Vorgang im atmosphärischen Kreislauf, auf den schon
Hann (23, auf S. 503) hingewiesen hat, für den Wagner ein neueres Beispiel anführt (21, auf S. 11), und in
dem Knoch den hauptsächlichen Grund für das unperiodische Geschehen im Tropenklima sieht (31). Die dabei
auftretenden dynamischen Vorgänge und Veränderungen im Bereich des Subtropen-Hochs hat Bjerknes näher dar-