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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 54. Band Nr. 2
weichen der beiden angrenzenden Luftmassen anzunehmen. Dem widerspricht aber die
Tatsache, daß nach Abb. 2) während der in Frage kommenden Zeit zwischen 21 h und 22 h
sich weder imThermogramm noch imHvgrogramm irgendwelche Unruhe bemerkbar macht;
der Anstieg der Lufttemperatur (und ebenso der Wassertemperatur) begann vielmehr erst
um 23 h , also kurze Zeit nach Passieren von Cap Blanco.
Die untere Kaltluftschicht blieb also während des ganzen Vorganges erhalten; ihre ver
tikale Mächtigkeit war zweifellos nur noch sehr gering; es sind die Reste der Passatströ
mung. die hier in einem flachen Winkel nach O und S auskeilte und in periodischen Pul
sationen anslieg und wieder zurückging. Über diese seichte Bodenschicht aber schob sich
die Warmluft der unmittelbar benachbarten wärmeren Meeresoberfläche im Süden. An der
im Kondensationsniveau gelegenen Grenzschicht der beiden Luftmassen traten Wellen
bewegungen auf, die zu dem beobachteten periodischen Bewölkungswechsel Anlaß gaben;
die Erscheinung ist in größerem Ausmaß bei der Bildung der Wogenwolken bekannt. Mein
Fahrtkamerad Dr. Möller gibt eine etwas andere Erklärung des Vorganges: Nach seiner
Ansicht handelt es sich bei dem rhytmischen Bewölkungs- und Windwechsel um einen
echten Schwingungsvorgang der Kaltlul Imassen unter der etwa in der Höhe des Konden
sationsniveaus liegenden Inversion. Abb. 3 veranschaulicht den Vorgang in schematischer
Weise: „Zwischen den Bewölkungszonen herrscht am Boden kräftiger Passat, der unter
den Wolkcnslreil'en an Stärke abnimmt und vielleicht sogar einer Gegenströmung Platz
macht. Das Umschlagen dieser Gegenströmung (die z. B. auch in der 21 h -Beobachtung
gerade erfaßt wurde) in die ungestörte Passatströnmng in dem Gebiet zwischen zwei Be
wölkungszonen zeigt mit der gleichen Deutlichkeit eine Strömungsdivergenz an, wie unter
den Bewölkungszonen eine Konvergenz herrscht. Dann muß über dem Konvergenzgebiet
eine Hebung der Inversion und Wolkenentstehung unter ihr, über dem Divergenzgebiet
eine Senkung der Inversion und Wolkenauflösung eintreten, wie es auch beobachtet wurde.
Daß außerdem im Wolkenniveau auch Strömungen herrschten, die gegenüber der unteren
Strömung eine Phasenversetzung zeigen, derart, daß in der hinteren Hälfte des Wolken
streifens eine horizontale Strömungsdivergenz herrscht, konnte ebenfalls durch Beobach
tung des Wolkenzuges festgestellt werden. Das Bemerkenswerteste ist jedoch, daß sich die
ganze Erscheinung entgegen der mittleren Passatströmung fortbewegte, wie aus der Neu
bildung und Auflösung der Wolken hervorgeht. Dies ist der Beweis dafür, daß es sich
wirklich um einen echten Schwingungsvorgang handelte.
Günstig für die Beobachtung war der Umstand, daß das Schilf der Fortbewegungs
richtung dieser Schwingung entgegenfuhr. Ungünstig war es zweifellos, daß sich der Vor
gang bei Nacht abspielte, wo die laufende Beobachtung des Anemometers und Notierung
der Vorgänge sehr erschwert war.
Leider lassen sich auch die räumlichen und zeitlichen Verhältnisse der ganzen Erschei
nung nicht trennen, denn man kennt nur die Verknüpfung von zeitlichem und räumlichem
Nebeneinander, die beim Hindurchfahren beobachtet ist. Das Entstehen und Verschwinden
des gesamten Schwingungsvorganges bleibt daher auch in seinen Ursachen ungeklärt.“
Auf das auch sonst häutige Auftreten von Wellen an der Passatinversion weisen auch
die Photos von undulatus-Formen im stratus-Niveau hin (vgl. Abb. 4 und 5, Bildtafel I).
3. Die Fahrt in den Tropen.
a) Die Ausreise im S W - M onsu n.
Der 1. August brachte uns vollkommen veränderte Verhältnisse. Die Wassertemperatur
lag um 7 h 0° höher als am Vortage, die Lufttemperatur stieg heute auf 27,4" an und er
reichte damit den Höchstwert im Verlauf unserer bisherigen Reise. Der Wind kam heute
aus westlicher Richtung und nahm im Laufe des Tages an Stärke zu. Der Himmel zeigte