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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 54. Bd., Nr. 2
bis zum Boden durch. Ob es sich bei dieser windstillen Grenzschicht um Reibungsturbu
lenz oder aber um einen Totluftkeil in Luv des Bergmassivs handelt, braucht hier nicht
entschieden werden; liegt doch zum Studium all der interessanten Fragen in diesem neben
Cherrapunji regenreichsten Gebiete der Erde bereits ein außerordentlich reich
haltiges Material') vor. Das vor dem Kriege von der deutschen Verwaltung eingerichtete
meteorologische Netz ist in hoffnungsvollem Neuaufbau begriffen; davon konnten wir uns
persönlich überzeugen, sowohl bei einer Rundfahrt durch die Pflanzungen der Afrikani
schen Fruchtkompagnie wie auch in Gesprächen mit benachbarten Pflanzern, die jeweils
beim Verladen der Bananen in Tiko anwesend sind.
b) 1) i e Rückreise i m S W -Monsun.
Bei trübem, diesigen Wetter verließen wir am 11. August 7 h Tiko; auf offener See trat
rasche Sichtbesserung ein. Von ll h bis 18.30 11 lag D. „Panther“ zur Ergänzung seiner La
dung im Hafen S, Isabel auf der Nordseite der Insel Fernando Poo vor Anker. Es herrschte
hier wechselnde Bewölkung, nachmittags kurze Zeit leichter Regen, die Windrichtung war
Nordwest. An dem Zustandekommen dieser Nordwestströmung sind wahrscheinlich zwei
Faktoren beteiligt: Erstens der tagsüber einsetzende Seewind und zweitens die Ausbildung
einer rückläufigen Bewegung in Lee der Insel. Kaum hatte D. „Panther“ den Wirkungs
bereich der Insel verlassen, so setzte wieder der SW-Monsun ein.
Wie bereits kurz erwähnt, hatten wir auf der Rückreise im Gebiete des SW-Monsun
wesentlich schlechteres Wetter als bei der Ausreise. Die absolute Windstärke war zwar
längs der Guineaküste zunächst kaum größer, doch kam Wind und Dünung nunmehr von
vorne Backbord, so daß die Schaukelbewegung unseres relativ kleinen Dampfers immer
mehr zunahm. Hatten wir etwa zehn Tage vorher in diesem Abschnitt unerwartet schönes
Wetter angetroffen, so hielten nun die typischen Regenschauer im SW-Monsun ununter
brochen an (vgl. Tafel ‘2 und Abb. 10—12, Bildtafel 2). Angefangen von der Ausfahrt aus
S. Lsabel am 11. August bis fast zum Ende des Monsun bekamen wir die Sonne nicht mehr
zu sehen. Temperatur und relative Feuchtigkeit zeigten unter diesen Umständen keinerlei
Anzeichen einer Tagesschwankung; als besonders charakteristisch sind in Fig. 4 die Re
gistrierungen vom 12. bis 14. August 1933 wiedergegeben, dieTemperatur blieb fast dauernd
auf 25°, die relative Feuchtigkeit ging kaum unter 90" o herab. Die geringfügigen Tempe
raturänderungen fallen zeitlich mit dem Durchzug von Regenböen zusammen.
Nach Passieren von Gap Palmas in den Morgenstunden des 15. August kam der Mon
sun erst zur vollen Entfaltung. Der Gang von Temperatur und Feuchtigkeit ist nun infolge
erhöhter Schauertätigkeit wesentlich unruhiger als in den Vortagen (vgl. Abb. 5); die Tem
peraturstufen liegen meist innerhalb der Grenze von 2°; nur die Böe am 16. August 6.30 h
brachte einen Temperaturrückgang von 3". Da der Luftdruck in keiner Weise auf diese
Regenböen anspricht, muß als Ursache des Temperaturrückgangs wohl Abkühlung durch
den Niederschlag 8 ) selbst angenommen werden. Die Windstärke erreichte am 15. und 16.
August 16 mps. Da in diesem Fahrtabschnitt auch bei der Ausreise die größten Wind
geschwindigkeiten innerhalb des SW-Monsun feslgestellt wurden, muß wohl gefolgert wer
den. daß die hier von NW nach SE verlaufende Küste am stärksten der hier senkrecht an-
kommenden SW-Strönning ausgesetzt ist. während sowohl südlich wie nördlich davon eine
gewisse Ablenkung durch die Küste erfolgt. Das Schiff begann immer stärker zu rollen
und zu schlingern. Sturzseen gingen über Back- und Vorderdeck hinweg; um die wertvolle
Ladung vor Schaden zu bewahren, mußte zeitweise die Fahrt herabgesetzt werden. Der
7 ) Vgl. W. Sennnclhack, Ami. <1. Hy<tr. 61, S. 129, 146, 389 mit weiteren Literaturangabcn über die Re-
genverbiillnisse in Kamerun.
8 ) A. Schmauss, Die Teinpeiatui Wirkung von Niederschlagen. Met. Z. 3!>, 17 u. 241.