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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 54. Band, Nr. 4
kann darin zwei Arten von Tiefen unterscheiden: Die eine Hälfte der Fälle besitzt ein Tief, das westlich der
Britischen Inseln von S meist genau nach N zieht. Zwischen Vor- und Haupttag überschreitet es die Grenze von
Tiefgebiet II nach I. Wetterlagen dieser Art sind nicht zu verwechseln mit solchen, die Einstrom bringen. Ins
besondere sind davon zu unterscheiden diejenigen Fälle der Zugstraße IllaS, die besonders nordwestlich liegen und
also in das Tiefgebiet I fallen. Es ist zu merken: Während im Tiefgebiet I die Tiefe nach N ziehen, haben die
Einstromtiefe immer eine vorherrschende östliche Zugrichtung. Die a n d e re Art von Tiefen in der Gruppe
Hochgebiet lila bewegt sich ebenfalls und zwar westöstlich, ist aber erst am Haupttag im Raum von Island an
gekommen und liegt nördlicher als die erste Art. Mit Einstromwetter sind auch diese Tiefe nicht zu verwechseln.
Denn beim Einstrom liegt das wesentliche Tief niemals bei Island. Es ist zwar möglich, daß dort bei Einstrom
ein Tief liegt, es mag auch sehr stark sein, aber stets gibt es ein Tief oder Teiltief, das auf einer der Zugstraßen
unserm Gebiet näher liegt und wirksamer ist. Bei Ausstrom fehlt dieses Tief.
Es bleiben noch die wenigen und seltenen Fälle, deren Tief über der Nordsee auf der Grenze zwischen Tief
gebiet I und IV liegt. Hier nun läßt sich aus dem Standort des Tiefs gar nichts schließen, denn es kommt sowohl
Aus- wie Einstrom vor. Da hilft uns ein anderes Merkmal: Einen Luftdruckunterschied Nordsee—Ostsee haben
wir für die Zugslraße Ia (Einstrom) nicht festgestellt; für die Gruppe A I/III beträgt er —10 mm. Das ist ein
nur sehr selten versagendes Kennzeichen.
Der Wind bei der Gruppe Hochgebiet III kommt in unserm Gebiet aus dem SE-Viertel der Windrose,
wie wir das vom Ausstrom, und nur von ihm, kennen. Dabei besteht eine Neigung mehr von S her als von E. Nur
in der nördlichen Ostsee bis Wisby kommen nördliche Winde gelegentlich vor, hier ist der Wind meist schwach.
Im übrigen Gebiet beträgt die Windstärke 6 bis 7 Bft, doch können einzelne Stationen schwächer sein.
Dem Strom ist die ruhige nördliche Ostsee und der vorwiegende S-Wind im Westen förderlich, und
deshalb ist er stark, obwohl die Windstärke nicht besonders hoch ist. Den zwei Arten von Tiefen, die wir oben
unterschieden haben, entspricht je ein besonderes Stromverhalten. Die südnördlich ziehenden Tiefe bringen außer
ordentlich starken Strom (Schultz’ Grund 3,4 sm/h) mit gelegentlicher Ausnahme des nördlichen Kattegats (Laeso
Rende, Skagen). Die Island-Tiefe bringen etwas weniger starken Strom, besonders in der südwestlichen Ostsee;
zuweilen wird der Strom nur mäßig stark. Dem entspricht die Art der Geschwindigkeitszunahme. Wird der Strom
nur mäßig, so kommt er aus einer langen Ausstromzeit, allmählich zunehmend. Wird er sehr stark, so klettert
er sprunghaft und schnell hoch. Kennzeichnend für die Gruppe ist die Tatsache, daß der Strom hinterher meist
sehr schnell kentert: das Tief hat seinen Weg aus dem Tiefgebiet I auf der Zugstraße Ia fortgesetzt.
Die Unterscheidungsmerkmale gegen den Einstrom (Lage des Tiefs und des Hochs, Luftdruckunterschied
und zum Teil auch der Wind) sind nicht einzeln notwendig, reichen aber — zusammen betrachtet — hin, die
Entscheidung zu fällen. Dabei kann unter Umständen ein einziges den Ausschlag geben.
Gruppe A I/IV
Tiefgebiet I, Hochgebiet IV
(nördlich Schottland) (Rußland)
Hier ist das Hoch entweder als breite Front im Osten entwickelt, oder es ist auf dem Rückzuge aus
der Zentrallage (Hochgebiet II). Wie bei der vorigen Gruppe (Hochgebiet III) ist die I s o b a r e n richtung
N—S vorherrschend in unserm Gebiet. Sie zeigt, daß die Tiefe, obgleich mit ihrem Kern weit entfernt, bis hier
her schon wirken. Diese liegen innerhalb des Tiefgebiets I zerstreut (im Gegensatz zur vorigen Gruppe, wo wir
zwei Häufungen festgestellt haben) und sind auch im Druck verschieden, haben aber meistens unter 730 mm. Ihre
Beweglichkeit ist nicht groß. Der Luftdruckunterschied Nordsee—Ostsee beträgt —10 bis —15 mm. Bei Einstrom
Gruppe E Ia/IV stehen die Tiefe ausnahmslos nördlich des Tiefgebiets I, so daß durch die Lage des Tiefs allein
schon (und durch den Luftdruckunterschied) zwischen Ein- und Ausstromwetter leicht zu unterscheiden ist. Das
ist auch nötig. Denn aus dem Winde ist sehr wenig zu ersehen. Er kommt meist mehr aus S oder gar SW,
als wir das sonst vom Ausstromwetter gewohnt sind und wäre mit SW und WSW in der westlichen Ostsee schon
ein guter Einstromwind. Die Stärke (1 bis 3 Bft) reicht aber nicht aus, einen langdauemden Ausstrom (der doch
das natürlich Gegebene ist) zum Kentern zu bringen. Ebenfalls vorkommende östliche Winde sind stärker (5 bis
6, selten 7 Bft), besonders in Kopenhagen. Aber im allgemeinen besteht beim Blick auf die Wetterkarte in
unserm Gebiet der Eindruck eines schwachen Windfeldes.
Der Strom ist entsprechend den wechselnden Bedingungen von Fall zu Fall verschieden. Ein starker S-
bis E-Wind bringt zwar, wenn er in der ganzen Ostsee weht, starken Strom; aber das ist selten. Meist treffen SW-
und SE-Wind in den verschiedenen Gebieten innerhalb des Falls zusammen, so daß der Strom uneinheitlich ist,
auch örtlich zu Einstrom neigt, wenn der Wind gerade sehr günstig ist; jedenfalls ist der schwache Strom häufiger
als der starke. Es gilt die Regel: Liegt das Tief weit östlich im Tiefgebiet, so ist der Strom uneinheitlich, meist
schwach und neigt zu Einstrom. Je weiter westlich das Tief liegt, um so günstiger sind die Stromverhältnisse für
Ausstrom. Je schwächer der Strom, desto schneller kentert er; aber auch starker Strom nimmt schnell ab und
kentert meist. Das Anschwellen geschieht ebenfalls schnell und sprunghaft, kann aber auch (selten) allmählich
aus einer längeren Ausstromzeit erwachsen.
Bemerkenswert sind bei der Gruppe Tiefgebiet I noch 2 Fälle mit Hochgebiet Vb (Spanien). Es