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Walter Piersig: Schwankungen von Luftdruck und Luftbewegung
6. Die „Rest “-Winde.
Die Schwankungen, besonders die geringen Monatswerte der Passathäufigkeit, führen zu der Frage, welche
Windrichtungen in solchen Monaten eine entsprechende Häufigkeits Zunahme erfahren, auf welche Richtungen
sich also die „Restwinde“ vorwiegend verteilen.
Im südlichen Teil des Gebietes sind es natürlich besonders die Winde aus den Richtungen S bis W, die im
Sommer den weitaus größten Anteil haben. Bereits in Zone C aber sind Winde aus N zu dieser Zeit recht zahl
reich, wie nachfolgende Zusammenstellung zeigt.
Tabelle 5: Verteilung der Häufigkeit bei den einzelnen Windrichtungen im VIII. Mittelwerte 1909—1913.
Zone
N
NE
E
SE
Richtung
S SW
W
NW
C
C
11
23
9
3
3
19
15
12
3
D
1
2
1
6
23
44
17
7
0
Eine Untersuchung der Windstärkeverteilung ergab hierbei, daß an der mit Regelmäßigkeit im VIII auf
tretenden Stärkung des Monsuns in Zone D — vgl. Abb 5 — in überwiegendem Maße die SW-Winde beteiligt
sind. In Zone C zeigen die Werte der Passathäufigkeit in den Jahren 1910 und 1912 bereits im IV eine stärkere
Abnahme: die Restwinde sind in diesen Monaten meist nördlichen, vielfach aber auch westlichen Ursprungs.
Weniger regelmäßig gestaltet sich die Häufigkeitsverteilung bei den Restwinden im nördlichen Teil des
betrachteten Gebietes, insbesondere zeigen die Passathäufigkeitsminima im Frühjahr und im Herbst voneinander
verschiedene Merkmale:
Kennzeichnend für die Frühjahrsminima ist in Zone A eine Häufigkeitszunahme von Winden aus N und
NW, sowie auch aus W und SW'. In Zone B dagegen beschränken sich die Restwinde beinahe ausschließlich auf
die Richtungen N bis NW.
Indessen lassen die Herbstminima in beiden Zonen neben den NW-Winden eine deutliche Zunahme von
Winden aus SE bis SW erkennen.
In Monaten mit großen Werten der Passathäufigkeit überwiegen im gesamten Gebiet fast durchweg bei
den Restwinden nördliche Richtungen.
Auch hieraus geht hervor — vgl. S. 17 —, daß mit den Schwankungen der Werte der Passathäufigkeit auch
die „innere Struktur“ in der Häufigkeitsverteilung bei den übrigen Windrichtungen in den verschiedenen Monaten
eine recht vielgestaltige ist; und das um so mehr, wenn man die auf jede Richtung entfallenden Windbeobach
tungen noch nach Stärkeintervallen unterteilt. Hierauf weiter einzugehen verbietet sich leider wegen des zu
großen Umfanges der dazu benötigten Tabellen.
Die Häufigkeitsverteilung bei den Restwinden weist darauf hin, daß es sich in den Monaten mit geringer
Passathäufigkeit teils um stärkere Richtungsschwankungen handelt — die vorwiegend nördlichen Restwinde der
Zone B im Frühjahr, sowie bei großer Passathäufigkeit im Gesamtgebiet, dürften so zu deuten sein — teils aber
um rein unpassatische Winde, um Passatstörungen, handelt, die aber durch Bevorzugung bestimmter Jahreszeiten
vorwiegend den Charakter des Normalen haben. W'ie weit im einzelnen Winde aus N bis NW 7 noch als Passat
anzusprechen sind oder bereits einen anders gearteten Luflkiirper darstellen — vgl. Abschn. II im nächsten
Teil dieser Untersuchung —, ist aus den Windbeobachtungen allein nicht zu entscheiden.
III. Die Luftdruckbeobachtungen.
1. Einteilung und Bearbeitung des Materials.
Die Druckbeobachtungen wurden zunächst auf ihre Zuverlässigkeit hin durchgesehen: unwahrscheinliche
W r erte wurden korrigiert oder gestrichen; ersteres geschah nur bei offenbaren Ablesefehlern — ein Versehen um
5 mm lag in einigen Fällen vor —, letzteres in den übrigen Fällen, die durch Vergleich mit gleichzeitigen Beob
achtungen im betrachteten Gebiet meist nicht schwer aufzufinden waren. Ablesungen an Aneroidbarometern wur
den nicht verwendet.
Da aus dem Material nur die Beobachtungen vom 8-Uhr-Termin benutzt wurden, brauchte der Einfluß des
täglichen Ganges auf die Druckwerte nicht berücksichtigt zu werden.
Sonach wurden die Druckbeobachtungen nach Druckstufen eingeteilt, das Intervall dabei zu 2,5 mm ge
wählt: eine gröbere Einteilung scheint nicht zweckmäßig wegen der relativ geringen monatlichen Schwankung
des Luftdruckes in diesem Gebiet (4 auf S. 8); das Intervall kleiner zu wählen, verbietet sich wegen der Unsicher
heit von Druckbeobachtungen auf Schiffen, die mit 1 mm sicher nicht zu hoch angenommen ist {21, auf S. 21).
Um Jahresgang und Schwankungen dieses Elementes zu erkennen und mit denjenigen der Luftbewegung
vergleichbar zu machen, ohne dabei die Häufigkeitsverteilung aller Luftdruckintervalle betrachten zu müssen,
wurde ein zahlenmäßiger Ausdruck eingeführt: Für jeden Monat und für jede Zone wurde die Differenz der
Häufigkeitswerte zweier bestimmter Druckintervalle gebildet. Bei der W ahl dieser Intervalle war zu beachten, daß