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Full text: 53, 1934/35

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Dr. Helmut Springstubbe: Die Gezeiten-Erscheinungen im St. Lorenz Golf. 
Mäherangsweise kann man aber ihre Wirkung in Rechnung stellen. Der Hub der durch die ablen 
kende Kraft der Erdrotation hervorgebrachten Querschwingung berechnet sich rein statisch nach 
der Formel: 
n 
4 (o b 
g vn 
.\g V . 
n 
2 
Die Phase der Querschwingung ist gegenüber der der Längsschwingung um 3 h verschoben, denn 
in einer stehenden Welle sind ja die horizontalen Geschwindigkeiten, die die Querschwingungen ver 
anlassen, 3 h vor oder nach Hochwasser am stärksten. Man kann nun bei der Miteinbeziehung der 
ablenkenden Kraft in die Berechnung der Gezeiten grundsätzlich zwei Wege einschlagen, um einen 
Vergleich zwischen Theorie und Beobachtung herbeizuführen. 
Einmal kann man, nachdem die Tidenhübe der Längsschwingung bekannt sind, den Hub der Quer 
schwingung nach obiger Formel errechnen und die Querschwingung mit der Längsschwingung über 
lagern, wobei man berücksichtigen muß, daß die Querschwingung an den beiden Küsten um 6 h von 
einander verschiedene Phase hat. Man erhält dann für beide Küsten verschiedene Phasen, aber gleiche 
Tidenhübe, und diese Ergebnisse kann man mit den Beobachtungen für beide Küsten vergleichen. 
Man kann aber auch so vorgehen, daß man die vorhandenen Beobachtungsangaben als richtig unter 
stellt und von diesen die rechnerisch ermittelte Mitschwingungsgezeit abzieht. Man behält dann als 
Ergebnis die Wirkung der ablenkenden Kraft der Erdrotation übrig, diese kann man dann mit den 
ebenfalls zu errechnenden Querschwingungen vergleichen. Man ermittelt also die Differenz: Beob 
achtungen — theoretische Mitschwingungsgezeit. Diese Methode, die ihrem Wesen 
nach der ersten eigentlich völlig gleich ist, wurde von v. Sterneck bei der Berechnung der Amphi- 
dromie in der nördlichen Adria als einer Folgeerscheinung der ablenkenden Kraft der Erdrotation 
mit Erfolg angewandt. 
Auch hier wurde so vorgegangen, daß zuerst die Beobachtungen an den Küsten zusammenge 
stellt wurden. Nun war ja vorher auf das Genaueste die Mitschwingungsgezeit der Hauptwelle und 
der Belle Isle-Welle für das ganze Gebiet des inneren Golfs berechnet worden. Subtrahiert man nun 
von den beobachteten Größen des Tidenhubs und der Phase an den einzelnen Stationen die Summe 
der Haupt- und Belle Islewelle an dieser Stelle, so muß unter Vernachlässigung der geringen selbstän 
digen Gezeiten als Ergebnis der reine Einfluß der ablenkenden Kraft der Erdrotation übrigbleiben, 
die „isolierte Wirkung der ablenkenden Kraft der Erdrotation", in Tab. 14 ist die Rechnung für eine 
Anzahl von Beobachtungsorten an der Südküste und an der Nordküste aufgeführi. Man ersieht, wie 
an der Südküste, insbesondere an den Stellen, wo der Golf sich so stark verbreitert hat, die Ein 
wirkung der ablenkenden Kraft sehr groß wird und in der Amplitude den Wert von 100 cm erheblich 
überschreitet; an der N-Küste ist sie noch viel stärker bemerkbar, sie scheint hier stellenweise 200 
cm im Hub zu erreichen. Längs dem Querschnitt 24, an dem der Nordzipfel ansetzt, wurden Phase und 
lidenhub konstant angenommen. 
Um einen Vergleich durchzuführen, wurde berechnet, welche Schiefstellung sich vermöge der 
ablenkenden Kraft an einem jeden Querschnitt der Hauptwelle einstellen müßte. Eine Zusammen 
stellung dieser Berechnung für die Querschnitte der Hauptwelle ist in Tab. 15 gegeben. Die Quer 
schnitte 35 bis 38 wurden hierbei fortgelassen, da sich infolge des Nordzipfels an ihnen keine ge 
nauen Werte von i : und von der Breite b, infolgedessen auch keine genauen Werte von T t an 
geben lassen. Selbstverständlich mußte die Querschwingung bei den Querschnitten 25 bis 30 
tür die Querschnittsteile im Norden von Anticosti in der Mingan-Straße und im Süden von Anticosti 
getrennt ermittelt werden, — In der Tab, 15 sind die Querschnittsteile in der Mingan-Straße mit 
25' bis 30' bezeichnet. Für den Querschnitt 31, an dem sich die Ostspitze von Anticosti erhebt, hat 
es keinen Sinn, eine theoretische Querschwingung zu berechnen, da der Übergang sich in der Wirk 
lichkeit nicht so plötzlich bemerkbar machen kann; denn mit der geringeren Breite nehmen nach 
obiger Formel auch die Querschwingungen stark ab. Am wesentlichsten dürfte jedoch sein, daß für 
einen ganzen Querschnitt gleiche Horizontalbewegungen angenommen wurden, was nur angenähert 
der Fall sein wird, Abb. 10 zeigt in der voll ausgezogenen Kurve den Verlauf der Wirkung der Erd 
rotation längs der Querschnitte 24 bis 44 der Hauptwelle an der Nordküste des Golfs. Die wenigen 
Stationen von Anticosti sind mit Kreuzen eingetragen und schließen etwa beim Querschnitt 31 an 
den Hauptverlauf an. Die theoretische Querschwingung ist durch die gestrichelte Linie dargestellt. An 
den Querschnitten 24 bis 30 in der engen Mingan-Straße hält sie sich dicht am Verlauf der aus den 
Beobachtungen gewonnenen geringen Werte und macht dann ebenfalls bei der großen Verbreiterung 
auf den Querschnitt 32 die entsprechende Vergrößerung der Querschwingung mit; dieser Hub hält 
sich bis Querschnitt 42 über 100 cm und fällt dann erst in der Cabot-Straße ab. An der Küste von 
Anticosti müssen sich natürlich größere Hübe der Querschwingung zeigen als an der Nordküste der
	        
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