Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 53. Band Nr. 6
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i. Der Aufbau der Rhinplate.
Die obere Schicht der Bank besteht aus grauem, sandigem Schlick, die folgende Schicht dagegen aus
hellem Flußsand mit einer geringen Schlickbeimengung. Weiter nach unten erhält der Sand wieder eine
dunklere Farbe und wird sehr feucht. Hierunter liegt ein fester, dunkler Kleiboden. Die Bohrung ist auf
der flachen Böschungsseite vorgenommen worden.
2. Die Form der Rhinplate.
Die westliche Seite der Bank fällt langsam ab, die östliche dagegen hat eine ziemlich steile Böschung.
Auf der nördlichen, westlichen und südlichen Seite erfährt die Plate einen Abbruch. Im Westen fällt sie
daher mit einem kleinen Absatz ab, um sich dann
in einem langen Kleiwatt fortzusetzen. Die Ab
bruchskante ist im Norden und Süden am stärk
sten ausgeprägt. Wir haben hier ein Rethab-
bruchsufer. Man kann an diesen Stellen deutlich
erkennen, daß die oberen Sandschichten der
Plate auf festem Klei liegen. Das Kleiwatt selbst
erleidet einen starken Abbruch. Es wird schollen
förmig abgebrochen, so daß man deutlich die
Schichtung des Watts erkennen kann. (Siehe
Bild 37.) Auf der steileren Böschungsseite tritt
auch der Kleiboden hervor, aber er fällt ziemlich
steil ab.
Den stärksten Abbruch erfährt die Rhinplate
auf der nördlichen Seite. Ich kann mich noch aus
meiner Kinderzeit sehr deutlich daran erinnern,
daß die Plate auf dieser Seite mindestens 60 m
länger war als heute. Die Schuld an dem Abbruch wird der künstlichen Stromverlegung, die schon seit
Jahren bei Cuxhaven vorgenommen wird, gegeben.
Auf der nördlichen Seite wird die Rhinplate noch durch eine natürliche Sandaufschüttung verlängert,
die fast bis zur Störmündung reicht. Auch auf der südlichen Seite kann man eine solche beobachten. Sie
bildet eine spitz zulaufende Zunge, die sich nur wenig über den mittleren Niedrigwasserspiegel erhebt.
3. Die wahrscheinliche Entstehung der Rhinplate.
Mit der Entstehung der Glückstädter Rhinplate hat man sich bis jetzt nur sehr oberflächlich be
schäftigt. Man vertrat in der Öffentlichkeit die Ansicht, daß diese eine Flußsandbank sei, die durch den
Stau von Rhin und Elbe entstanden ist. Diese Anschauung muß aber Bedenken erregen, da es sehr unwahr
scheinlich ist, daß der Rhin als ehemaliger Priel (Inlandpriel) soviel Material herantragen konnte, oder daß
bei der geringen Geschwindigkeit des Rhinwassers die Elbe durch dieses eine solche Stauung erfuhr, daß
eine so große Anhäufung von Sand zustande kam.
Durch die in der Arbeit weiter oben dargestellten Beobachtungen hat sich eine neue Möglichkeit er
geben, die Entstehung der Rhinplate zu erklären. Diese ist wahrscheinlicher als die obige. Drei Beobach
tungen sind es, auf die sich die folgende Darstellung stützt. Diese sind:
1. Die Form der Plate erinnert sehr stark an die des Bielenberger Sandes. Die Plate hat eine all
mählich abfallende Böschung auf der Elbseite und eine steile auf der Uferseite.
2. Der Aufbau der Plate ist ähnlich wie der des Bielenberger Sandes.
3. Die Plate liegt auf einem festen Kleiuntergrund.
Aus diesen drei Beobachtungen läßt sich folgende Theorie entwickeln: Die Rhinplate ist eine ehemalige
Uferströmungsbank, die genau so entstanden ist, wie der Bielenberger Sand. Der feste Kleiuntergrund ist
ein Überrest von einem alten Vorlandwatt, das früher weiter in der Elbe gelegen hat. Das Glückstädter
Fahrwasser ist ein ehemaliger Höker, der durch Stromverlegung erweitert wurde. Die Ufer bei Glückstadt
müssen weiter elbeinwärts gelegen haben.
Diese Theorie wird gestützt und gefestigt durch den Fund der Kulturschichten im Abbruchwatt. Diese
zeigen deutlich, daß das Land früher weiter in die Elbe hinein sich erstreckt hat. Detlefsen hat durch