g Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 54. Bd. Kr. 5
Die hier übliehe Art der Beobachtung bedingt die genaue Kenntnis der Kontaktbreite, wenn man,
wie auf der Seewarte gebräuchlich, mit einem Spitzenchronographen beobachtet, also immer nur den
Anfang eines Kontaktes einmessen kann. Die Kontakte sind natürlich nicht alle gleich breit, im Mittel
kann aber für alle der gleiche Wert zugrunde gelegt werden. Die Bestimmung erfolgte durch Ablesen
der Trommelteilung der Mikrometerschraube, sobald der Ausschlag eines in den Stromkreis eingeschalteten
Amperemeters wahrgenommen wurde. Diese Bestimmung wurde in beiden Drehrichtungen mindestens
achtmal für sämtliche 12 Kontakte einer Revolution vorgenommen. Der sich ergebende Wert der
Kontaktbreite wird mit der täglichen Aberration zusammengefaßt, und zwar \K—A für obere Meridian
durchgänge, \K+A für untere. Diese Zahl wird mit sec d an die einzelnen Uhrzeiten der Stern-
beobachtungeu angebracht. Die Werte während der Längenvermessung gibt Tabelle 1.
obere untere Kulm.
1933 September 19.5 bis 1933 Oktober 16.5 010408 010656
1933 Oktober 16.5 „ 1933 Dezember 12.5 0.0364 0.0612
1933 Dezember 12.5 „ 1934 Januar 6.5 0.0330 0.0578
1934 Januar 6.5 „ 1934 Mai 16.5 0.0348 0.0596
Tabelle 1.
Es ist dabei darauf hinzu weisen, daß der Wert der Kontaktbreite ein anderer ist, wenn man ihn durch
Bewegung der Schraube in nur einem Drehsinne ermittelt, als wenn man die Bestimmung in der Art
ausführt, die der Beobachtungsreduktion entspricht, daß man nämlich von beiden Seiten von außen an
den Kontakt herankommt, die Breite also beiderseitig kontakteinwärts drehend ermittelt'}. Dies ist
wohl eine Folge der Federspannung, die den Kontakthebel gegen die Kontaktscheibe drückt. Bei sehr
strammem Anziehen dieser Feder wird der Unterschied geringer, aber noch elie er zu Null wird, wird
das Drehen der Mikrometerschraube sehr mühsam, worunter die Güte der Beobachtung bestimmt leiden
würde. Eine etwas geringere Spannung findet also praktische Anwendung, deren Gleichmäßigkeit natürlich
laufend zu überwachen ist.
Die Zapfenungleichlirit wird durch die Beobachtung in beiden Lagen ausgemerzt, eine unregelmäßige
Form der Zapfen aber nicht. Da das Auftreten solcher Fehler aber leider festgestellt werden mußte,
machte sich eine gründliche Untersuchung dieser Frage notwendig, die später ausführlich dargelegt
werden wird. Denn gerade solche Fehler können bei einer Längenbestimmung verhängnisvollen systematischen
Einfluß gewinnen, während sie die Zeitermittlung nicht so wesentlich berühren. Wenn die Fehler nämlich
immer in gleicher oder nahezu gleicher Weise bei jeder Zeitbestimmung zur Wirkung kommen, bewirken
sie für die Gleichförmigkeit der Zeitermittlung und Zeitannahme nichts, sie können aber das Zeitnormal,
das die von einem Zeitinstitut ermittelten Zeitzeichenverbesserungen darstellen, systematisch und konstant
verfälschen. Daß im einzelnen keine Unregelmäßigkeit in die Zeitermittlung hineingetragen wird, trotzdem
notwendigerweise doch nicht immer Sterne gleicher Zenitdistanz beobachtet werden, gilt vor allem dann,
wenn wie auf der Seewarte die Ergebnisse der Zeitbestimmungen nicht unmittelbare Verwendung finden,
sondern wenn Uhrausgleichungen zur Annahme von Uhrständen führen, die im einzelnen von den Ergebnissen
der Zeitbestimmungen verschieden sind.
Aber auch die Beobachtung von Sternen möglichst gleicher Verteilung hei jeder Zeitbestimmung,
Festhalten an der Zahl der Sterne wirken darauf hin, Achsenunregelmäßigkeiten im laufenden Zeitdienst
nicht zur Geltung kommen zu lassen. Ein solcher gewisser Schematismus der Anordnung der Zeitbestimmungen
dürfte sich hei jedem Institut herausbilden, das häufig viele Zeitbestimmungen anstellt. So ist auf der
Seewarte üblich, besonderes Gewicht auf zenitnahe Sterne zu legen, dafür zu sorgen, daß der Schwerpunkt
aller beobachteten Sterne ins Zenit fällt, wobei der Schwerpunkt sich aus dem jedem Stern eigentümlichen
Azimutfaktor — tg d oder K — errechnet, Sterne allzu großen Zenitabstandes nach Norden oder Süden
zu meiden. Es ist für den laufenden Zeitdienst der Seewarte nicht üblich, Sterne unterer Kulmination
*) Vgl. II. C. Freiesieben uml E. Lange, AN Bd. 245, 405. Der Unterschied der auf beide Arten bestimmten Kontakt-
breite beträgt 0?014.