Skip to main content

Full text: 54, 1935/36

Dr. Walter Manegold: Die Wetterabhängigkeit der Oberfläehenströmungen in den Pforten der Ostsee 
21 
Der Strom richtet sich einigermaßen nach dem Wind in Kopenhagen. Auch bei ihm ist die Unter 
scheidung deutlich zwischen Hochdruck im Westen und im Osten innerhalb des Hochgebiets Ib. ln der westlichen 
Gruppe ist er schwach; in der östlichen ist er wenigstens um Kopenhagen stark, also wesentlich in Lappegrund, 
auch Schultz’ Grund, sogar manchmal Anholt Knob, zusammen also nördliche Beltsee; Drogden gehört in dieser 
Beziehung oft schon zu den südlicheren Gegenden. Ein überall starker Strom ist äußerst selten (bisher nur ein 
mal: 19. I. 1917) und wie etwa in Gruppe A IV/IIIb überhaupt noch nicht vorgekommen. Oft wird der Strom 
(Ausstrom) von Skagen nach Süden zu allmählich stärker bis Lappegrund und dann wieder schwächer. Wie am 
Haupttage ist der Strom auch am Vortage unstet, und so erreicht er seine größte Geschwindigkeit. Das dauert immer 
mindestens 24 Stunden. Die Unbeständigkeit der Wetterlage spiegelt sich im Abnehmen des Stromes, das ebenso 
oft plötzlich erfolgt, wenn ein Tief im Westen heranzieht oder sonst das Hoch sich entscheidend verlagert, wie 
langsam, wenn das Hoch festbleibt. 
Gruppe A Vlll/IIIa 
Tief gebiet VIII, Hochgebiet lila 
(Italien) (Nordskandinavien) 
Diese Gruppe (8 Fälle) ist fast so zahlreich wie die vorige. Der Kern des Hochs liegt meist südlich 
innerhalb des möglichen Gebiets bis etwa 64° und 65° NB, selten nördlicher. Sein Druck ist geringer als beim 
Hochgebiet Ib und erreicht zwar 780, bleibt aber meist bei 770 bis 775 mm. Eine Hochdruckbrücke nach 
Osteuropa, wie sie die vorige Gruppe (A VHI/Ib) gelegentlich aufweist, fällt hier fort. Das Tief liegt wieder 
über dem Tyrrhenischen Meer, kann aber bis in die Lombardei und an den Südfuß der Alpen vorrücken und ist 
oft kräftig, obgleich der Druck nur selten unter 755 bis 760 mm steht. Trotzdem herrscht, wenigstens im weite 
sten Umkreis unseres Gebietes, das Hoch. Die Wetterkarte zeigt meist eine sehr ausgeglichene Luftdruckverteilung 
und ein ruhiges Wetterbild mit schwachem Gefälle, das nur gelegentlich örtlich etwas verstärkt ist, besonders 
häufig in der Südwestecke der Ostsee. Die Isobaren laufen von W oder N in mehr oder weniger großem 
Bogen nach E, je nachdem wie kräftig die Wirkung des Hochs ist. Infolge der östlichen Richtung der Isobaren 
ergibt sich ein kleiner Luftdruckunterschuß der Nordsee mit nicht mehr als 5 mm. 
Der Wind entspricht dieser ausgeglichenen Wetterlage dadurch, daß er zwar von Fall zu Fall etwas ver 
schieden, innerhalb eines Falles aber nach Richtung und Stärke einheitlich ist. ENE-NE ist die weitaus vor 
herrschende Richtung, aber wie beim Hochgebiet ib kann die Stärke mal 3, mal 7 Bft betragen. Das letzte ist 
das seltenere und tritt ein, wenn das Hoch sehr weit nördlich oder wenn das Tief nördlich innerhalb des ange 
gebenen Gebietes liegt. Kopenhagen besonders zu erwähnen, liegt in dieser Gruppe keine Veranlassung vor. 
Der Strom ist durchschnittlich stärker, als man bei der ausgeglichenen Wetterlage erwarten sollte. Bei 
den angegebenen Bedingungen für heftigen Wind entwickelt sich sogar starker Strom im Kattegat. Bei Schultz’ 
Grund kommt er über 2,5 sm/h nicht hinaus, die südliche Beltsee ist meist ruhig. Im Gegensatz dazu setzt im 
Sund sehr leicht starker Strom. Wesentlich — und gerade entgegengesetzt zum Hochgebiet Ib — ist die Stetigkeit 
des Stromes, die selbst dann vorhanden ist, wenn die erwähnte nördliche Lage des Tiefs das Druckgefälle verstärkt. 
Ja, dieses Tief bewirkt gerade die Gleichmäßigkeit des Stromes. Denn es gestaltet ein klareres Wetterbild, als es 
ein wenig ausgeprägtes Hoch allein vermag. Um unmittelbar den Strom zu beeinflussen, ist das Tief zu weit ent 
fernt. Der Haupttag liegt inmitten einer Ausstromzeit, die 3 bis 7 Tage dauert. Die Höchstwerte werden bei den 
verschiedenen Feuerschiffen oft nicht zu gleicher Zeit erreicht, so daß im ganzen der Strom länger als eine 
Wache (4 Stunden) seine Stärke hält. Das Stromverhalten erinnert an das Tiefgebiet VI (s. bes. S. 19). Frei 
lich sind hier die Merkmale viel schwächer. 
Gruppe A VIH/IIIb 
Tiefgebiet VIII, Hochgebiet 11 Ib 
(Italien) (Finnland) 
Auch diese Gruppe ist in sich recht uneinheitlich. Das äußert sich schon in der Lage der Hoche, die inner 
halb des ganzen Gebietes verstreut liegen. Ebenso uneinheitlich ist der Druck, der 765 und 785 mm betragen 
kann. Besonders bei schwachem Druck ist es möglich, daß das Tief im Süden, im allgemeinen unwichtig, mittel 
bar in unserem Gebiet insofern wirkt, daß die Isobaren bei allgemeiner W—E-Richtung in der Umgebung unseres 
Gebietes wie ein Ähnlichkeitszeichen ('—) verlaufen, wobei im SW das Tief, im NE das Hoch liegt. Dadurch 
herrschen in unserem Gebiet N—S-Isobaren. Die Folge ist ein Luftdruckunterschied Nordsee—Ostsee von —10 bis 
—20 mm. Maßgebend ist beim Wind diesmal wieder Kopenhagen und zwar ausschließlich. Das ist weniger 
aus seiner Richtung zu schließen, die zwischen NE und SE schwankt, als vielmehr aus seiner Stärke, die 6—8 oder 
2—3 Bft betragen kann. Die nördliche Ostsee zeigt wieder schwachen Wind; auch in Skagen bleibt er in der Stärke 
unter Kopenhagen. 
Der Strom läßt sich leicht fassen. Er entspricht nämlich der Höhe des Luftdrucks, unabhängig von 
dessen Lage innerhalb des Hochgebiets. Man kann sagen: Hochdruck über 780 mm und Wind mehr als 6 Bft in 
Kopenhagen bringen überall starken bis sehr starken Strom. Es ist dabei gleichgültig, ob das Hoch allein das 
Wetterbild beherrscht oder ob ein etwa von Island anrückendes Tief droht. Dieses spielt aber eine Rolle für die 
Schnelligkeit des Stromanschwellens, das dann plötzlich innerhalb 4 Stunden stattfindet. Stets ist jedoch das
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.