P. Zistler u. F. Möller: Meteorol.Reisebericht u.Ergebnisse d.Höhenwindmessungen v.d.Fahrt n.Kamerun 9
In der jetzt eintretenden Wolkenlücke springt der Wind wieder um und kommt mit
einer Relativgeschwindigkeit von etwa 4 m (geschätzt) von achtem, so daß unter den Wol
kenlücken sich der stramme Passatwind des Nachmittags wieder durchzusetzen scheint.
Mit erstaunlicher Gesetzmäßigkeit spielt sich abermals der gleiche Vorgang in der Bewöl
kung ab. Bei Bildung der stcu scheinen diese relativ zum Mond gesehen still zu stehen,
auch an Bord des Schilfes flaut der Wind ab bis zur Windstille (N z. E 6 m/sec.); als die
Wolkenbildung bis zum Zenith vorgedrungen ist. beginnt schon wieder vor dem Mond die
langsame, allmählich rascher werdende Bewegung der Wolken nach 4 Strich Steuerbord,
der Wind am Boden ist nunmehr umgesprungen und kommt mit etwa 3 m/sec. aus 8 Strich
Backbord. Nunmehr beginnt bereits mit aller Macht die Wolkenauflösung und in dem
Augenblick, als das Zentrum der Bewölkungszone im Zenith und im Süden der Himmel
bereits wieder vollkommen frei ist, kommt der Wind wieder kräftig nach vorne. In der
nun eintretenden größeren Wolkenlücke macht sich ein sehr großer, schwach leuchtender
Schein um den Mond bemerkbar, ein Anzeichen für den auch in den Wolkenlücken star
ken Dunstgehalt der Luft.
Der fünfte Wolkenstreifen zieht auf. Als die vordere Wolkengrenze etwa 10 Grad hoch
über dem Horizont steht, herrscht noch recht kräftiger NNE, flaut aber rasch ah bis zur
relativen Windstille in dem Augenblick, als die Wolkenbildung in etwa 40 Grad Höhe ein-
setzl. Auch der weitere Ablauf dieser Erscheinung geht in der nun schon bekannten Reihen
folge vor sich: der Wind dreht auf Backbord, mit beginnender Auflösung setzen sich die
Wolken scheinbar in Bewegung und nach Vorüberzug der ganzen Wolkenerscheinung hat
sich die alte Passatströmung am Boden wieder richtig durchgesetzt.
Mit diesem fünften Wolkenaufzug war die ganze Erscheinung beendet. Hatten noch
die beiden ersten Aufzüge eine Bedeckung fast des ganzen Himmels gebracht, so nahm die
Intensität der Erscheinung mit jedem Male weiter ab und der letzte Aufzug bestand eigent
lich nur noch in einer sich quer zur Fahrtrichtung des Schilfes erstreckenden Wolkenlinie
mit einer Breite von etwa zwei oder drei kräftigen stcu-Ballen. Der Vorüberzug aller fünf
Wellen dauerte noch nicht einmal eine halbe Stunde.
Zum Verständnis dieser merkwürdigen Vorgänge müssen wir die Schiffsposition in Be
tracht ziehen; D. „Panther“ war am 31. Juli 21 tl in 21.1" N Breite und 17.4" W Länge und
passierte um 22.30 h in etwa 20 Seemeilen Entfernung Cap Blanco (20.8" N. 17.1" W). Das
Schiff befand sich also gerade in dem bekannten Grenzgebiet zwischen dem kallen seichten
Küstenwasser und der unmittelbar benachbarten warmen Strömung im S.
Temperatur
Zeit
Breite
Länge
Wasser
Luft
Rel. F.
Wind
31. Juli 21"
21.1"
17,4»
20.0°
20,3"
88 "/»
ESE 5 in
24 h
20,5"
1 7,5»
20,2*
—
August 05 h
19.0"
17.5»
24,5°
22.1"
07"
19,2"
17,0»
24,7“
23.1»
84 */o
NNW 5 m
ll h
18,4°
17.6»
26.8"
26,3"
14"
17.9°
17,7»
27.2°
27.4°
69 "/»
W 7 m
Nach den vorstehenden Beobachtungen stieg die Wassertemperatur vom 31. Juli 24 h
bis 1. August 5 1 ' um 4.3" an und erreichte in 18" N 27.4°. In dem gleichen Gebiet hat IL
Geiger 5 ) am 13. November 1930 sogar eine Zunahme der Wassertemperatur von fast 6"
innerhalb nur einer Stunde festgestellt; gleichzeitig zeigte sich damals rasche sprunghafte
Änderung der Lufttemperatur und außerordentlich diesige Luft (fast Nebel). Es wäre nun
sehr naheliegend zur Erklärung unserer Erscheinung ein wellenartiges Vor- und Zurück
5 ) R. Geiger u. F. Wagner, a. a. O.