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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 54. Bd., Nr. 2
einen (mäßig beständigen) SVV-Wind angeben, steht die Beobachtung nicht im Einklang.
Es war am 28. Juli das Azorenhoch sehr kräftig entwickelt und weit nach E vorgetrieben
(vgl. S. 5), so daß auf der Ostseite ein starkes Druckgefälle vorhanden war.
Eine ganz ähnliche Luftdruck- und Windverteilung herrscht auch noch in der süd
licheren Hälfte des Passates P 2 (Abb. 13). In Bodennähe weht, der Ausbildung des Azoren
hochs entsprechend, ein besonders kräftiger Passat mit mittleren Windstärken von 10 m sec
am Boden. 12 m/sec in der untersten 500-m-Schicht. Schon in etwa 1,5 km Höhe liegt
aber die Passatgrenze, darüber weht NW-Wind. Dies zeigt schon bessere Übereinstimmung
mit Wagners Strömungskarten; es handelt sich um die Zone mit NW-Wind, die in die ur
sprüngliche Sverdrupsche Darstellung gewissermaßen noch dazwischengeschoben ist. Die
obere Begrenzung der Passatströmung liegt also im Norden höher als im Süden. Leider
erreichen die südlichsten Piloten im Passat nicht genügende Höhen, um mit Sicherheit fest
stellen zu können, ob weiter oben der für diese Gegend kennzeichnende E-Wind herrschte;
Nr. 13 bis 14 sind daher mit Pa vereinigt, obwohl die Frage der Zusammengehörigkeit
offen gelassen werden muß. Sehr auffallend zeigt aber IV daß die weitaus größte Bestän
digkeit der Passatströmung am Boden ist. Der Bodenwind hat R — 1,0 m/sec, während
schon die unterste 500 m-Schicht R = 3,4 aufweist. Wie schon häufig betont worden ist,
herrschen über dem Passat Strömungen, die sich an Beständigkeit bei weitem nicht mit
ihm vergleichen können.
Auf der Rückfahrt wurden ganz andere Höhenwinde gefunden, jedoch solche, die von
den Normalwerten weniger abweichen als die der Hinfahrt. Im südlicheren Teil P 3 (Abb.
14) sind die bis in große Höhen anhaltenden Ostwinde zu finden. Sie haben zwar eine
nicht geringe Streuung, indem sie südlich 20° NBr. als recht strammer E-Wind von 15
m/sec wehen, weiter nördlich als schwacher E oder NE, jedoch ist dafür die Erstreckung
nach Norden recht groß: Noch bei Teneriffa sind diese Winde zu finden, wo sie nach A.
Peppier 0 ) nur noch in 25 V» aller Fälle auftreten sollen und nach Wagner eher ein N-Wind
zu erwarten wäre.
In dem nördlichen Teil des Passates P4 wurde nun auf der Rückfahrt die typische
Passat- und Antipassatströmung übereinander angetroffen (Abb. 15), allerdings in einem
Gebiet, das nach dem Bodenwind zu schließen, schon die Nordseite des Roßbreitenhochs
mit umfaßt. Der Passat reicht nur bis etwa 1 km Höhe; dann kommt eine Übergangsschicht,
in der einmal Passat (Pilot 58 und 59), ein andermal schon SW-Antipassat (Pilot 56) und
bei Pilot 60 auch der Sverdrupsche, in dünner Schicht eingelagerte NW-Wind weht. (Man
beachte den in dieser Höhenschicht sehr großen Radius R des wahrscheinlichen Fehler
kreises von 3.6 m sec gegenüber 2.2 unmittelbar darüber und darunter); über dieser Schicht
veränderlicher Winde kommt ein sehr starker SW-Wind auf, der typische, aber um seines
Namens willen, an dem zuviel alte Erinnerungen haften, oft befehdete Antipassat, der bis
15 km Höhe hinaufreicht.
Letzten Endes besteht auch zwischen dieser Strömung und der Südwestströmung, die
nördlich davon in der Westwindzone in 2 bis 7 km Höhe angetroffen wurde, kein prin
zipieller Unterschied. Hier weiter im Süden ist zwar die Windstärke erheblich größer, zeigt
jedoch ebenfalls nicht mehr und nicht weniger an, als daß das Roßbreitenhoch in der Höhe
noch weiter südwärts nach dem Äquator zu verlagert ist. Andernfalls könnte kein West
wind wehen. In solchen Wetterlagen wie dieser, wo das Azorenhoch einen Ausläufer bis
weit nach Mitteleuropa hinein vorgetrieben hat, und in südlicheren Breiten die gleiche obere
Windströmung herrscht wie in nördlicheren, sollte man keinen Anstoß daran nehmen, die
angetroffenen Strömungen überall mit den gleichen Namen zu belegen. Es dürfte kein
2 ») A. Pepper, Beitr. z. Phys. d. fr. Atm. 4, 35, 1912.