Mi 1 dner- MarkgrafMet «Reisebericht »Fahrt nach Kamerun, Mai-Juni 1955
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war als letztes Zeichen des Tiefs noch eine Weile am NW-Horizont eine Cist-
Ast- Bank zu sehen. Langsam und unmerklich vollzog sich, so der Uebergang in
das subtropische Klimagebiet. Am 7* Mai morgens mit Eintritt in den Passat und
Anstieg der Temperatur auf 17°-18° war er vollendet.
Als wir auf der Heimreise den Passat wieder verliessen,tra
fen wir eine ganz ähnliche Wetterlage an; ein etwas westlicher und nördlicher
auf dem Ozean stationär werdendes Tief, ein Hoch überm ITordmeer, das aber dies
mal einen Keil bis nach Ostfrankreich erstreckte, welcher sich zeitweise, nach
■Vernichtung eines ersten Tiefausläufors, bis Westfrankreich und auf die Bis -
kaya hinaus ausdehnte. Auch um dieses Tief war die Polarluft weit im Süden her
umgeströmt und hatte, sich v/ieder nordwärts wendend, bereits Irland überquert,
als wir am 1. Juni vor der portugiesischen Küste aus dem Passat hinausfuhren .
Ueber der Biskaya und vor Portugal hielt aber der Zustrom subtropischer Warm
luft noch an. Als wir daher mittags die Kammlinie des Azorenhochkeils , der
nach der Küste Protugals reichte, im S hinter uns gelassen hatten,drehte wohl
der Wind allmählich von H über NW auf SW, i Himmelsanblick und Wetter trat je
doch keine merkliche Aenderung ein. Es wechselten noch immer, wie im Passat ,
Stcu-Felder mit wolkenlosem Himmel.
Her deutlich erkennbare Eintritt in die Polarluft erfolgte erst am
2. Juni morgens in Höhe der portugiesisch - spanischen Grenze. Wir trafen hier
auf das langsam von Kesten heranrückende südliche Ende einer zweiten,weit aus-
holenden Polarluftfront. Bei S-Wind setzte zunächst Sprühregen ein, der mehre
re Stunden anhielt. Danach drehte der Wind rasch auf NW, der Regen wurde groß
tropf ig, die Sicht besser, die Temperatur sank um 2°. Nun blieb der Himmel
stark bewölkt; Wolken aller Stufen zeigten sich, nachdem der Regen mittags auf
gehört hatte. Später erreichten uns noch zweimal Schauerreste. Das Gebiet des
Rossbreitenwetters hatten wir endgültig verlassen. Wechselnde Druckgebilde be
stimmten nun wieder das Wettergeschehen.
Das ostatlantische Haupttief hatte sich inzwischen nordwestwärts ge
wandt, aber ein Teiltief an seiner Südseite abgespalten, das rasch bis dicht
vor die Biskaya zog; hier begann es sich schnell aufzufüllen und verharrte fast
am Ort, sodaß unser Schiffskurs ständig an seiner Ostseite verlief. Infolgedes
sen begleitete uns der südliche Wind, der sich am 2. Juni sehr bald nach dem
Einbruch der Polarluft wieder eingestellt hatte, immer schwächer werdend, bei
reich bewölktem Himmel bis zur Kanäleinfahrt.
Von hier an gab der inzwischen nach Skandinavien und Mitteleuropa ge
wanderte Hochdruekrüeken dem Wetter das Gepräge. Frischer östlicher Wind setz
te ein. Je naher wir aber dem Hochdruckkarn kamen, der sich vom 4»bis zum 5.Ju-
ni aus der Pommerschen Bucht nach der östlichen Nordsee verlagerte, umso schwä
cher wurde der Wind, umso heiterer der Himmel. Am Ende der Reise, vor der hol
ländischen Küste und in der Deutschen Bucht, war der Himmel wolkenlos und nur
:;anz leicht wehte ein Wind aus östlichen Richtungen; Hochdruckwetter.