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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 54. Bd., Nr. 2
machen zu können; jedoch zeigte sich kein Zusammenhang irgendwelcher Art. Auch ist es
keine für dauernd an diesen Ort gebundene Ablenkung des Monsuns, da auf der Rückfahrt
an derselben Stelle SW angetroffen wurde.
Eine besondere Ausnahme unter den anderen Monsunwinden bilden nur die Piloten
der Gruppe M« Diese stammen von zwei Tagen mit sehr großen Windstärken und der
SW-Wind erstreckte sich dabei auch bis in größere Höhen als normal. Eine synoptische
Untersuchung ist mangels Materials nicht möglich, immerhin zeigt aber die Wetterkarte
der Deutschen Seewarte am 17. August besonders tiefen Druck über der Sahara. Es muß
daher diese Gruppe von Windbeobachtungen als Vertreter einer ungewöhnlichen Wetter
lage angesehen werden. (Vgl. die Witterungsbeschreibung S. 13.)
Die unter sich sehr ähnlichen Windverteilungen Mi, M* und Ms sind dann zu einem
Normalmonsun Mi 3 zusammengefaßt worden (Abb. 23). Dieser zeigt nun einen sehr schö
nen gleichmäßigen Windgang mit der Höhe von der gleichen Art wie M, jedoch ist der
WNW-Wind zwischen 1 und 2 km noch deutlicher als bei M. Es liegt nun nahe, diese bei
westlichen Winden auftretende merkwürdige Nordkomponente einfach dadurch zu erklä
ren, daß in der Höhe der horizontale Druckgradient nach NNE gerichtet ist, und daß
wir es mit einem reinen Gradientwind zu tun haben. In der Tat zeigen die Druckkarten
von Brooks und Mirrlees") einen solchen Gradienten. Auch die durch das Umklappen des
Gradienten bedingten SE-Winde darüber würden für diese Deutung sprechen. Gegen diese
Erklärung spricht nur, daß auch die Oktober- und Januar-Karten von Brooks und Mirrlees
diesen Gradienten nach NNE zeigen und daß die in diese Jahreszeit fallenden Beobachtun
gen der Meteorexpedition im Gegensatz dazu in der Höhe weder NW noch SE, sondern deut
lichen NE zeigen (Abb. 24).
Es sei daher auf eine andere Erklärungsmöglichkeit des NW-Windes hingewiesen.
Abgesehen von Druckgradient und Korioliskraft wirkt immer auch die Reibung in der Form
von Scheinreibung oder Austausch auf die Luftbewegung. Da in tropischen Breiten die
Korioliskraft recht klein ist, wird man von vornherein an eine größere Beteiligung der
Reibung denken müssen, ln Höhen, wo eine große Änderung des horizontalen Druck
gradienten (und damit des Gradientwindes) mit der Höhe gegeben ist, werden bei großen
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Windänderungen auch große Reibungskräfte . - - zu erwarten sein. Das liegt nun
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hier vor. Insbesondere an den Stellen, wo ein Winddiagramm wie Abb. 23 in 2 km eine
nach Süd offene Krümmung zeigt, treten große nach Süd gerichtete Reibungskräfte auf.
Diese können einem nach Nord gerichteten Druckgefälle das Gleichgewicht halten, auch
wenn die Korioliskraft wenig wirksam ist. Auf diesem Gedanken aufbauend wurde ver
sucht, durch sorgfältige zweimalige Differentiation der Windkurve Mi 3 die Reibungskräfte
in allen Höhen zu bestimmen. Dieses mißlang in ähnlicher Weise, wie es Hesselberg und
Sverdrup geschildert haben 2 '), wegen der Unregelmäßigkeiten, die auch in einem Mittel von
etwa 30 Momentanschnitten durch die Atmosphäre noch vorhanden sind.
Ein anderer Weg führt weiter. Es wurde zunächst eine solche parabolische Änderung
des horizontalen Druckgradienten mit der Höhe angenommen, daß sie am Boden einen Gra-
dienlwind von 12 m sec aus W, in 2 km Windstille und 4 km einen Gradientwind von
4 m/sec aus E ergeben würde. Die zugehörige Windverteilung wurde nach dem von II.
Mollwo 3 ) angegebenen Weg ausgerechnet, wobei 2 «sin 9= 10' 5 , als Bodenwind SW 5 m/sec
und zwei verschiedene Austauschwerte A/q — 3X10 4 (Fall a) und 0.7X10 4 cm'sec 1 (Fall b)
angesetzt wurden“). Die Ergebnisse der Rechnung sind in Abb. 25 in der gleichen Weise
C. E. P. Brooks u. S. T. A. Mirrlees, Geophysieal Memoirs Vol. 6, N0. 55, 1932.
23 ) Th. Hesselberg u. H. U. Sverdrup, Spezialarb. d. Geophys. Inst. Leipzig 1, 281, 1915.
**) H. Mollwo, Beitr. z. Phys. d. fr. Atm. 22, 25, 1934.
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a ) A. S. Hariharnn (Indian Seien!. Noles 5, Nr. 50) fand für den Persischen Golf — 1.3 . 10* cgs.