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Full text: 54, 1935/36

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 54. Band, Nr. 4 
kann darin zwei Arten von Tiefen unterscheiden: Die eine Hälfte der Fälle besitzt ein Tief, das westlich der 
Britischen Inseln von S meist genau nach N zieht. Zwischen Vor- und Haupttag überschreitet es die Grenze von 
Tiefgebiet II nach I. Wetterlagen dieser Art sind nicht zu verwechseln mit solchen, die Einstrom bringen. Ins 
besondere sind davon zu unterscheiden diejenigen Fälle der Zugstraße IllaS, die besonders nordwestlich liegen und 
also in das Tiefgebiet I fallen. Es ist zu merken: Während im Tiefgebiet I die Tiefe nach N ziehen, haben die 
Einstromtiefe immer eine vorherrschende östliche Zugrichtung. Die a n d e re Art von Tiefen in der Gruppe 
Hochgebiet lila bewegt sich ebenfalls und zwar westöstlich, ist aber erst am Haupttag im Raum von Island an 
gekommen und liegt nördlicher als die erste Art. Mit Einstromwetter sind auch diese Tiefe nicht zu verwechseln. 
Denn beim Einstrom liegt das wesentliche Tief niemals bei Island. Es ist zwar möglich, daß dort bei Einstrom 
ein Tief liegt, es mag auch sehr stark sein, aber stets gibt es ein Tief oder Teiltief, das auf einer der Zugstraßen 
unserm Gebiet näher liegt und wirksamer ist. Bei Ausstrom fehlt dieses Tief. 
Es bleiben noch die wenigen und seltenen Fälle, deren Tief über der Nordsee auf der Grenze zwischen Tief 
gebiet I und IV liegt. Hier nun läßt sich aus dem Standort des Tiefs gar nichts schließen, denn es kommt sowohl 
Aus- wie Einstrom vor. Da hilft uns ein anderes Merkmal: Einen Luftdruckunterschied Nordsee—Ostsee haben 
wir für die Zugslraße Ia (Einstrom) nicht festgestellt; für die Gruppe A I/III beträgt er —10 mm. Das ist ein 
nur sehr selten versagendes Kennzeichen. 
Der Wind bei der Gruppe Hochgebiet III kommt in unserm Gebiet aus dem SE-Viertel der Windrose, 
wie wir das vom Ausstrom, und nur von ihm, kennen. Dabei besteht eine Neigung mehr von S her als von E. Nur 
in der nördlichen Ostsee bis Wisby kommen nördliche Winde gelegentlich vor, hier ist der Wind meist schwach. 
Im übrigen Gebiet beträgt die Windstärke 6 bis 7 Bft, doch können einzelne Stationen schwächer sein. 
Dem Strom ist die ruhige nördliche Ostsee und der vorwiegende S-Wind im Westen förderlich, und 
deshalb ist er stark, obwohl die Windstärke nicht besonders hoch ist. Den zwei Arten von Tiefen, die wir oben 
unterschieden haben, entspricht je ein besonderes Stromverhalten. Die südnördlich ziehenden Tiefe bringen außer 
ordentlich starken Strom (Schultz’ Grund 3,4 sm/h) mit gelegentlicher Ausnahme des nördlichen Kattegats (Laeso 
Rende, Skagen). Die Island-Tiefe bringen etwas weniger starken Strom, besonders in der südwestlichen Ostsee; 
zuweilen wird der Strom nur mäßig stark. Dem entspricht die Art der Geschwindigkeitszunahme. Wird der Strom 
nur mäßig, so kommt er aus einer langen Ausstromzeit, allmählich zunehmend. Wird er sehr stark, so klettert 
er sprunghaft und schnell hoch. Kennzeichnend für die Gruppe ist die Tatsache, daß der Strom hinterher meist 
sehr schnell kentert: das Tief hat seinen Weg aus dem Tiefgebiet I auf der Zugstraße Ia fortgesetzt. 
Die Unterscheidungsmerkmale gegen den Einstrom (Lage des Tiefs und des Hochs, Luftdruckunterschied 
und zum Teil auch der Wind) sind nicht einzeln notwendig, reichen aber — zusammen betrachtet — hin, die 
Entscheidung zu fällen. Dabei kann unter Umständen ein einziges den Ausschlag geben. 
Gruppe A I/IV 
Tiefgebiet I, Hochgebiet IV 
(nördlich Schottland) (Rußland) 
Hier ist das Hoch entweder als breite Front im Osten entwickelt, oder es ist auf dem Rückzuge aus 
der Zentrallage (Hochgebiet II). Wie bei der vorigen Gruppe (Hochgebiet III) ist die I s o b a r e n richtung 
N—S vorherrschend in unserm Gebiet. Sie zeigt, daß die Tiefe, obgleich mit ihrem Kern weit entfernt, bis hier 
her schon wirken. Diese liegen innerhalb des Tiefgebiets I zerstreut (im Gegensatz zur vorigen Gruppe, wo wir 
zwei Häufungen festgestellt haben) und sind auch im Druck verschieden, haben aber meistens unter 730 mm. Ihre 
Beweglichkeit ist nicht groß. Der Luftdruckunterschied Nordsee—Ostsee beträgt —10 bis —15 mm. Bei Einstrom 
Gruppe E Ia/IV stehen die Tiefe ausnahmslos nördlich des Tiefgebiets I, so daß durch die Lage des Tiefs allein 
schon (und durch den Luftdruckunterschied) zwischen Ein- und Ausstromwetter leicht zu unterscheiden ist. Das 
ist auch nötig. Denn aus dem Winde ist sehr wenig zu ersehen. Er kommt meist mehr aus S oder gar SW, 
als wir das sonst vom Ausstromwetter gewohnt sind und wäre mit SW und WSW in der westlichen Ostsee schon 
ein guter Einstromwind. Die Stärke (1 bis 3 Bft) reicht aber nicht aus, einen langdauemden Ausstrom (der doch 
das natürlich Gegebene ist) zum Kentern zu bringen. Ebenfalls vorkommende östliche Winde sind stärker (5 bis 
6, selten 7 Bft), besonders in Kopenhagen. Aber im allgemeinen besteht beim Blick auf die Wetterkarte in 
unserm Gebiet der Eindruck eines schwachen Windfeldes. 
Der Strom ist entsprechend den wechselnden Bedingungen von Fall zu Fall verschieden. Ein starker S- 
bis E-Wind bringt zwar, wenn er in der ganzen Ostsee weht, starken Strom; aber das ist selten. Meist treffen SW- 
und SE-Wind in den verschiedenen Gebieten innerhalb des Falls zusammen, so daß der Strom uneinheitlich ist, 
auch örtlich zu Einstrom neigt, wenn der Wind gerade sehr günstig ist; jedenfalls ist der schwache Strom häufiger 
als der starke. Es gilt die Regel: Liegt das Tief weit östlich im Tiefgebiet, so ist der Strom uneinheitlich, meist 
schwach und neigt zu Einstrom. Je weiter westlich das Tief liegt, um so günstiger sind die Stromverhältnisse für 
Ausstrom. Je schwächer der Strom, desto schneller kentert er; aber auch starker Strom nimmt schnell ab und 
kentert meist. Das Anschwellen geschieht ebenfalls schnell und sprunghaft, kann aber auch (selten) allmählich 
aus einer längeren Ausstromzeit erwachsen. 
Bemerkenswert sind bei der Gruppe Tiefgebiet I noch 2 Fälle mit Hochgebiet Vb (Spanien). Es
	        
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