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Full text: 54, 1935/36

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. Band 54 Nr« 3 
5. Das Wettergesehehen jn den Tropen. 
a) Pas wetterreiche Mallungengebiet. 
Wettergeschehen, das sind in erster Linie die wechselnden Formen, in 
denen wir den Kreislauf des Wassers in der Atmosphäre erleben, mit den elektri 
schen Entladungen als gelegentlichen Begleiter scheinungen. Erst in zweiter Li 
nie rechnen wir dazu den ständigen Vorgang des Energieausgleichs der Luftmassen 
selbst, der in den Luftbewegungen zutage tritt, und zwar gewöhnlich erst dann, 
wenn er mit grosser Gewalt erfolgt. Denn hier gibt es nur eine stets wahrnehm 
bare Form, den Wind; merkliche Aenderungen der Luftwärme sind gelegentliche Be 
gleiterscheinungen. Den Wasserkreislauf aber erleben wir in mannigfachen,stets 
wechselnden Formen. 
Daher ist das Wettergeschehen im Mallungengebiet reich zu nennen. Am 
Himmel kommen und gehen Wolken aller Arten und Stufen, Schauer, meist von Ge - 
Witter begleitet, sind das Kennzeichen dieser Zone. Kein selbständig wanderndes 
Druckgebilde mit allseitig begrenztem Einflußbereich greift hier entscheidend 
fördernd oder hemmend in den Kreislauf des Wassers ein. Ungehindert vollzieht 
er sich täglich und meist in Ausmaßen, wie sie im Sommer der gemäßigten Zone 
seltene Schauspiele geben. 
Auf unserer Reise war die Grenze gegen den abgelenkten Passat beide 
Male scharf ausgeprägt, besonders durch den eindrucksvollen Gegensatz zu des - 
sen Wetterarmut. Aber auch die Aenderung der Windrichtung, ihre Unstetigkeit im 
Mallungengebiet im Gegensatz zu der Stetigkeit des abgelenkten Passats, der Ein 
tritt eines Tiefstwertes des Luftdruckes und das Erreichen bezw. Verlassen tro 
pischer Temperaturen lassen die Grenze unschwer erkennen. 
Auf der Ausreise traten wir hei 11°N am 11. Mai in das Mallungenge - 
biet ein. Mittags wehte noch NNW, und der Himmel war wolkenlos. Um 20 Uhr zeig 
te sich zum ersten Male Wetterleuchten; Cist, Ast kam auf; der Wind drehte bis 
21 Uhr auf WNW; die Temperatur stieg erstmalig über 27°. 
Schon um 4 -*/2 Uhr nachts am 12. Mai erreichte uns das erste Gewitter. 
Es dauerte 2 Stunden. Die Blitze waren nicht sehr zahlreich. Der Wind drehte 
vorübergehend auf NE, wie es für die Tornados der afrikanischen Küste kennzeich 
nend ist. Hach dem Gewitter setzte dann bald wieder ein leichter WSW-Wind ein. 
Es regnete zeitweise so stark, daß Nebelsignal gegeben wurde. Die Regenabküh - 
lung betrug 6°. 
Während der Regen niederging, empfanden wir auf der Brücke deutlich 
den mehrfachen ¥/echsel zwischen "warm" und "kalt", wie ihn .Geiger in der 
Bearbeitung der 13. Forschungsfahrt der Deutschen Seewarte^' beschreibt , und 
als Mischluft deutet. Wir glauben allerdings, daß diese Deutung nicht alle Mög 
lichkeiten berücksichtigt. Die gleiche Empfindung von wiederholtem Wechsel zwi 
schen "warm" und "kalt" hatten wir in den Tropen auch hei regenlosem Wetter , 
wenn wir bei sanft rollendem Schiff und leichtem Querwind auf der Back standen. 
Der dabei eintretende Wechsel von Luftruhe und Luftzug ließ im gleichen Wech - 
sei die Rückstrahlung der heissen Planken fühlbar werden und Abkühlung durch 
die vorbeistreichende Luft empfinden. Auch während des Gewitterregens auf der 
Brücke bestanden ähnliche Verhältnisse; für den von Geiger beschriebenen 
Fall könnten sie ebenfalls maßgebend gewesen seins das Gewitter trat abends 
nach einem Tag starker Einstrahlung ein, und es wehte Wind aus ENE quer zum 
Schiffskurs. Zudem kann auch der Regen durch die eigene tiefere Temperatur und 
1) R. G e i t 
im Herbst, 
er u. F. W a g n e r. Höhenwinde v.d« westafrikanischen Küste 
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte 51« Bd., Nr.2.Hamburg 1932.
	        
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