Walter Piersig: Schwankungen von Luftdruck und Luftbewegung
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Häufig findet man die Staubfälle in den Schiffstagebüchern auch als „Harmattan“ bezeichnet. Es ist dies
ein Wort, für das eine allgemeingültige Begriffsbestimmung noch nicht vorliegt: In der französischen Literatur
werden darunter allgemein die aus E bis ENE wehenden Winterwinde Westafrikas verstanden, die sich vom
eigentlichen Passat durch höhere Temperatur und besonders durch geringere Feuchte unterscheiden; im deutschen
Sprachgebrauch ist „Harmattan“ immer mit Trübung der Atmosphäre durch Staubführung bei meist östlichen
Winden verbunden (56), und schließlich genügt wohl bereits die Erscheinung des Staubfalles allein, um das
Wort anzuwenden.
Eine weitere kennzeichnende Witterungserscheinung ist der „Tornado“. Es sind dies Stürme von relativ
geringer Ausbreitung, so daß sie im Wetterkartenbild — etwa bei den „Hoffmeyer“-Karten (28) — nicht in
Erscheinung treten; meist sind sie mit kräftigen elektrischen Entladungen, stets mit merklicher Abkühlung
verbunden (14, auf S. 54). Die dabei maximal vorkommenden Windstärken wurden bei 119 Tornados unter
sucht (10):
Windstärke (Bft.) 4 5 6 7 8 9 10 Bft.
Anzahl der Tornados 2 5 63 29 13 4 3
Große Windstärken sind also auch bei Tornados nicht häufig.
Schon der hier gegebene kurze Überblick über die Druck- und Windverhältnisse im Passatgebiet des
östlichen Nordatlantik läßt erkennen, daß die vorhandenen Bearbeitungen und Untersuchungen sich im wesent
lichen auf die mittleren Zustände konzentrieren, mit dem Ziel, klimatologische Mittelwerte zu geben. Das
veränderliche Moment mußte dabei in der Betrachtung zurücktreten. Auf dieses sollen die hier folgenden
Untersuchungen gerichtet sein.
ZWEITER TEIL :
Schwankungen von Luftbewegung und Luftdruck
I. Planlegung — Auswahl des Materials.
Gegenstand dieses Teiles der Arbeit sollen Untersuchungen sein, die sich auf die jahreszeitlichen
Schwankungen von Luftbewegung und Luftdruck innerhalb des Passatgebietes auf dem östlichen Nordatlantik
erstrecken. Dabei sollen die Untersuchungen nicht mit dem Ziele geführt werden, Werte für die mittleren
Verhältnisse zu gewinnen: diese können aus den in der Einleitung (auf S. 4) erwähnten Arbeiten als hinreichend
bekannt gelten. Das Ziel ist hier vielmehr, Verlauf und Schwankungen einiger meteorologischer Faktoren für
einzelne Jahre zu betrachten und zu vergleichen, um das veränderliche Moment dieser Klimazone
zu erfassen; auch werden die Grenzen der Schwankungen aufzuzeigen sein, denen diese Faktoren von Jahr zu
Jahr schon innerhalb eines verhältnismäßig kurzen Zeitraumes unterworfen sein können. Mittelbildungen werden
also dort, wo sie vorgenommen worden sind, in dieser Arbeit nicht Zweck, sondern Weg sein, dagegen werden
hier vorwiegend Schwellen- und Häufigkeitswerte zu benutzen sein. Diese erscheinen auch
geeignet, den Grad der Regelmäßigkeit im Auftreten gewisser periodischer Vorgänge, wie sie in bereits
vorliegenden Mittelwerten zum Ausdruck kommen, zu untersuchen. Denn wie beispielsweise einer mittleren
Jahrestemperatur in verschiedenen Klimagebieten eine ganz verschiedene Bedeutung zukommt — worauf schon
Hann (14, auf S. 4) hingewiesen hat — so verhält es sich auch bei Mittelwerten für Luftdruck und Luft
bewegung, die sich erst nach Ergänzung durch weitere Angaben — der Veränderlichkeit der Einzelwerte z. B.—
in das Verteilungsbild des betr. Elementes über einem größeren Gebiet eingliedem lassen.
Periodische, in verschiedenen Jahren auftretende Schwankungen werden dabei zu dem Begriff des
„Normalen“ führen; etwa auftretende unperiodische Schwankungen müssen sich dann in Abweichungen von
dem so gefundenen normalen Verlauf zeigen.
Für eine solche Untersuchung ist es wünschenswert, daß ein möglichst reichhaltiges Beobachtungs
material verfügbar ist. Auf dem benachbarten afrikanischen Festlande liegen die küstennahen Stationen, an
denen systematische meteorologische Beobachtungen schon seit längerer Zeit durchgeführt werden, noch immer
sehr weit auseinander: insbesondere Luftdruckbeobachtungen liegen auch in neuerer Zeit noch von nur wenigen