Haarnagel: Eine landschaftskundliche Untersuchung des Elbufers zwischen Glückstadt und Kollmar
und Kühe ist darauf zurückzuführen, daß die Be
sitzer der Weiden zu weit abwohnen, um die Kühe
melken und um die Pferde nach der Arbeit noch
dorthin treiben zu können. Das Vorland gehört
nicht, wie wir bei den beiden anderen Vorlandarten
noch sehen werden, den Anliegern, sondern ist von
Alters her im Besitz der Großbauern geblieben. Die
Besitzer wohnen 5—20 km vom Vorland entfernt.
Das Gras im Vorland ist außerdem schlecht als
Futter für Kühe geeignet. Der Bauer sagt: die
Wiesen sind unrein. Die Milch der Kühe, die hier
geweidet haben, läßt sich schlecht buttern, Ziegen
können im Vorland überhaupt nicht grasen. Die
Pflanze, die das Gras unrein macht, nennt der Bauer
Duwock oder Kuhtod. Sie gehört in die Familie der
Schachtelhalme (Equisetum palustre); sie ist giftig
und ruft, in größeren Mengen genossen, beim Vieh
Erkrankungen hervor. Nur durch Walzen kann man
diesen Schachtelhalm bekämpfen und die Weide
flächen von ihm reinigen. Das Gras am Deich da
gegen ist rein. Der Deich ist daher zuweilen von
einem Anlieger gemietet, der hier seine paar Kühe grasen läßt.
Es folgt nun eine Skizze von dem beschriebenen Gebiet.
b) Das Abbruchsvorland mit natürlicher und künstlicher Entwässerung.
Das zu beschreibende Gebiet wird im Süden von dem geschützten Vorland Steindeichs, im Westen
von dem Abbruchufer, im Norden von dem Vorland mit Stillstandsufer und im Osten von dem Deich be
grenzt. Das Abbruchsvorland zieht sich 2 1 / 2 km in nordwestlicher Richtung an der Elbe hin. Der Deich
verfolgt bis zum Bielenberger Leuchtturm dieselbe Richtung. Liier biegt er nach Norden ab und geht nun
in gerader Richtung bis Schleuer. Der Deich ist auf der Strecke von Bielenberg bis Schleuer dreimal durch
brochen, und zwar von der Schleuse, die den Langenhals vom Außenhafen trennt, und von zwei Durch
fahrten. Die erste Durchfahrt führt zu dem Bielenberger Hafen, die andere bei Schleuer ins Vorland.
Im Abbruchsvorland tritt uns noch eine Landschaftsform entgegen, die für sich behandelt werden muß:
die Bielenberger Hafenlandschaft.
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Skizze 3.
I. Die Hafenlandschaft.
Die Hafenlandschaft gliedert sich wieder in zwei Teillandschaften. Man muß den eigentlichen Hafen von
dem Hafenpriel unterscheiden, da dieser eine Naturlandschaft, jener mehr eine Kulturlandschaft darstellt.
Der Hafen ist im Hintergrund vom Deich begrenzt. Alle drei anderen Seiten sind unbegrenzt. Das
Hafenbecken ist zweiseitig durch eine Zementmauer befestigt. Im Norden bildet eine Kaimauer den Schutz,
im Osten die Schleuse. Auf der Seite der Kaimauer befindet sich ein mit Kopfsteinen gepflasterter Stapel
platz, der aber heute nur noch sehr wenig Verwendung findet. Auf der Seite der Schleuse sind zwei große
Masten errichtet, die zum Trocknen der Netze verwandt werden.
Die südliche Seite des Hafens ist ungeschützt. Sie bildet ein natürliches Prielufer. Dieses mag beim
Bau des Hafens aus praktischen Gründen nicht verändert worden sein, denn hier ziehen die Fischer im
Herbst ihre Boote auf den Deich und zwar so hoch, daß bei Sturmfluten das Wasser sie nicht erreichen kann.
Im Frühjahr, wenn das Eis verschwunden ist, werden die Boote gereinigt, geölt und auf demselben Wege
wieder in den Hafen befördert. Als ständige Fahrzeuge liegen im Hafen zwei Boote von Aal- und Butt
fischern, ein kleines Transportschiff und das Motorschiff des Tonnenlegers, der in Bielenberg stationiert ist.
(Siehe Bild 1.)
Der Hafenpriel hat den Charakter eines reinen Vorlandpriels; vor allem, da erlange Jahre nicht mehr
ausgebaggert wurde. Er wird durch die aufwühlende Wirkung der Schrauben der Fischerboote und des
Tonnenlegers einigermaßen vom Schlick freigehalten.