P.Zistleru.F.Möller: Meteorol.Reisebericht u.Ergebnisse d.liöhenwindmessungen v.d.Fahrt n. Kamerun 29
stichaltiger Grund dagegen anzugeben sein, die in einem solchen Fall über Mitteleuropa
(südlich der Hochdruckachse) angetroifenen NE-Winde als Passat zu bezeichnen, und die
darüber angetroffene SW-Strömung als Antipassat. Denn der Wind in niederen Breiten ist
seiner Natur nach nichts anderes als der in hohen Breiten. Er entsteht in der gleichen Weise
aus dein Zusammenwirken von Druckgefälle, Korioliskraft und Reibung an allen Orten,
wenn auch die Größenverhältnisse von der Breite abhängig sind. Erstreckt sich also das
Azorenhoch bis Norddeutschland, dann kann Süddeutschland Passat haben, ebenso wie die
SW-Slrömung. die wir auf der Rückfahrt über Biskaya und Kanal in 2 bis 7 km Höhe an
trafen. der Antipassat gewesen ist.
4. Siidwestiuonsun.
Auf der Hinfahrt bereits nördlich von Cap Verde, auf der Rückfahrt nur südlich davon,
wurde der SW-Monsun angetroffen. 33 Höhenwindmessungen, Nr. 14 bis 47, liegen aus
diesem Gebiet vor, leider aber ist die (wiederholt) erreichte Maximalhöhe nur 4,5 km, wie
schon oben erwähnt ist. Alle Beobachtungen zeigen mit großer Regelmäßigkeit den SW-
Wind am Boden.
Eine Ausnahme bildet nur der Pilot Nr. 33; dieser wurde hochgelassen auf der Reede
von St. Isabel, an der Nordseite der Insel Fernando Poo gelegen, und zeigte einen WNW-
Wind. Vom SW-Monsun hat dieser somit die Westkomponente beibehalten, während eine
Nordkomponente hinzugekommen ist durch den tagsüber herrschenden Seewind an der
Küste der Insel. Da der Ballon zudem schon in sehr geringer Höhe in einem cu verschwand,
ist er in den Mittelberechnungen fortgelassen, bzw. nur mit halbem Gewicht berück
sichtigt.
Das Gesamtmittel aller Höhenwindmessungen des Gebietes ist in Tabelle 5 angegeben
und in Abbildung lö dargestellt. Die kräftige, im Mittel genau aus SW kommende Strö
mung von 7 m/sec nimmt in der Höhe sehr rasch ab und dreht nach rechts, so daß schon
dicht oberhalb 1 km Höhe W-Wind mit 3 m sec erreicht ist. Eine weitere Drehung und
Abnahme bringt schwache WNW-Winde, worauf dann der mittlere Wind über eine Höhe,
in der praktisch Stille herrscht, auf SE dreht. Die Streuung der Winde ist, wie es auch
schon im Passat war, am Boden am kleinsten; R/D m ist etwa 0,5, jedoch ist darüber die
Beständigkeit sehr viel geringer. Das hat seinen Grund zunächst darin, daß in einem be
sonders windschwachen Gebiet, auch bei geringer Abweichung der einzelnen Winde vom
Mittel, leicht eine große Richtungsunbeständigkeit erreicht wird, wenn man die wahre
Streuung im Verhältnis zum mittleren Wind betrachtet; bei ö m = 0 wird ja sogar R/b m
= co. In der Schicht mit SE-Winden in 3 bis 5 km Höhe ist aber die große Unbeständig
keit echt, was sich auch in der Zunahme des Radius R des wahrscheinlichen Fehlerkreises
oberhalb 2,5 km Höhe zeigt.
Die Höhenerstreckung der Monsunströmung ist recht gering. Rechnet man alle Winde
mit westlicher Komponente dazu, so reicht sic nur wenig über 2 km, betrachtet man nur die
Strömung aus dem SW-Quadranten, so liegt die obere Begrenzung sogar schon zwischen 1
und 1,5 km. Im Höchstfälle liegt die Grenze bei 3 km, meist aber bei etwa 1,5 km.
Es nimmt nun Wunder, daß diese von uns für den Monat August gefundene Wind
verteilung gänzlich anders ist, als die auf der Meteorexpedition in den Monaten November
und Dezember beobachtete. Um einen Vergleich durchführen zu können, sind die von Kuhl-
brodt und Reger ausgeführten Höhenwindmessungen* 1 ) des Gebietes von 4° S bis 5° N und
12° W bis 8° E in der gleichen Weise (Differenzenmethode) gemittelt und dargestellt worden
21 ) E. Kuhlbrodl u. .1. Reger, Wiss. Erg. d. Dtsch. Atl. Exp. auf Meteor 1925—27, Bd. XV, 1933.