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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 54. Bd. Nr. 6
Stationen vor. Längere Jahresreihen mit Druckwerten sind verfügbar von den portugiesischen Stationen S. Thiago
und St. Vincent (11) auf den Kap Verde-Inseln, sowie von Funchal auf Madeira, ferner von den englischen
Stationen Bathurst und Freetown (12). Dieses Beobachtungs-„Netz“ ermöglicht es natürlich kaum, allgemeine
klimatologische Einzelheiten von solchen zu unterscheiden, die etwa nur örtlich, orographisch bedingt sind.
Dagegen ist es geeignet, im Zusammenhang mit dem reicheren Beobachtungsmaterial, wie es in den Schiffs-
tagebüchern vorliegt, zur Vervollständigung und wohl auch zum Vergleich zu dienen.
Die Beobachtungen auf See, auf den deutschen Handelsschilfen angestellt und auf der Deutschen Seewarte
in den Schiffstagebüchern gesammelt, sind somit im wesentlichen das Material, auf das sich nachfolgende
Untersuchungen stützen sollen.
Damit ergeben sich zwangläufig zwei Punkte: die Auswahl des Zeitintervalles und des Gebietes, über das
sich die Bearbeitung erstrecken soll.
Für das Zeitintervall erwiesen sich die 5 letzten Vorkriegsjahre 1909 bis 1913 als diejenigen, für
die die Beobachtungsdichte — räumlich wie zeitlich — am günstigsten ist.
Das Gebiet, das betrachtet werden soll, ist in Abb. 1 stark umrandet wiedergegeben; es ergab sich aus
der Verteilung der vorhandenen Beobachtungen entsprechend der Lage der Schiffahrtswege. Es sind die Dampfer
wege nach Südamerika, sowie nach Süd- bzw. Westafrika, die das Passatgebiet des östlichen Nordatlantik durch
queren und teils westlich, teils östlich der Kap Verde-Inseln vorbeiführen. Es zeigte sich, daß diese Linien nur
mittlere Wege darstellen, und die Beobachtungen sich immerhin so weit verteilen, daß sie zur Unterlage für
Untersuchungen westwärts bis zum 30. Meridian benutzt werden können. Weiter westlich, in 30°—40°W.
nehmen die deutschen Schiffe ihren Weg durch die Passatzone nur in wenigen Fällen; deren Beobachtungen
schieden wegen der Diskontinuität in der — räumlichen — Beobachtungsdichte für diese Bearbeitung aus.
Als nördliche und südliche Begrenzung des zu untersuchenden Gebietes wurden der 25. und der 5. Paral
lelkreis gewählt: Im Norden ist damit ein zu weites Eingehen auf Vorgänge ausgeschaltet, die dem Strömungs
system auf dem mittleren und nördlichen Atlantik zugehören, ohne Einfluß auf die eigentliche Passatzone zu
gewinnen; im Süden erschien es dagegen durchaus wünschenswert, das Gebiet soweit auszudehnen, daß in allen
Jahreszeiten der Anschluß an den Stillengürtel gefunden wurde, der nicht nur in seinen Lageschwankungen für
das meteorologische Geschehen von großer Wichtigkeit ist, worauf später noch näher einzugehen sein wird.
Bei einer Unterteilung des Gebietes mußte in erster Linie die Beobachtungsdichte, die räumliche und zeit
liche Verteilung der Beobachtungen, bedacht werden. Es wurde eine Aufteilung in vier Streifen von je 5 Grad
Breitenerstreckung, die Zonen A bis D (Abb. 1) vorgenommen. Eine weitere Unterteilung in einen östlichen,
küstennahen Abschnitt und einen westlichen erschien besonders im südlichen Teil des Gebietes wünschenswert, wo
die Schiffswege nach den beiden Kontinenten schon weiter auseinander liegen. Davon mußte leider mit Rück
sicht auf die Beobachtungsdichte abgesehen werden. Die Gefahr einer Verzerrung der wirklichen Verhältnisse ist
aber gering, eben weil die Dampferwege nur mittlere Wege darstellen; auch liegen diese im eigentlichen Passat
gebiet hinreichend eng zusammen. Dazu kommt noch, daß die Anzahl der Beobachtungen auf beiden Schiffs
routen, wie sich bei Durchsicht des Materials herausstellte, nicht sehr verschieden voneinander ist, so daß sich
auch daraus eine Überbetonung des westlichen oder östlichen Teiles nicht ergibt. Das Gebiet, für das die nach
folgenden Untersuchungen durchgeführt werden sollen, erstreckt sich also von der westafrikanischen Küste west
wärts bis zum 30. Meridian, und von 25° bis 5°N.
Das Material umfaßt alle 8-Uhr-Beobachtungen von Luftdruck und Luftbewegung, die in den Jahren 1909
bis 1913 innerhalb dieses Gebietes auf deutschen Schiffen gemacht wurden, soweit sie mit Quecksilberbarometern
ausgerüstet waren. Für das Jahr 1909 wurden die Windbeobachtungen auch von den Schiffen hinzugenommen,
die mit Aneroidbarometern versehen waren, da in diesem Jahre die Anzahl der Beobachtungen hinter derjenigen
der übrigen Jahre zurückstand.
Von einer Hinzunahme weiterer Beobachtungstermine wurde abgesehen, da es in einem Gebiet mit ver
gleichsweise geringen Schwankungen der meteorologischen Elemente wenig wahrscheinlich ist, daß sich hier
durch wesentlich neue Züge im Bilde z. B. einer monatlichen Häufigkeitsverteilung von Schwellenwerten ergeben
würden. Auch gehören die Tagesschwankungen nicht zum Gegenstand dieser Arbeit.
Die Gesamtanzahl der benutzten Terminbeobachtungen für Windrichtung und -stärke beträgt 18 563. Auf
die vier Zonen verteilen sich diese in ziemlich gleichmäßiger Weise:
Zone: A B C D zus.
Beob.-Anzahl: 4797 4546 4567 4653 18 563
Die Zahlen für die Luftdruckbeobachtungen sind aus oben angegebenen Gründen um weniges — etwa um
4% — kleiner.
Die monatliche Anzahl der 8-Uhr-Beobachtungen einer Zone schwankt zwischen 54 und 102. Für mehr
als % aller Monate liegt die Beobachtungsanzahl zwischen 70 und 90; die Fälle mit weniger als 60 Beobach
tungen im Monat sind nur vereinzelt. Folgende Übersicht zeigt die Verteilung der monatlichen Beobachtungs
dichte im einzelnen: