F. Z o r e 11: Beiträge zur Hydrographie der Deutschen Bucht.
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Die Westküste der jütländischen Halbinsel zerfällt deutlich in zwei Teile, die bei Blaavandshuk
aneinandergrenzen: im Süden sind der Küste Inseln vorgeschoben, zwischen denen und dem Festland ein
Streifen Wattenmeer liegt; nördlich Blaavandshuk ist der Küstenverlauf ungegliedert und die 10 m-
Wasserlinie rückt dicht an die Küstenlinie heran. Seewärts von Blaavandshuk liegen eine Reihe von
Untiefen: Horns Riff. Südwestlich davon erscheint unter 55° 17' N und 6 40' 0 noch eine Erhebung des
Meeresbodens mit weniger als 25 m Wassertiefe; ein Bogen von Blaavandshuk über Horns Riff nach
dieser Erhebung ergibt die Nordbegrenzung der Deutschen Bucht. Weiter nach SSW kommen Tiefen über
40 m; unter 55° N-Br bilden sie allerdings nur einen schmalen Streifen zwischen dem Ostende der „Weißen
Bank“ und der unter 6° 45' O-Lg nord-südlich verlaufenden 40 m-Linie. Der Verlauf der 40 m-Linie von
55° N-Br his etwa 5° 30' O-Lg zeigt deutlich noch eine Einbuchtung nach SO, dem Elbtrichter zu. Dieses
Gebiet ist also noch der Deutschen Bucht zuzurechnen. Als Grenze der Deutschen Bucht gegen SW kann
man ungefähr die Linie Terschelling — 55° N-Br und 5° O-Lg annehmen. Soweit die Abgrenzung an Hand
der Tiefenkarte.
Die beiden Atlanten (Seewarten- und Internationaler Atlas) geben die Temperatur- und Salzgehalts
verhältnisse nur in Mittelwerten wieder. Daß letztere für ein Gebiet wie die Deutsche Bucht nur von
abstrakter Bedeutung sind, wird aus dem Inhalt der vorliegenden Arbeit wohl mit Deutlichkeit hervor
gehen. Für eine Abgrenzung der Deutschen Bucht sind auch die Karten der Linien gleicher Jahresampli
tuden der Temperatur herangezogen. Aus Tafel 3, Figur 7 ergibt sich, daß man etwa die 11.5°-Amplitude
als Grenze des Einflusses des Temperaturganges auf dem Festland annehmen kann; diese Linie deckt sich
verhältnismäßig gut mit der oben besdiriebenen Abgrenzung.
Figur 4 auf Tafel 2 zeigt die jährlichen Schwankungen der 33.0, 34.0 und SS.SV^-Isohalinen,
gezeichnet nadi dem Internationalen Atlas. Man sieht daraus, daß auch der Salzgehalt, ebenso wie die
Temperatur, wenig geeignet ist als Grundlage einer Definition der Deutschen Bucht, zumindest nicht mit
diesem Material. Ueberraschend daran, wenigstens auf den ersten Blick, ist die Tatsache, daß die räum
lichen Schwankungen der Isolinien seewärts zunehmen, die 34.5-IsoIinie also etwa unter 54° 30' N-Br die
größte Amplitude zeigt. An Hand der Arbeiten von Böhnecke kann man sehen, daß es sich bei Wasser
von 34.5 0 /°° bereits um Nordseewasser handelt (Maximum im Januar, Minimum im Juli), dessen jährlicher
Gang zwar teilweise noch von den Süßwasserzufuhren der Elbe und Weser abhängig ist, in stärkerem
Maße jedodi von der jährlichen Schwankung des Nordseewassers überhaupt.
Betrachten wir nun noch die Strömungsverhältnisse der südöstlichen Nordsee, soweit sie bisher bekannt
sind. Nach Böhnecke erfüllt ein linksdrehender Wirbel die Deutsche Bucht. Westlich davon ist die Wasser
bewegung im allgemeinen von SW nach NO gerichtet. Das Grenzgebiet zwischen dem Deutsche-Bucht-Wirbel
und diesem SW-NO-Strom (vgl. Tafel 2, Figur 5) kann als Grenzgebiet der Deutschen Bucht angesehen
werden.
2. Die Tiefenverhältnisse der Deutschen Bucht,
a) Tiefenkarte.
Die Tiefenkarte, Tafel 1, Figur 3, wurde auf Grund der Deutschen Fischereikarte (D. Adm.-Krt. 112 F)
und der D. Adm.-Krt. 50 gezeichnet. Hierbei ergaben sich Änderungen im Verlauf der 40 m-Linie gegen-
Nr. 3, S. 3: „Unter ,Deutsche Bucht* verstehen wir die südöstlichste Ecke der Nordsee; sie wird begrenzt durch den Bogen
eines Kreises, der mit Cuxhaven etwa als Mittelpunkt eben westlich Borkum die holländische und nördlich Svlt die dänische
Küste schneidet.“ — Sowie: O. Pratje, Die Sedimente der Deutschen Bucht, Wissensch. Meeresunters. N. F. Abtlg. Helgoland,
Band 18, Nr. 2, S. 6: „Die Grenzen der Deutschen Bucht sind im Osten und Süden durch die Küsten gegeben; im Norden ist
als Abschluß der Breitengrad 55° 30' genommen (quer von Horns Riff), im Westen 5° östl. Lg. von Gr. (nördlich von Vlieland)
und vor dem holländischen Küstenanteil ist der Abschnitt fortgelassen, der südlich von 53° 30' Nord liegt.“
9 ) Atlas für Temperatur, Salzgehalt und Dichte der Nord- und Ostsee, herausgeg. von der Deutschen Seewarte,
Hamburg 1927 (in dieser Arbeit immer „Seewartenatlas“ genannt); G. Böhnecke, Salzgehalt und Strömungen der Nordsee,
Veröff. des Inst, für Meeresk., Neue Folge, Reihe A, Heft 10; Atlas de la température et salinité de la Mer du Nord et de la
Manche, herausgeg. vom Conseil Permanent International pour l’Exploration de la Mer, Service Hydrographique, Kopen
hagen 1933. (Hier immer „Internationaler Atlas“ genannt.)