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Full text: 54, 1935/36

Dr. Walter Manegold: Die Wetterabhängigkeit der Oberflächenströmungen in den Pforten der .Ostsee 
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Der Wind bläst in Hammershus lOmal südlicher als W, 7mal aus W, 4mal nördlicher als W. Noch 
günstiger sind die Zahlen in Wisby mit 15mal südwestlichem, 3mal W- und nur lmal nordwestlichem Winde. 
Dagegen liegt Skagen ungünstig mit nur 4mal südwestlichem, lOmal W-, aber 6mal nordwestlichem Wind. Die 
Windstärken entsprechen umgekehrt in der Gunst ihrer Verteilung den Richtungen: Die östliche Ostsee mit 
Hammershus und Wisby hat (günstige) SW- und W-Winde mit Stärke 6—7 im Mittel und noch stärkere (weniger 
günstige) NW-Winde (fast 8); Skagens nordwestliche Winde haben im Mittel unserer Fälle nur Stärke 5, die 
W-Winde etwas mehr als 6 Bft, aber auch die SW-Winde erreichen fast 5 Bft. 
Diese ungleichen Windwirkungen — Ostsee ausgezeichnete Saugwirkung, uneinheitliches Verhalten in 
Skagen — bringen auch nur mäßig starken Strom. Die Bedingungen für überall starken Strom bleiben die 
selben wie in der vorigen Gruppe (S. 8). Jedoch ist eine deutliche A b w e i c h u n g zu erwähnen: Wir nehmen 
ein Wetter an, das alle Bedingungen erfüllt; ein ausgeprägtes Tief mit starkem Gefälle ist am Haupttage nach 
Finnland gerückt. Überall weht der für diese Gruppe günstigste Wind mit Stärke 6—8, und trotzdem läuft 
manchmal der Strom im ganzen Gebiet nur mäßig bis wenig stärker. Ursache: Das Tief gehört zu einer großen 
Familie, aus der schon viele vorübergezogen sind. Infolgedessen hat bereits seit mehr als 10 Tagen (starker) 
Einstrom geherrscht, der sich nun aber trotz erneuter günstiger Wetterbedingungen nicht mehr steigern kann und 
in Schultz’ Grund gerade 2,5 sm/h entwickelt. Diese Stauwirkung ist im allgemeinen schlecht zu erfassen, kann 
aber so stark werden — wenn auch nach den Erfahrungen dieser Untersuchungen weitaus seltener, als man ge 
meinhin anzunehmen geneigt ist —, daß sie mehr noch als eine bloße Stromschwächung, wie hier geschildert, alle 
unmittelbaren Beziehungen zwischen Strom und Wetter verleugnet. 
Anders ist die Wirkung, wenn aus einer Tieffamilie in einer länger währenden Einstromzeit die Tiefe 
stoßweise und sehr schnell vorüberziehen: Bei SW-Sturm (6—8 Bft) in der Ostsee herrscht an den Pforten stärkster 
Einstrom jeweils bei Eintritt eines Tiefs in sein angegebenes Wirkungsfeld. Zwischen je zwei Tiefen hat der 
Strom aber Gelegenheit, für kurze Zeit zu kentern. Damit kann größere Stauwirkung infolge dieser Unterbrechung 
der Einstromzeit also nicht erreicht werden. Denn aus einer Ausstromzeit kentert er plötzlich, kann sehr stark 
werden und kentert abermals, sobald das Tief aus seinem Wirkungsbereich heraus ist. Das Tief hat dann den 
Sprung nach Finnland getan und verliert dort rasch an Kraft. Ein Wetterbild, das genau so aussieht wie das 
eben geschilderte, bringt jedoch schwachen Strom, sobald ein wesentliches Merkmal fehlt, das aus einer einzigen 
Wetterkarte nicht abzulesen ist: die Schnelligkeit des Tiefs. Die Stoßkraft schnell wandernder 
Tiefe ist für den Strom von größter Bedeutung. Diese Gruppe scheint sowohl für Tief 
familien wie für einzelne Tiefe von großer Schnelligkeit und Stoßkraft besonders günstig zu sein, jedenfalls 
mehr als die vorige Gruppe E Ib/Vb. 
Gruppe E Ib/Ia 
Zugstraße Ib, Hochgebiet Ia (Britische Inseln) 
Diese 5 Fälle stammen alle aus den älteren Jahrgängen bis 1917. Auch ihre Tiefe haben den Sprung 
Skandinavien—Finnland am Haupttage hinter sich, aber während das bei den bisherigen Gruppen in nordnord 
östlicher Richtung geschah, wird jetzt ausnahmslos südsüdöstliche eingeschlagen. D. h. die Tiefe ziehen viel weiter 
an der skandinavischen Küste nach N, ehe sie nach Finnland abbiegen. Dabei hat sich immer ein starkes Luft 
druckgefälle entwickelt. Der Tiefkern zeigt einen Druck von 735 mm und weniger. Demgegenüber liegt über 
den Britischen Inseln und westlicher das Hoch mit einem Druck von immer 770 mm. Die Isobaren sind 
nach ENE hohl und folgen bei ihrem dort ostsüdöstlichen Verlauf dem Bogen der Ostsee weniger als in der Gruppe 
E Ib/Vb. Sie schneiden ihn unter einem Winkel, der fast ein rechter sein kann. Damit trifft die ungefähre Achse 
der Ostsee mit dem Gefälle nahe zusammen; der Luftdruckunterschied Nordsee—Ostsee ist immer groß, etwa 
15—20 mm. 
Der Wind kommt mehr als bisher überall aus nordwestlichen Richtungen, so daß es sich hier wenigei 
um eine Saugwirkung in der Ostsee handelt, sondern um ein Treiben von den Pforten her. Hier wirkt besonders 
der NW-Wind, der bei Skagen mit Stärke 6—8 beobachtet wird. Trotz dieser ausgeprägten Wetterlage, trotz 
starkem Gefälle und Wind hat sich nur in einem Falle überall starker Einstrom ergeben. In den anderen Fällen ist 
der Strom nur in einem Teil des Gebiets stark, und zwar meistens im Sund. Man möchte aus diesem Zwiespalt zwi 
schen Wetter und Strom in dieser Gruppe allgemein schließen, daß für die Saugwirkung, die in dieser Gruppe gering 
ist, der Strom empfindlicher ist als für ein Treiben von Skagen aus. Der Strom springt nicht plötzlich zu großer 
Stärke, wie das bei anderen Gruppen vorkommt, sondern schwillt langsam während 2 Tagen an und nimmt 
ebenso wieder ab, so daß die Zeit des starken Stromes nur kurz ist. 
Gruppe E Ib/II 
Zugstraße Ib, Hochgebiet II (Mitteleuropa) 
Es ist merkwürdig, daß wir diesem Hochgebiet in diesem Abschnitt in einigen Fällen begegnen. Denn 
das Hochgebiet II, die Zentrallage, bei der Tiefe nur in weiten Entfernungen auftreten, gehört ganz zum Aus-
	        
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