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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 53. Band. Nr. 2.
Wollte man die Rechnung aus Tab. 2 nördlich und südlich Anticosti getrennt weiterführen, so
würde man auf Schwierigkeiten stoßen; die gesamte durch Querschnitt 21 hindurchgeschobene Was
sermenge ist gemäß der Grenzbedingung bekannt, etwa 90,0 km 3 . Unbekannt ist aber, welche Was
sermenge bei der Mingan-Straße (Querschnitt 21und wieviel durch den Teil südlich Anticosti
(Querschnitt 21) hindurchgeschoben worden ist. Die Mingan-Straße wurde auch als beiderseits
offener Kanal behandelt, doch ist diese Berechnung für den Gesamtverlauf weniger von Bedeutung.
Die Berechnung zeigte deutlich, daß aus der Mingan-Straße nur sehr wenig Wasser in den Trichter
tritt, nämlich 2km 3 ; dies ist nur ein unbedeutenderTeil der Wassermenge, die sich zur Zeit des Hoch
wassers im ganzen Trichter befindet, nämlich 90 km 3 . Das Mitschwingen des Trichters wird also
fast ganz durch das Hineintreten von Wassermengen erzeugt, die ihren Weg durch den großen und
tiefen Hauptkanal genommen haben. Krümmel hatte noch gemeint, daß die Welle nördlich von Anti
costi in den Trichter hineinschwenkt; das ist nicht der Fall. Die Mingan-Straße schwingt mit dem
Golf mit; an ihrem W-Ende tritt nur ein verschwindend kleiner Teil in den Trichter ein. Um aber
die Wirkung der Erdrotation aus dem Spiel zu lassen, ist es für die Weiterberechnung der Haupt
welle später von Vorteil, die Querschnitte bei Anticosti quer durch die Insel bis zur N-Küste durch
zulegen, damit östlich vom Querschnitt 24 der Gesamtverlauf der Gezeit in einer Rechnung zusam
mengefaßt ist.
2. Die Mitschwingungsgezeiten der Chaleur-Bay,
Als besondere Eigenschaft der Gezeiten in der Chaleurbay hat bereits Harris erkannt, daß der
Verlauf in dieser Bucht auf der Ausbildung einer stehenden Welle beruht. In der Tat bestätigen
die Hafenzeiten von 10 Orten, daß die Phase an der Mündung der Bay bis hinauf nach Dalhousie
an der Spitze der Bucht fast gleich bleibt, und zwar ziemlich genau 3 Mondstunden. Der Tidenhub
nimmt nach innen langsam aber stetig zu. An der Mündung beträgt er nur etwa 150 cm, während
er in der Flußmündung fast 3 m erreicht. — Der rein stehende Charakter der Welle legt die An
nahme nahe, daß die Gezeit durch reines Mitschwingen verursacht ist. Zur rechnerischen Bestim
mung der Schwingungsform wurden 9 Querschnitte senkrecht zur Mittellinie gelegt.
Tabelle 5.
Die Mitschwingungsgezeii der W^ssermassen in der Chaleur-Bay.
Quer
schnitte
S(x)
km 2
v(x)
km 2
qn
km 3
2 £
m
2 J n
cm
2 V
cm
c • 2 //
c =* 2,6 r >
cm
1
0
0
+ 100
265
2
0,161
142,3
+0,140
- 868
-3,51
+ 96,49
256
3
0,529
359,8
+0,479
- 905
-3,66
+ 92,84
246
4
0,734
570,1
+0,992
-1352
-5,46
+ 87,37
232
5
1,304
591,3
+ 1,496
-1147
-4,64
+ 82,74
219
6
1,141
620,5
+1,989
-1743
-7,04
+ 75,70
201
7
1,441
525,0
+2,368
-1644
-6,64
+ 69,06
183
8
1,871
780,5
+2,883
-1541
-6,23
+ 62,83
166
9
2,113
660,3
+3,277
-1551
-6,27
+ 56,57
150
Die Tiefen und Maße wurden aus der Britischen Admiralitätskarte Nr. 1715 ermittelt. Die not
wendigen Größen und die wesentlichen Werte der Rechnung stehen in Tab. 5. Die Rechnung wurde,
da eine nennenswerte Verzögerung der Gezeit von der Mündung bis zum Querschnitt 1 nicht er
folgt, ohne Berücksichtigung einer Reibungswelle durchgeführt. Unter der Annahme, daß am inneren
Ende der Tidenhub 2 = + 100 cm beträgt, wurde die Rechnung begonnen und schrittweise bis
zum Querschnitt 9, der sich auf einer Verbindungslinie von der Miscou-Insel zur gegenüberliegen
den Festlandküste befindet, fortgeführt. Man erhält unter dieser Annahme einen Tidenhub von