14
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. Band 54 Nr» 5»
ist am kräftigsten in der Schicht von 0,5-1 km. Die untere Strömung kommt im
Mittel aus ME, während auf der Ausreise die Richtungen um NE bevorzugt sind.
5« Die Winde an der Südgrenze des NE-Passates.
Nördlich von Kap Blanco in 21 - 2J°N und 17° westlicher Länge
wurde sowohl auf der Ausreise als auch auf der Rückreise ein eigenes Windsystem
angetroffen. Es wurde hinwärts am 9*5* durch 4 zum Teil bis in mittlere Höhen
reichende und heimwärts am 28*5. durch 5 Dis zu 10-11 km verfolgte Piloten fest
gestellt .
Am 9*5* herrscht in der untersten Schicht noch die NE-Strömung wie
in den Vortagen. Die Geschwindigkeiten liegen zwischen 9 nnd 14 m/sec,die Rich
tung schwankt zwischen NE und NNE. Diese Strömung reicht aber nur bis zu 1 km
Höhe, darüber dreht der Wind mittags auf SW und WSW, nachmittags über NW (Hö
henschicht 1-1,5 km) auf W Dis SW. Der höchste Aufstieg reicht bis 5 km. Erst
hart an der südlichen Grenze des Passatgebietes zeigt sich also in etwa die
Windverteilung, die den von H. U. Sverdrup dargestellten mittleren
Windverhältnissen im Somraerhalbjahr entspricht.
Auf der Rückreise am 20.5* herrscht in der untersten Schicht nicht
mehr der NE-Passat, wir treffen vielmehr bereits in dieser Breite von 21-22°N
in Bodennähe auf Winde zwischen N und W, die man als abgelenkten Passat oder
als Monsun der afrikanischen Westküste ansehen kann. Diese in ihrer Richtung
wenig beständige Strömung von etwa 5~ 8 m/sec Geschwindigkeit reicht nur bis
500 m Höhe und geht über eine Zwischenschicht in 0,5-1 km mit schwachen NE-
und NW-¥inden in eine mittlere Schicht mit mässigen Winden aus SE bis SW über.
Diese bis zu 6 km reichende ca ¿^j2 km mächtige Schicht entspricht der bei der
Ausreise angetroffenen Höhenströmung mit westlichen bis südwestlichen Winden .
Ueber 6 km Höhe treffen wir dann auf kräftige Winde zwischen WSW und
NW, die der über dem eigentlichen Passatgebiet angetroffenen Oberströmung ent
sprechen dürften. Leider erreichten in dieser Zone die Ballone während der Aus
reise nicht genügende Höhen, sodass nicht festgestellt werden konnte, ob auch
damals diese Oberströmung vorhanden war.
Wenn auch in dieser Region die Winde in Bodennähe bei Aus- und Rück
reise verschieden sind, so dürfte doch der vertikale Aufbau der Strömung dazu
berechtigen, dieses Gebiet als einheitliche Zone anzusehen. Ausschlaggebend
hierfür ist das Auftreten der südlichen bis südwestlichen Strömung in mittle
ren Höhen.
Auch die in dieser Zone durchgeführten Beobachtungen wurden zu je
einem Mittel für die Hin- und Rückreise zusammengefaßt. Die erhaltenen Werte
sind in der Tabelle unter Ha und Ilr und ebenso in der Pfeilsäulendarstel-
lung wiedergegeben und bringen die charakteristischen Züge der in der Breite
von 21-23° N gefundenen Windverteilung zum Ausdruck. Auf der Ausreise NE-Pas -
sat bis 1 km darüber SW-Wind, also Antipassat, und in 4-5 km W-Wind, auf der
Heimreise bis 1 km Winde aus den NW-Quadranten, dann eine Schicht von 3km Mäch
tigkeit mit südlichen Winden (Richtungen zwischen SSE und SW), darauf Ueber -
gang zu westlichen bis nordwestlichen Winden mit Geschwindigkeiten zwischen
10 und 16 m/sec.
Daß wir in diesem Grenzgebiet des Passates in der untersten Schicht
das eine Mal NE-, das andere Mal NW-Wind antreffen bei sonst ganz ähnlichem
Aufbau der Gesamtströmung, ist nicht verwunderlich. Die Grenze zwischen NE-Pas
sat und NW-Monsun ist Schwankungen unterworfen. Jede Strömung dringt gelegent
lich in das normalerweise von der anderen eingenommene Gebiet für kürzere oder
längere Zeit vor. Wir begegnen dieser Erscheinung auch in der nächsten Zone.