P.Zistier u. F.Möller: Meteorol.Reisebericht u. Ergebnisse d. Höhenwindmessungen v.d.Fahrt n.Kamerun 5
als Bezugssystem gewählt; dadurch ergeben sich nun allerdings für gleiche Zeitabschnitte
(Tage) ungleiche Abscissen. dafür wurde aber Übereinstimmung in der geographischen
Länge und Breite für Hin- und Rückreise erreicht. Auf diese graphische Darstellung wird
bei der nun folgenden Besprechung der drei Klimazonen immer wieder Bezug genommen
werden.
1. In der Westwindzone.
Am 22. Juli 1933 um 19 h verließ 1). „Panther" nach Behebung eines kleinen Ruder
defekts den Hamburger Hafen. Während tagsüber in der Stadt noch drückende Schwüle
geherrscht hatte, war in den Abendstunden eine merkliche Abkühlung eingetreten, die den
Aufenthalt auf Deck bei der Ausfahrt auf der Elbe nicht gerade als angenehm empfinden
ließ. Im Hafen und auch noch elbabwürts war der Himmel mit dichtem ast. stcu und teil
weise sogar mit cum bedeckt, aber schon ab 22 h wurde die Bewölkung immer geringer und
kündigte einen schönen Sonntag an. Da der an unserem Ausreisetage eingetretene Witte
rungsumschlag auch noch für unsere Fahrt durch die Nordsee und den Kanal Bedeutung
haben sollte, wollen wir die allgemeine Wetterlage kurz beschreiben: Die Morgenwetter
karte des 22. Juli 1933 zeigt das über dem Ozean ausgebreitete Azorenhoch und einen
zweiten Hochdruckkern über Polen, dazwischen eine von Island über die Nordsee nach
Mitteleuropa verlaufende Tiefdruckfurche: im Bereiche dieser Furche war in den frühen
Morgenstunden des 22. Juli ein Haches Teiltief unter heftigen elektrischen Entladungen
über Hamburg hinweggezogen: die Gewitterfront, welche den Übergang von der subtropi
schen Kontinentalluft des Vortages zur subtropischen Maritimluft brachte, lag um 8 h auf
der Linie Pommern Kieler Bucht, ln den Abendstunden erfolgte neuerdings ein Wechsel
des Luflkörpers und zwar der Übergang z.u maritimer Polarluft, die auf der Rückseite der
Tiefdruck furche nach dem Festlande vordrang und damit einen kräftigen Vorstoß des Azo
renhochs zur Folge hatte. Bei stetigem Druckanstieg brachte uns der nachfolgende Sonn
tag (23. Juli 1933) herrliches Wetter und bei ruhiger See und mäßigem Nordwest eine ge
nußreiche Fahrt längs der holländischen Küste, ein verheißungsvoller Beginn unserer See
reise. Aber bereits in der folgenden Nacht erlebten wir eine kleine Überraschung, am 24.
Juli um 3 h morgens wurden wir durch die langgezogenen Signale des „Panther" aus dem
Schlafe geweckt; ein Blick durchs Kabinenfenster zeigte uns, daß wir in eine über dem
Kanal gelegene Nebelzone eingefahren waren. Erst gegen Mittag hatte sich der Nebel so
weit gelichtet, daß wieder auf volle Fahr! gegangen werden konnte; nachmittags war der
Himmel wolkenlos, aber ab 19 k vollzog sich von NW her der Aufzug eines Cirrusschirmes,
zusammen mit dem seit morgens eingetretenen Druckfall und der Rückdrehung des Win
des auf SW. ein deutliches Anzeichen für das Herannahen einer neuen atlantischen De
pression. Diese hatte im Verein mit einem zweiten von S gegen die Biskayasee vordringen
den Tief den Hochdruckrücken in zwei Kerne über den Azoren und dem europäischen
Festland gespalten. Als das Schiff mit dem Verlassen des Kanals bei Ouessant (25. Juli 12 h )
auf Kurs 207° ging, kam es rasch aus dem Bereich des atlantischen Tiefs und steuerte der
Biskayaseedepression zu. Sehr deutlich prägt sich «lies in der Drehung der Winde und dem
starken Druckfall im Laufe des 25. Juli aus:
4 h
WSW
766.4 nun
dem Schilfstagebuch
8 h
SE
765.0 mm
entnommen.
14 h
NE 7 mps
763.6 mm
21 11
NE 5 „
762.0 mm
Auf See halten die kontinentalen Ostwinde einen herrlich schönen Tag mit Temperaturen
von 16 bis 18° zur Folge, während es an der französischen Westküste zu tropischen Hitze
graden kam: