Skip to main content

Full text: 53, 1934/35

Haarnagel: Eine landschaftskundliche Untersuchung des Elbufers zwischen Glückstadt und Kollmar 
23 
Als Teilform treten uns im Abbruchsufer die talbuchtartigen Einschnitte entgegen. Sie sind besonders 
stark dort ausgebildet, wo Priele ins Watt münden. Hier hat sich das Wasser tief in das Vorland eingefressen. 
Das Abbruchsufer ist bis zu den Grüppen vorgedrungen. Der Boden unter diesen ist lockerer und daher 
nicht so widerstandsfähig. Die stärkere Auflockerung des Bodens erfolgt durch den Frost. Der Boden ist 
hier feuchter, er kann daher auch mehr aufgelockert werden. Das Wasser wühlt sich zuerst unten in das 
Ufer ein; dadurch bildet sich eine spitz zulaufende Höhle. Diese wird immer größer und schließlich stürzt 
ihre Decke ein. Im Vorland ist so ein Einschnitt entstanden. (Siehe Bild 22 und 23). 
Der so entstandene Einschnitt wird nun durch die Brandungswellen erweitert. Dies geschieht fol 
gendermaßen: (zur Veranschaulichung werde ich den Einschnitt als ein Dreieck ABC darstellen). 
Der Wellenkamm kommt heran und trifft dabei auf den Einschnitt ABC. Er wird bei den Punkten A 
und B zerschnitten. Seine beiden äußeren Teile schlagen gegen das Ufer, der mittlere Teil aber von der 
Länge AB versucht in den Einschnitt einzudringen (Figur 2). Dabei erfährt er aber eine Pressung, denn der 
Einschnitt wird nach C hin immer enger. Der Wellen 
kamm AB ist zu breit, er muß für seine Wassermassen 
einen Ausweg suchen. Die Wasserteilchen, die am Rande 
des Einschnitts entlang laufen, erfahren durch den ent 
stehenden Druck trotz der größeren Reibung am Ufer 
Skizze 9. Figur 1—3. 
Skizze 10. Figur 4 und 5. 
eine Beschleunigung und eilen den Wasserteilchen der Mitte voraus. Der Wellenkamm AB bildet dadurch 
einen Bogen, der nach dem Ufer hin konkav ist (Figur 3). Der Bogen in Fig. 3 ist zur Veranschaulichung 
übertrieben gezeichnet. Die vorauseilenden Wasserteilchen treffen sich schließlich bei dem Punkte C. 
Hier schlagen sie mit solcher Wucht gegeneinander, daß eine hohe Wassersäule aufspritzt, die ihr Wasser 
weit über das Vorland aussprüht. Der Spritzer entwickelt solche Kraft, daß er Erdstücke aus dem Ufer 
losreißt und diese auf das Land schleudert. 
Die nächstfolgende Welle gelangt nicht in den Einschnitt. Sie wird von dem zurückdrängenden Wasser 
der ersten Welle schon vorher zum Brechen gebracht. Erst bei der dritten Welle wiederholt sich derselbe 
Vorgang. 
Durch die bogenförmige Bewegung des Wassers erhält der Einschnitt bei C eine Rundung. Er wird bald 
zu einer runden Bucht. 
Mit der obigen Darstellung gerate ich in einen ganz offensichtlichen Gegensatz zu Philippson, der 
diesen Vorgang gerade entgegengesetzt darstellt. Er schildert den Vorgang folgendermaßen: „Beim Ein 
dringen der Wellen in eine Bucht erleiden dieselben an den beiden Seitenufern der Bucht eine Hemmung 
durch die Reibung an den Gestaden und dem seichten Ufergrund. Die Wellenkämme bilden daher beim 
Eindringen in eine beliebig gestaltete Bucht Kurven, welche nach dem Meer zu konkav sind.“ (Fig. 5). 
Ich kann dieser Theorie, die theoretisch ja sehr einleuchtend ist, nur mit meinen praktischen Fest 
stellungen, die ich allerdings nur in meinem Gebiet vorgenommen habe, entgegentreten. Ich habe an Sturm 
tagen oft an einer Bucht die Arbeit der Wellen beobachtet. Das fotografische Festlegen dieses Vorgangs war 
mir unmöglich wegen der Spritzer. Außerdem scheint mir eine Kurve des Wellenkamms nach Philippson,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.