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Full text: 54, 1935/36

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 54. ßd., Nr. 2 
Das Füllen und Auswiegen der Ballone wurde im „Versaufloch“ an Steuerbord vor- 
genommen, ebenso das Hochlassen von dieser Stelle aus, die Verfolgung aber fast immer auf 
dem Peilkompaßdeck, wo gleichzeitig der Schiffskurs abgelesen werden konnte. Infolge 
der räumlichen Trennung desjenigen, der den Ballon hochließ und dann aufschrieb, und 
des Beobachters mußte meist die Notierung der Ablesung nach der ersten halben Minute 
unterbleiben. 
Es wurde darauf geachtet, daß täglich möglichst zwei Aufstiege stattfanden; nur an 
haltender Regen oder andere Hindernisse brachten bisweilen Ausfälle. Im ganzen standen 
aber die Höhenwindmessungen der Reise unter einem Unstern. Hohe Aufstiege gelangen 
eigentlich nur in dem verhältnismäßig weniger interessanten Gebiet des nördlichen Pas 
sates und der Westwindzone, während sicli die höheren Schichten der Atmosphäre im 
Gebiet des SW-Monsuns fast durchweg hinter Wolken versteckten. Infolge der Regenzeit 
mußte auch mit niedrigeren Messungen vorlieb genommen werden, wenn nur überhaupt 
welche möglich waren. Die Aufstiege aus diesem Gebiete reichen daher nur wenig über 
4 km Höhe hinauf. Jedoch wurde mit großer Freude und Stolz ein Pilot noch 1.3 km über 
einer ziemlich dichten ncu-l)ecke verfolgt, wobei die Ablesung immer sofort gemacht wurde, 
wenn er einen Augenblick sichtbar war. An einem fast wolkenlosen Tag im Gebiet des 
Monsuns gingen alle vier hochgelassenen Piloten mit konstanter Bosheit hinter Aufbauten 
oder Rauchschwaden verloren. Das war um so bedauerlicher, als von dieser Jahreszeit 
bisher keine Beobachtungen der oberen Höhenwinde vorliegen. Es wurde versucht, durch 
möglichst häutige Beobachtung des cirrus-Zuges wenigstens einigermaßen einen Ersatz zu 
linden. 
Die Bearbeitung der Messungen geschah in der Weise, die bei allen bisher unter den 
Auspizien der deutschen Seewarte angestellien Schillspiloten üblich ist: Bis zu 3 km Höhe 
wurden Schichten von 500 m Dicke zusammengetaßt und die mittleren Windvektoren be 
stimmt. In größeren Höhen sind 1-knj-Schichten verwandt. Die Windrichtungen in Gra 
den (0° -= Nordwind, 90" = Ostwind), die Windstärken in m/sec., sowie die Größe der E- 
Ivomponente und der N Komponente sind in Tabelle 7 auf Seile 34 angegeben. Eine an 
schauliche Darstellung der einzelnen Piloten ist nach herkömmlichem Brauch durch das 
Verfahren der „Pfeilsäulen“ auf Tafel 3 gegeben. Die Messungen der Rückfahrt sind hier 
von rechts nach links fort laufend aul getragen, um rein äußerlich die gleiche Anordnung 
der drei Windsysteme zu erhalten wie aut der Hinfahrt. Eine große Feder an den Wind 
pfeilen bedeutet 2 m/sec. 
Eine statistische Zusammenfassung der Windmessungen nach 10°- oder 5°-Feldern 
ist nicht durchgeführt, da es sich bei einem Material von 70 Messungen, die sich noch da 
zu auf die drei voneinander gänzlich verschiedenen Windsysteme der Westwinde, des 
Passats und des SW-Monsuns verteilen, kaum verlohnt, eine Höhenklimatologie zu schreiben. 
Zudem ist eine Zusammenfassung aller Messungen des Atlantik von anderer Seite geplant. 
Dagegen wurden in Gruppenmitteln zusammengefaßt diejenigen Höhenwindmes 
sungen, die ihrem Erscheinungsbild nach zueinander gehören: Also in erster Linie die 
Westwindzone, die Passatmessungen und die Monsunmessungen, gleichgültig ob auf Hin 
oder Rückfahrt ausgeführt. Später wurden auch noch kleinere Untergruppen gebildet, um 
charakteristische Merkmale hervorzuheben. Von diesen Gruppen sind die mittleren Vek 
toren in den oben angegebenen Höhenschichten bestimmt; die Berechnung geschah unter 
Verwendung der DifTerenzmethode. 
Als Merkmal für die Beständigkeit der Höhenwinde ist nicht wie in früheren ähn 
lichen Bearbeitungen der Quotient von vektoriellem Mittel durch skalares angegeben wor 
den — auf die Gründe hierfür ist an anderer Stelle 15 ) eingegangen —, sondern es wurden 
ls ) F. Möller, Ann. d. Hydrogr. 62, 279, 1934.
	        
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