Dr. Walter Manegold: Die Wetterabhängigkeit der Oberfläehenströmungen in den Pforten der Ostsee
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Der Strom richtet sich einigermaßen nach dem Wind in Kopenhagen. Auch bei ihm ist die Unter
scheidung deutlich zwischen Hochdruck im Westen und im Osten innerhalb des Hochgebiets Ib. ln der westlichen
Gruppe ist er schwach; in der östlichen ist er wenigstens um Kopenhagen stark, also wesentlich in Lappegrund,
auch Schultz’ Grund, sogar manchmal Anholt Knob, zusammen also nördliche Beltsee; Drogden gehört in dieser
Beziehung oft schon zu den südlicheren Gegenden. Ein überall starker Strom ist äußerst selten (bisher nur ein
mal: 19. I. 1917) und wie etwa in Gruppe A IV/IIIb überhaupt noch nicht vorgekommen. Oft wird der Strom
(Ausstrom) von Skagen nach Süden zu allmählich stärker bis Lappegrund und dann wieder schwächer. Wie am
Haupttage ist der Strom auch am Vortage unstet, und so erreicht er seine größte Geschwindigkeit. Das dauert immer
mindestens 24 Stunden. Die Unbeständigkeit der Wetterlage spiegelt sich im Abnehmen des Stromes, das ebenso
oft plötzlich erfolgt, wenn ein Tief im Westen heranzieht oder sonst das Hoch sich entscheidend verlagert, wie
langsam, wenn das Hoch festbleibt.
Gruppe A Vlll/IIIa
Tief gebiet VIII, Hochgebiet lila
(Italien) (Nordskandinavien)
Diese Gruppe (8 Fälle) ist fast so zahlreich wie die vorige. Der Kern des Hochs liegt meist südlich
innerhalb des möglichen Gebiets bis etwa 64° und 65° NB, selten nördlicher. Sein Druck ist geringer als beim
Hochgebiet Ib und erreicht zwar 780, bleibt aber meist bei 770 bis 775 mm. Eine Hochdruckbrücke nach
Osteuropa, wie sie die vorige Gruppe (A VHI/Ib) gelegentlich aufweist, fällt hier fort. Das Tief liegt wieder
über dem Tyrrhenischen Meer, kann aber bis in die Lombardei und an den Südfuß der Alpen vorrücken und ist
oft kräftig, obgleich der Druck nur selten unter 755 bis 760 mm steht. Trotzdem herrscht, wenigstens im weite
sten Umkreis unseres Gebietes, das Hoch. Die Wetterkarte zeigt meist eine sehr ausgeglichene Luftdruckverteilung
und ein ruhiges Wetterbild mit schwachem Gefälle, das nur gelegentlich örtlich etwas verstärkt ist, besonders
häufig in der Südwestecke der Ostsee. Die Isobaren laufen von W oder N in mehr oder weniger großem
Bogen nach E, je nachdem wie kräftig die Wirkung des Hochs ist. Infolge der östlichen Richtung der Isobaren
ergibt sich ein kleiner Luftdruckunterschuß der Nordsee mit nicht mehr als 5 mm.
Der Wind entspricht dieser ausgeglichenen Wetterlage dadurch, daß er zwar von Fall zu Fall etwas ver
schieden, innerhalb eines Falles aber nach Richtung und Stärke einheitlich ist. ENE-NE ist die weitaus vor
herrschende Richtung, aber wie beim Hochgebiet ib kann die Stärke mal 3, mal 7 Bft betragen. Das letzte ist
das seltenere und tritt ein, wenn das Hoch sehr weit nördlich oder wenn das Tief nördlich innerhalb des ange
gebenen Gebietes liegt. Kopenhagen besonders zu erwähnen, liegt in dieser Gruppe keine Veranlassung vor.
Der Strom ist durchschnittlich stärker, als man bei der ausgeglichenen Wetterlage erwarten sollte. Bei
den angegebenen Bedingungen für heftigen Wind entwickelt sich sogar starker Strom im Kattegat. Bei Schultz’
Grund kommt er über 2,5 sm/h nicht hinaus, die südliche Beltsee ist meist ruhig. Im Gegensatz dazu setzt im
Sund sehr leicht starker Strom. Wesentlich — und gerade entgegengesetzt zum Hochgebiet Ib — ist die Stetigkeit
des Stromes, die selbst dann vorhanden ist, wenn die erwähnte nördliche Lage des Tiefs das Druckgefälle verstärkt.
Ja, dieses Tief bewirkt gerade die Gleichmäßigkeit des Stromes. Denn es gestaltet ein klareres Wetterbild, als es
ein wenig ausgeprägtes Hoch allein vermag. Um unmittelbar den Strom zu beeinflussen, ist das Tief zu weit ent
fernt. Der Haupttag liegt inmitten einer Ausstromzeit, die 3 bis 7 Tage dauert. Die Höchstwerte werden bei den
verschiedenen Feuerschiffen oft nicht zu gleicher Zeit erreicht, so daß im ganzen der Strom länger als eine
Wache (4 Stunden) seine Stärke hält. Das Stromverhalten erinnert an das Tiefgebiet VI (s. bes. S. 19). Frei
lich sind hier die Merkmale viel schwächer.
Gruppe A VIH/IIIb
Tiefgebiet VIII, Hochgebiet 11 Ib
(Italien) (Finnland)
Auch diese Gruppe ist in sich recht uneinheitlich. Das äußert sich schon in der Lage der Hoche, die inner
halb des ganzen Gebietes verstreut liegen. Ebenso uneinheitlich ist der Druck, der 765 und 785 mm betragen
kann. Besonders bei schwachem Druck ist es möglich, daß das Tief im Süden, im allgemeinen unwichtig, mittel
bar in unserem Gebiet insofern wirkt, daß die Isobaren bei allgemeiner W—E-Richtung in der Umgebung unseres
Gebietes wie ein Ähnlichkeitszeichen ('—) verlaufen, wobei im SW das Tief, im NE das Hoch liegt. Dadurch
herrschen in unserem Gebiet N—S-Isobaren. Die Folge ist ein Luftdruckunterschied Nordsee—Ostsee von —10 bis
—20 mm. Maßgebend ist beim Wind diesmal wieder Kopenhagen und zwar ausschließlich. Das ist weniger
aus seiner Richtung zu schließen, die zwischen NE und SE schwankt, als vielmehr aus seiner Stärke, die 6—8 oder
2—3 Bft betragen kann. Die nördliche Ostsee zeigt wieder schwachen Wind; auch in Skagen bleibt er in der Stärke
unter Kopenhagen.
Der Strom läßt sich leicht fassen. Er entspricht nämlich der Höhe des Luftdrucks, unabhängig von
dessen Lage innerhalb des Hochgebiets. Man kann sagen: Hochdruck über 780 mm und Wind mehr als 6 Bft in
Kopenhagen bringen überall starken bis sehr starken Strom. Es ist dabei gleichgültig, ob das Hoch allein das
Wetterbild beherrscht oder ob ein etwa von Island anrückendes Tief droht. Dieses spielt aber eine Rolle für die
Schnelligkeit des Stromanschwellens, das dann plötzlich innerhalb 4 Stunden stattfindet. Stets ist jedoch das